Allgemeine Berichte | 21.08.2017

Münzen und Keramiken in den „Streifenhäusern“ sind Belege für die „Römerstadt“

Ein weiterer Schritt zum Weltkulturerbe

Die Funde sind ein Beleg dafür, dass es rund um das einstige römische Kastell in Remagen eine Ansiedlung von Händlern gegeben hat

Grabungsleiter Stefan Ciesilski an der Fundstätten am Rande des römischen Kartells auf dem Gelände für den Hotelbau und die Wohnbebauung durch die Gebrüder WahlAB

Remagen. Also Schätze, die sich einfach im Internet verticken lassen, sind es nicht, die Funde, die die Archäologen nun in wochenlanger Kleinarbeit auf dem Gelände des ehemaligen Verkehrsverlages sicher gestellt haben. Doch für die Wissenschaft ist es ein „sensationeller Fund, der zum ersten Mal als Beleg dafür liefert, dass es rund um das einstige römische Kastell eine Ansiedlung von Händlern gegeben hat“., sagt Peter Henrich, der Leiter der Außenstelle Koblenz der Landesarchäologie. Denn bislang wurden nur Funde innerhalb der alten Kastellmauern sicher gestellt, nun ist man auch außerhalb fündig geworden.

Lockt heute noch der Jakobsmarkt Tausende von Menschen in die alte Römerstadt am Rhein, so kann nun davon ausgegangen werden, dass vom ersten bis vierten Jahrhundert „Streifenhäuser“ die römische Straße, die heutige Marktstraße, säumten, in denen Händler ihre Ware feilboten, in denen Menschen lebten und am Grill ihre Ware für die römischen Besatzer und sich selbst zubereiteten. In dem alten „Vicus“ arbeiten zur Zeit die Archäologen, legen mit kleinen Schäufelchen und großen Baggern Reste von vier Streifenhäusern frei, finden unzählige Reste von Keramiken, Münzen mit dem Aufdruck Kaiser Konstantins und TR für Trier, Schlacke und Eisenreste. Auf 3000 Quadratmetern sind die Arbeiten der Firma Dewa GmbH und der Investoren, die Gebrüder Wahl aus Kripp, die ein Wohnareal mit Hotel- und kleinerer Geschäftsnutzung im Karree Seelenstraße, Bismarkstraße, Bahnhofstraße, Marktstraße errichten, eingestellt. „Wir arbeiten hervorragend zusammen“, betont Henrich, damit wir den einstigen Bestand der Häuser am Rande des Kastells dokumentieren und katalogisieren können“. Für ihn ist der Fund in Remagen, der weit über die bisherigen Funde in der Innenstadt, dort wo einst die Legionäre im Kastell lebten, die TOP fünf in seinem Berufsleben.

Zahlreiche Funde wurden gesichert

500 Kisten, so der örtliche Grabungsleiter Stefan Ciesilski, mit allen möglichen Fundstücken hätte man schon gesammelt, die nun in mühsamer Kleinarbeit katalogisiert und ausgewertet würden. Mit Kreidestrichen sind neben den noch gut sichtbaren Mauerresten die fünf bis acht Meter breiten Streifenhäuser aufgezeichnet, in denen zur Straße die Verkaufsstände standen, und sich im hinteren Teil der Wohnbereich befand. Ein alter Brunnen ist klar zu erkennen. Auch eine alte Fäkalgrube ist erkennbar, so richtig schön grün ist dort der Lehmboden. Die Archäologen können mit ihrer Erfahrung genau bestimmen, welche Funde, aus welchem Jahrhundert stammen. „Ende des 2. Jahrhunderts waren die Häuser schon aufgegeben“, sagt Henrich. Auch Kunst, heute ein Vorzeigeding in Remagen, hat es einst schon gegeben. Ciesilski zeigt auf eingeritzte Striche in der Mauerwand. „Also, wir würden heute Strichmännchen dazu sagen“, schmunzelt er, „doch es ist sicherlich ein Beweis dafür, dass sich auch einst die Menschen hier in Remagen um Bildnisse bemüht haben.“ Stadtarchivar Kurt Kleemann, der Leiter des Römischen Museums an der Kirchstraße, ist an den neuen Funden sehr interessiert. Er, der auch Sibylle Friedrich bei ihrer Doktorarbeit über die Römerzeit in Remagen begleitet hat, hofft, dass das Museum von der Landesarchäologie nach der Katalogisierung Teile der Funde zur Verfügung gestellt bekommt. Peter Henrich stellte das in Aussicht. Auch betonen die Fachleute, dass Remagen auf dem Wege zum Kulturerbe einen wesentlichen Schritt weiter gekommen ist. Der „Nasse Limes“, die Grenze der römischen Provinz Niedergermanien bis Katwijk an Zee soll zum Unesco-Welterbe ernannt werden. Der Antrag ist gestellt. „Das mag zwar einen hohen touristischen Wert haben“, unterstrich Henrich, doch eigentlich geht es darum, diese Schätze der Vergangenheit zu schützen und zu bewahren, so der Archäologe. Die Arbeit am „Stadtpalais“ und seiner Tiefgarage geht derweil weiter, da die Arbeit der Archäologen in der Hälfte des Areals bereits abgeschlossen ist. Bis Oktober sind die Nachfahren von Indianer-Jones, so Henrich, noch unterwegs, dann räumen sie die alte römische Verkaufsstätte. AB

In mühsamer Kleinarbeit werden die Funde geborgen.

In mühsamer Kleinarbeit werden die Funde geborgen.

Archäologe Dr. Peter Henrich holt die Münze aus einer „Schatzkiste“

Archäologe Dr. Peter Henrich holt die Münze aus einer „Schatzkiste“

Grabungsleiter Stefan Ciesilski an der Fundstätten am Rande des römischen Kartells auf dem Gelände für den Hotelbau und die Wohnbebauung durch die Gebrüder WahlFotos: AB

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