Allgemeine Berichte | 08.02.2021

Liesel Ramershoven ist im Alter von 97 Jahren verstorben

Eine „Grande Dame“ der Gastlichkeit

Die Kottenheimer Tollitäten schätzten „ihre Liesel“ immer. In jeder Session erhielt Sie die Orden von den jeweils amtierenden Prinzen. Das Foto zeigt die Kult Wirtin hinter dem Tresen des „Blauen Eck“. Foto: Archiv BS

Kottenheim. Ihr Alter sah man Liesel Ramershoven wohl kaum an. Denn die Wirtin des Kottenheimer Kultgasthauses „Blaues Eck“ sprühte immer voller Elan. Nun ist die beliebte „Grande Dame der Gastlichkeit“ im hohen Alter von 97 Jahren verstorben.

Wahrlich ein passender Anlass, zurück zu blicken. Akribisch genau erzählt sie „BLICK aktuell“ einst den Werdegang ihrer Wirtschaft, dem berühmten Kottenheimer „Blauen Eck“ von Anfang an. Damals, 1910, als der Großvater Josef Schönberg das gastliche Unternehmen von Schreinermeister Olligschläger aus Mendig – exzellent der Zeit entsprechend – in edlem Holz ausgestalten ließ. Nach dem Krieg, im Jahre 1946, als es in Kottenheim noch 10 Gaststätten gab, übernahm dann die Enkelin Liesel Ramershoven gemeinsam mit ihren engsten Familienangehörigen als „neue Wirtin“ die Gaststätte.

Nun gab’s in Kottenheim gleich zwei gastliche Häuser mit dem Namen „Schönberg“. Also musste Abhilfe her. Das im unteren Teil des Ortes hieß dann „Zur Post“ und Liesels Wirtschaft „Blaues Eck“. Diese Namensfindung entsprang einem Zufall. Weil zu dieser Zeit viele Kottenheimer im fernen Köln ihr Brot verdienten, besuchten sie dort abends auch urige Gaststätten. Am Wochenende bei Liesel an der Theke sagte jemand plötzlich: „Hai sait et jenau esu aus be en Kölle em Blaue Eck“ – und schon war der Begriff geboren. Fortan hieß das Gasthaus an der Ecke Bachstraße/Kirchstraße „Blaues Eck“. Ein gastliches Haus, das mittlerweile über 105 Jahre Bestand hat und in dessen Räumlichkeiten der Atem der Geschichte und der Erinnerungen wehte. An den Wänden, die immer noch die gleichen Holz-, und Verkleidungen wie ehemals trugen, erblickte man viele dieser Erinnerungen. Bilder, die dem Beschauer Vieles erzählen könnten, von Menschen, die hier einst ein- und ausgingen. Und mittendrin fungierte das echt „Kotteme Mädchje“ Liesel, eine wahre Institution im Dorf der „Lachenden Kartoffel“.

„Solange ich noch ‚unne de Leut‘ sain kann, geht es mir gut“, so die betagte Wirtin vor gar nicht langer Zeit, zu BLICK aktuell. Sie hatte damals allerdings nur noch an Montagen ihren großen Gastraum geöffnet. Viele Stammgäste, die sich auch schon mal selber am Buffet bedienen, ließen es sich nicht nehmen bei „Liesel“ einzukehren. Das war immer so, und so sollte es auch bleiben.

Ein ganz besonderes Renommee genossen stets Kottenheims Altbürgermeister, Toni Schüller, und Heinz May, die sonntagmorgens im Gasthaus gemeinsam mit Liesel „Siewe Ström“ spielen. Das war nun mal seit Jahren zur Tradition geworden. Dann saßen sie ganz unter sich im Gastraum und schwelgten in Erinnerungen. In dieser Zeit zapfte die kultige Wirtin alle gängigen Biersorten. Liesel Ramershoven hatte immer aus ihren Erinnerungen zu erzählen: Als die Fußballer sich an de „Komp“ en „oosem Haff“ nach den Spielen erfrischten, als die Närrinnen und Narren bei den berühmten „Nachsitzungen“ bis zur Tür raus standen oder gar das ganze Treppenhaus „bess owe hin“ bevölkerten. Unzählige Stammtische hatten immer ihren angestammten Platz und die Karnevalisten oder Sänger probten ihre Einsätze.

Die Kottenheimer Tollitäten schätzten „ihre Liesel“ immer. In jeder Session erhielt sie die Orden von den jeweils amtierenden Prinzen. Vier Jahre lang, bis 2020, lebte Liesel Ramershoven bei ihrer Nichte in Kottenheim. Dort wiederholte sich an jedem Sonntag das aus der Gaststätte bekannte „Siewe Ström“-Prozedere. Ortschef a. D. Toni Schüller und Walter Mohr hatten vor Corona mit Liesel Ramershoven sogar im Mayener Klösterchen, in dem sie bis zu ihrem Tode ein Jahr wohnte, noch Karten gespielt. Schüller bedenkt gegenüber „BLICK aktuell“ die „Kult-Wirtin“ mit einem Kompliment, das von Herzen kommt: „Sie war für alle Kottenheimer ein Juwel. Mit ihrem Tode geht eine große Ära zu Ende. Liesel war eine offene, freundliche Wirtsfrau, die hier von allen, die sie kannten und schätzten, von Herzen geliebt und geachtet wurde.“ Mit Sicherheit wird Liesel aus des Himmels Höhen auf „ihr Kottenheim“ und seine Menschen herab schauen.

Bernd Schmitz

Die Kottenheimer Tollitäten schätzten „ihre Liesel“ immer. In jeder Session erhielt Sie die Orden von den jeweils amtierenden Prinzen. Das Foto zeigt die Kult Wirtin hinter dem Tresen des „Blauen Eck“. Foto: Archiv BS

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare

Ahrtalbahn: Feierliche Eröffnung am 12. Dezember

  • H. Schüller: Danke, dass Sie meine Kommentare lesen. Ihre Antwort belegt allerdings, dass Sie über die Petition und das darin zitierte Gerichtsurteil urteilen, obwohl Sie es nicht einmal gelesen haben. Wer ein fehlerhaftes...
  • Horst Krebs: Am meisten sind die Menschen von der Oberleitung betroffen, die im 30m Bereich der Oberleitung wohnen. Die magnetischen Wechselfelder machen krank, es gibt eine Menge Studien darüber, vor allem in der Schweiz.
  • Boomerang : Das ganze Gezeter hier erinnert schwer an die Helikoptermütter die durch die Wohnung rennen und alles abpolstern un Steckdosen zukleben. Wir haben als Kinder auch Verbote missachtet,aber wir haben beigebracht...
  • Horst Krebs: Die Freude über die elektrifizierte Ahrtalbahn ist sicherlich verständlich. Worüber man nicht spricht sind die gesundheitlichen Auswirkungen der elektromagnetischen Wechselwechsel. Es muss sichergestellt...
  • Klaus Brettner: ein Link wäre nicht schlecht
  • Joachim Steig : Ein schönes PM-Statement der Mehrheitsfraktionen im Stadtrat. Für eine wirksame und bürgernahe Arbeit von Ortsvorsteher oder Ortsvorsteherin ist aber weniger das Auswahlverfahren als die Qualifikation des Kandidaten oder der Kandidatin entscheidend.
Dauerauftrag
Anzeige Haushaltsauflösungen und Ankauf
Baumfällung & Brennholz
med. Fußpflege
Anlagenmechaniker
Mitarbeiter für Verkauf/Büro (m/w/d)
PR-Anzeige Hr. Bönder
Shopping-Genuss-Abend in Bad Neuenahr-Ahrweiler am 20.11.25
Empfohlene Artikel

Weitersburg/Sayn. Die Chorgemeinschaft MGV „Rheinland“ Weitersburg / MGV 1862 Sayn bereitet sich auf ihre Adventskonzerte am 14. Dezember 2025 um 16 Uhr in der Pfarrkirche „St. Marien“ in Weitersburg und am 21. Dezember 2025 um 16 Uhr in der Abteikirche Sayn vor. Nach dem erfolgreichen Auftakt im vergangenen Jahr in Weitersburg setzt die Chorgemeinschaft auch in diesem Jahr auf eine festliche musikalische Gestaltung.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Spendenübergabe im Tierheim Andernach

Freude über 1000 Euro

Andernach. Der Tierschutzverein Andernach u.U.e.V. erhält täglich viele Emails. Eine solche Nachricht lässt das Herz jedoch höherschlagen: „Wir möchten als Pflegedienst ihre wertvolle Arbeit im Tierheim mit einer Spende unterstützen. Für die Übergabe unserer diesjährigen Spende würden wir gerne einen Termin mit Ihnen vereinbaren.“ Dorothee Schünemann-Diederichs nahm mit einem herzlichen Dankeschön einen großzügigen Spendenscheck von 1000 Euro entgegen.

Weiterlesen

Schulhofumgestaltung der Marienschule Breitscheid

Neugestaltung des Schulhofes eröffnete an St. Martin

Breitscheid. Was lange währt, findet ein gutes Ende. Bereits während der Corona-Zeit wurde von der Ortsgemeinde Breitscheid in Zusammenarbeit mit Schulleitung und Elternbeirat das Projekt zur Schulhofumgestaltung der Marienschule Breitscheid auf den Weg gebracht. Die Planung wurde an das ortsansässige Planungsstudio Nico Siebke vergeben. Die Bauarbeiten wurden weiten teils in den Sommerferien 2025 durchgeführt.

Weiterlesen

Weihnachtsmärkte und Adventsveranstaltungen in Bendorf und Umgebung

Besinnliche Zeit mit Familie und Freunden

Bendorf. Die Adventszeit in Bendorf und Stadtteilen ist auch 2025 wieder von vielen stimmungsvollen und festlichen Veranstaltungen geprägt. Von Weihnachtsmärkten über handwerkliche Ausstellungen bis hin zu besonderen kulturellen Highlights – es gibt zahlreiche Anlässe, bei denen man die besinnliche Zeit mit Familie und Freunden genießen kann.

Weiterlesen

Dauerauftrag 2025
Rund ums Haus
Kreishandwerkerschaft
Daueranzeige
Mülltonnenreinigung
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0492#
Anzeigenauftrag #PR111825-2025-0047#
Anzeige Stadtwerke Andernach lt. Absprache mit Frau Jahnen-Kurtic
Vorabrechnung, Nr. AF2025.000354.0, November 2025
Ganze Seite Remagen
Stellenausschreibung Verkehrsabteilung
Stellenanzeige Bürokaufmann/-frau
Titelanzeige
Skoda
Anzeige Nachhilfeunterricht