Allgemeine Berichte | 06.04.2023

In Dernau wurde das Gewässerwiederherstellungskonzepts Ahr präsentiert

Flut: In die Wiederherstellung der Ahr kommt Bewegung

Michael Probst stellte die geplanten Maßnahmen in Dernau vor.  Foto: WITE

Michael Probst stellte die geplanten Maßnahmen in Dernau vor. Foto: WITE

Ahrtal/Dernau. Bewegung kommt in die Wiederherstellung von Ahr sowie deren drei Zuflüsse II. Ordnung: Trierbach, Adenauer Bach und Nohner Bach. Die Verantwortung für die Unterhaltung dieser Gewässer obliegt dem Landkreis Ahrweiler. Bei den kleineren Bächen - Gewässer dritter Ordnung - hingegen liegt dies bei Kommunen und Gemeinden. Bei sechs Einzelveranstaltungen werden derzeit von den Ingenieurbüros die geplanten Detailmaßnahmen für die in fünf Abschnitte unterteilten Flussbereiche vorgestellt. Jetzt wurden im Dernauer Bürgerhaus die Pläne für Reimerzhoven, Laach, Mayschoß, Rech, Dernau und Marienthal präsentiert. Zuvor hatten die Fachbüros Untersuchungen durchgeführt, und umfangreiche Maßnahmenkataloge zur Wiederherstellung dieser Gewässer erarbeitet. Die Mitglieder der „Hochwasserpartnerschaft Ahr“ hatten sich im Vorfeld darauf verständigt, ein regionales, länderübergreifendes Hochwasservorsorge-Konzept Ahr zu erstellen. Dies erfolgt insbesondere in Hinblick auf die Wiederherstellung der Gewässerökologie sowie die Schaffung von Rückhaltefunktionen und Abflussflächen in besiedelten Bereichen. Der Kreis- und Umweltausschuss Ahrweiler hatte danach beschlossen, fünf Einzel-Abschnitte zu bilden: Diese umfassen die Städte Sinzig und Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie die Verbandsgemeinden Altenahr und Adenau. In der Verbandsgemeinde Adenau wurde zusätzlich ein weiterer Teilabschnitt gebildet, da es hier neben der Ahr mit dem Adenauer Bach, dem Trierbach und dem Nohner Bach drei Gewässer II. Ordnung gibt, die aufgrund ihrer Länge gesondert betrachtet werden müssen. Und eins wurde an diesem Abend klar: Hochwasser kann man nicht vermeiden, jedoch sehr wohl dessen Auswirkungen minimieren. So erfüllt das Konzept gleich zwei wichtige Aspekte: Den Schutz der Bevölkerung, und die Wiederherstellung der Strukturvielfalt des wertvollen FFH-Fließgewässers Ahr. Klar ist aber auch: Die ganzen Planungen können kein umfassendes Hochwasserschutzkonzept darstellen. Vielmehr ist dies jedoch ein wichtiger Baustein innerhalb eines Gesamt-Hochwasserkonzeptes.

Herausfordernde Problematik

Zur Einführung hatte Anja Toenneßen, Leiterin für Aufbau und Nachhaltigkeit bei der Kreisverwaltung Ahrweiler, die Problematik an Ahr und deren zahlreichen Nebenflüssen dargestellt. Das Einzugsgebiet der Ahr betrage 90 Kilometer. Geräumt worden seien hier bereits Holz-, Metall-, Beton- und Siedlungsabfälle. Und einige Maßnahmen konnten ebenfalls schon durchgeführt worden, wie etwa die Wiederherstellung von Auenbereichen zwischen Liers und Hönningen. Weitere Arbeiten sollen noch im laufenden Jahr folgen, soweit die betroffenen Flächen verfügbar seien. Für diese Abschnitte entlang der Ahr wurden fünf Einzelkonzepte, durch fünf verschiedene Ingenieurbüros, zeitgleich erstellt. Ein weiteres Büro soll jetzt die jeweiligen Einzelkonzepte zu einem Gesamtkonzept zusammenführen. So sei bei der Umsetzung ein einheitliches Vorgehen sichergestellt. Eines wurde an diesem Abend auch klar: Die Ahr braucht mehr Raum. Und Toenneßen betonte, dass der Landkreis Ahrweiler am Erwerb des 30 Meter breiten, abgeflachten Gewässer-Randstreifen an der Ahr zwischen Rech und Dernau ein großes Interesse habe. Der Kaufpreis bewege sich nach aktuellem und ehemaligen Richtwert.

Bei der abschließenden Diskussion wurde vorgebracht, dass zwischen Rech und Dernau sowie Dernau und Marienthal noch schier riesige Erd- und Lehmhügel aus der Überflutungszeit bestehen. Hierzu führte Anja Toenneßen aus, dass dort die Arbeiten zu deren Beseitigung laufen. In Anbetracht der gewaltigen Erdmassen werde dies aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Und beim vorgestellten Wiederherstellungsprojekt für die Ahr wurde klar: Man darf sich keine Illusionen machen - die Umsetzung des ganzen Projekts wird einen längeren Zeitraum erfordern, wenn es wirksam sein soll. Ein Dernauer Bürger wollte wissen, ob es bei der zwischen Rech und Dernau geplanten Weinbergs-Flurbereinigung nahe der Ahr zu Anschüttungen kommen werde. Hierauf ging der anwesende Vertreter des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum jedoch nicht ein. Die durch die Flut zerstörten neuen Rebanlagen müssen als „Längszellen“ aufgebaut werden.

Eine absolute Engstelle ist die Felsnase am Fuß der Saffenburg in der Mayschosser Ortsmitte - kurz oberhalb des weggeschwemmten Fußballplatzes. Hier wünscht man sich in Mayschoß dringend eine Lösung. Weitere Rückfragen beantworte auch Joachim Gerke, Abteilungsleiter Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord. In der sachlich geführten Diskussionsrunde gab es durchaus Lob für die Arbeit der Behörden. Weitgehend offen blieb dennoch eine zweite, wichtige Frage, die den Bürgern große Sorgen macht: Was geschieht mit den - teilweise großflächig einplanierten Erd- und Geröllmassen an etlichen Stellen des Ahrufers sowie ehemaligen Überflutungsflächen? Laut Gerke sind hier Verfahren anhängig. Mehr führte er hierzu jedoch nicht aus. Wegen der Wieder-Errichtung von Anlagen in Gewässernähe führte Gerke aus, dass etwa für den Wiederaufbau von Campingplätzen die Uferbereiche tiefer gelegt werden müssten, und im Hinterland ein Terrassenartiger Aufbau möglich sein soll. Dies hängt aber vom jeweiligen Einzelfall ab. Zu Hochwasser-Pegeln und Gewässerkarten bot Joachim Gerke eine gesonderte Informationsveranstaltung an.

Zuvor hatte Michael Probst vom „Büro Björnsen Beratende Ingenieure“ die geplanten umfangreichen Maßnahmen am Flussabschnitt zwischen Reimerzhoven und Marienthal ausführlich, und gut verständlich dargestellt - unterlegt durch diverse Fotos und Graphiken. Probst betonte die hohe Strukturvielfalt der Ahr. l

Fünf Einzelabschnitte geplant

So sollen etwa durch „Buhnen“ (Gabionen) in verschiedenen Bereichen Ausschwemmungen und Abtragungen am Gewässerufer der Ahr künftig verhindert werden. Und der Fluss gleichzeitig eine neue Dynamik finden können. An anderen Stellen wird Material, vor allem aufgelaufene Kiessteine, aus dem Flussbett entfernt werden. Grund hierfür ist, dass die Ahr dort unter einer dicken Kiesschicht fließt - gerade im Sommer ein großes Problem für das Gewässer sowie Tiere und Pflanzen in diesem FFH-Bereich. Eingebracht werden sollen wieder für Gewässerlebewesen wichtige Substrate, die nach der Flut nur noch unterhalb Mayschoß vorhanden sind. Und nur hier habe die Ahr noch Habitats-Qualität. Probst verdeutlichte auch die hohe Bedeutung des Begleitgrüns durch Bäume. Die Ahr werde sich in heißen und niederschlagsarmen Sommern sonst stark erwärmen. Diese Gefahr bestehe auch durch die von der Flut verursachten Verbreiterungen der Ahr, beispielsweise in Liers. Entscheidender Faktor ist für Michael Probst: Wie viel Ablusskapazität hat die Ahr selbst als Gewässer? Hieraus ergebe sich, wie viel Retentionsraum schließlich benötigt werden.

Als weitere, relativ schnell umsetzbare Maßnahme zu Rückhaltung schwerer Gegenstände, etwa Schadholz, schlägt der Björnsen-Fachmann die Anlage von „Rechen“ nach Schweizer Modell vor: Einer soll direkt oberhalb des Ahrbogens bei Pützfeld, ein weiterer unterhalb Rech entstehen. Diese sollen in einer Reihe aus eingerammten Baumstämmen ihren Beitrag zum Hochwasserschutz leisten und Treibgut auffangen. Insgesamt werden rund 60 Einzelmaßnahmen vorgeschlagen. Darüber hinaus haben die Ingenieurbüros auch Gespräche mit den Nachbarkommunen Daun, Euskirchen, Bad Münstereifel und Blankenheim sowie wegen der Auswirkungen der weiterhin nach wie vor umstrittenen A 1 geführt. Die gesamten Projekte werden durch das Land Rheinland-Pfalz mit 90 Prozent bezuschusst.

Michael Probst stellte die geplanten Maßnahmen in Dernau vor.  Foto: WITE

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