Veranstaltungsbranche macht bundesweit mit besonderer Aktion auf sich aufmerksam

Gebäude bei „Night of Light 2020“ in rotem Licht erstrahlt

Deutliches Zeichen der Veranstaltungswirtschaft für ihre dramatische Lage

29.06.2020 - 09:28

Ochtendung. Die behördlichen Auflagen im Zuge der Corona-Krise hat der Wirtschaft besonders zugesetzt. Ein Sektor, die komplette Veranstaltungsbranche, ist von Beginn an besonders stark betroffen. Um auf die dramatische Lage dieses Wirtschaftszweiges aufmerksam zu machen, erstrahlten in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni bundesweit fast 9000 Gebäude in mehr als 1500 Städten in rotem Licht. Mehr als 8000 Teilnehmer hatten sich der Aktion „Night of Light“, die von der LK-AG Essen ins Leben gerufen wurde, angeschlossen.

Einer der Teilnehmer war Christoph Nebinger von der Firma CN-Media aus Burgen, der in dieser Nacht die Kulturhalle in Ochtendung rot illuminiert hat. In viereinhalb Stunden Arbeit hat er mit 5 weiteren seiner Kollegen die Veranstaltungshalle unter Einsatz von 130 Scheinwerfern in rotes Licht getaucht.

„Ich wünsche mir, dass die Politik endlich auf die Veranstaltungsbranche eingeht und da auch zusammen mit uns einen Konsens findet, um die Zeit in der Corona aktiv ist und wir die Sperren haben, Veranstaltungsverbote herrschen, überbrücken können“, äußert sich Veranstaltungstechniker Christoph Nebinger.


Rot leuchtende Mahnmale


Eventlocations, Spielstätten, Veranstaltungszentren und andere Bauwerke sind im Rahmen der „Night of Light“ zu rot leuchtenden Mahnmalen geworden. Durch das Medium des Lichts sollte der Wirtschaftszweig der Veranstaltungsbranche in seiner Gänze sichtbar gemacht werden – einer Branche, die über 150 Gewerke und Disziplinen umschließt und daher über keine einheitliche Lobby verfügt, obwohl sie in ihrer Gesamtheit hinsichtlich Beschäftigtenzahlen und Umsatz unter den Top 3 Branchen in Deutschland rangiert. Allein Konzerte, Volksfeste, Firmenfeiern und Messen ziehen in normalen Jahren in Deutschland knapp 500 Mio. Besucher an. Da diese gar nicht oder nur unter erheblichen Auflagen stattfinden können, ist der Veranstaltungsbranche die Arbeitsgrundlage entzogen worden: Gravierende Folgen für den Arbeitsmarkt und die kulturelle Vielfalt drohen.

„Aufgrund dessen dass die Veranstaltungen derzeit untersagt sind, besonders Großveranstaltungen, ziehen natürlich kleine Veranstalter hinterher. Wir haben seit März einen Rückgang von 100 Prozent. Beim Tagungsbereich als auch im Konzertbereich, im Theaterbereich - niemand plant im Moment mehr Veranstaltungen, niemand fängt an, Veranstaltungen zu bewerben, Karten zu verkaufen, die Leute sind unheimlich vorsichtig geworden, was den Vertrieb angeht und dadurch fehlen uns auch die Bookings“, beschreibt Christoph Nebinger die prekäre Lage.

Zum Hintergrund der Aktion heißt es seitens der Initiatoren der besonderen Aktion: „Die Veranstaltungswirtschaft war der erste Wirtschaftszweig, der von der COVID-19-Krise getroffen wurde und er wird auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit am längsten und tiefgreifendsten von den Auswirkungen betroffen sein. Faktisch alle Unternehmen aus den Bereichen Messebau, Veranstaltungstechnik, Eventagentur, Catering, Bühnenbau, Eventlocation, Messegesellschaft Kongresscenter, Tagungshotel, Konzertveranstalter, Künstler und Einzelunternehmer haben durch die erfolgten Veranstaltungsverbote seit dem 10. März 2020 innerhalb weniger Werktage ihre gesamten Auftragsbestände verloren. Sie gerieten als erste in die Krise und werden als letzte wieder aus der Krise herauskommen.“ Im Betrieb von Christoph Nebinger aus Burgen hat man sich bereits früh mit der besonderen Situation auseinandergesetzt. Einsparungen, Personal wurde in Kurzarbeit geschickt oder zum Teil entlassen, die Kosten größtmöglich senken, das waren die notwendigen Schritte, um den Betrieb irgendwie am laufen zu halten. Derzeit lebt man noch von den Ersparnissen.

„Die Hilfen, die wir derzeit vom Staat bekommen haben, die haben für drei Monate auch gereicht, aber da sind wir bereits weit drüber hinaus“, sagt Christoph Nebinger. Die Perspektive für die Gewerke in der Veranstaltungsbranche sieht derzeit düster aus, da keine Planungssicherheit herrscht. Niemand kann absehen, wie lange dieser Ausnahmezustand anhält und das Veranstaltungsgeschehen maßgeblich beeinflusst und damit auch die wirtschaftliche Situation der Betriebe.

„Wir möchten gehört werden, wir möchten nicht ignoriert werden. Es wird immer von Schaustellern gesprochen, es wird von Fußball gesprochen, es wird von der Lufthansa gesprochen, aber keiner spricht von den Konzertveranstaltern, Technikern, Beleuchtern, Bühnenbauern, Dekorateuren, von allen, die an diesen Gewerken mit von der Partie sind und da sind wir jetzt gut dabei ein Statement zu setzen - Wir sind da, wir haben Daseinsberechtigung und wir sind auch systemrelevant“, erklärt Christoph Nebinger im Interview mit BLICK aktuell.

Viele Veranstaltungsunternehmen in der Region haben sich an der Aktion „Night of Light“ beteiligt. So wurden beispielsweise die Nürburg, das Deutsche Eck, die Stadthalle in Neuwied, der Dorfplatz in Bendorf, das Backhaus in Sessenbach oder der Wachtberger Drache illuminiert. Für viele ist es der erste richtige Einsatz ihrer Arbeitskraft und ihres Materials seit dem Lockdown.

„Die Absagen gehen mittlerweile auch schon bis ins nächste Jahr hinein und ich denke da wird es noch sehr sehr lange dauern bis wir Normalität bekommen. Unsere Einbußen von März bis heute sind bei 98 Prozent im Vergleich zu den letzten Jahren. Es gibt Kollegen, die haben einen Totalausfall, da läuft überhaupt nichts“, berichtet Christoph Nebinger.

Seitens der Veranstaltungswirtschaft hofft man nun auf die Unterstützung der Politik oder zumindest, dass sich Vertreter der Veranstaltungsbranche gemeinsam mit dieser an einen Tisch setzen und gemeinsam eine akzeptable Lösung erarbeiten können, damit letztendlich die Mehrheit der Unternehmen die Chance hat, die Corona-Krise zu überstehen. CF

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