
Am 04.04.2025
Allgemeine BerichteGutachten soll Aufschluss über Sanierung oder Neubau geben
Gladbacher Kita steht vor der Schließung – Eltern fassungslos
Neuwied. Mäuse haben sich in der Decke der Kath. Gladbacher Kindertagesstätte Maria Himmelfahrt eingenistet. Das Kreis Gesundheitsamt hat das Hauptgebäude geschlossen. Für die Kinder und Eltern bedeutet dies, dass nur eine eingeschränkte Betreuung an wenigen Tagen in der Woche möglich ist.
Aber es kommt noch schlimmer. Wenn demnächst die Handwerker kommen, um die Schäden und Behausungen offen zu legen, wird die Kita für 14 Tage komplett geschlossen sein. Darüber, wie es mittel- und langfristig weitergehen soll, stritten sich die Eltern mit der Stadt Neuwied und der Kath. Kita GmbH Koblenz in einer Dringlichkeitsversammlung Donnerstagabend. Spätestens ab Sommer wird die Kita wahrscheinlich geschlossen sein. Die Übereile sorgte bei den Eltern für Kopfschütteln: „Noch im Februar gab der Stadtrat Mittel für einen neuen Boden frei. Viele der Mängel sind seit Jahren bekannt. Und jetzt sorgen die Mäuse für die Schließung?“. In Kürze lässt das Bistum Trier ein Gutachten über den Umfang und die Kosten erstellen. Dann zeigt sich, ob eine Generalsanierung möglich oder ein Neubau erforderlich ist. Die Wirtschaftlichkeit ist entscheidend. Das Bistum und die Stadt Neuwied teilen sich die Kosten. Keinen Zweifel ließen beide Seiten daran, dass der Standort Gladbach nicht generell in Frage steht.
Es dauerte eine Weile, bis die Verantwortlichen verstanden, was den Eltern wichtig ist, so dass ein echter Dialog entstand. Geschäftsführer Michael Schlusemann und Beate Knuffmann von der KiTa GmbH versicherten, die Kinder in anderen Kath. Einrichtungen aufzunehmen. Und auch Bürgermeister Peter Jung und Amtsleiter Bernhard Fuchs versprachen, dass ein Teil der Gladbacher Kinder mit Vorrang und Priorität in den städtischen Kitas untergebracht werden könnten. Und das, obwohl die Stadt Neuwied eigentlich ein großes Defizit an Kita-Plätzen hat. Die Berufstätigkeit oder nicht vorhandene Mobilität mancher Eltern wollen die Verantwortlichen mit einem Bustransfer in die verschiedenen Stadtteile begegnen. „Ich setze meine 3-jährige doch nicht allein in den Bus“, echauffierte sich eine Mutter. „Mein Kind hat sich gerade hier eingelebt und Freunde gefunden. Da soll ich es auf diesem Umfeld reißen“, schimpfte eine andere Mutter. „Seit Tagen weint mein Kind beim Schlafengehen, weil es seine Freunde und Erzieher nicht verlieren möchte“, berichtete ein junger Vater. Überhaupt kochten die Emotionen an diesem Abend hoch.
Eltern: „Gemeinschaft statt Umverteilung"
„Wir wollen nicht in andere Kitas. Wir möchten die Gemeinschaft erhalten und eine Übergangslösung hier vor Ort“, fasste die Sprecherin des Elternausschusses zusammen. Unterstützung kam von der Dienstältesten Erzieherin. „Wir sind nicht nur für das körperliche Wohl der Kinder, sondern auch für das seelische verantwortlich“. Ein Umzug in andere Kitas bedeutet nicht nur, Freunde und Spielgefährten zu verlieren, sondern vor allem die gewohnten Bezugspersonen. Ein besonders wichtiger Aspekt bei den Kindern und Kleinstkindern. 10 Ausweichquartiere gaben die Verantwortlichen an geprüft zu haben. Allesamt seien zum aktuellen Stand keine Lösung. Eine Aussage, die auf heftige Kritik der ortskundigen Mütter und Väter stieß und kritisch hinterfragt wurde. Favorit der Eltern sind Container, so dass der Betrieb weiterlaufen kann. Dem erteilte Bernhard Fuchs eine klare Absage. Die Erfahrungen in Oberbieber hätten gezeigt, dass hier ein Vorlauf von mindestens anderthalb Jahren nötig sei. Die nahe gelegene Grundschule scheidet aus, weil das Gesundheitsamt die Toilettenanlage für Kita Kinder für ungeeignet erachtet. „In sechs Monaten wechselt mein Kind in die Schule und dann sind die Klos in Ordnung?“, schüttelte ein Vater den Kopf. Ein Favorit für die Eltern ist das Pfarrheim. Hier wiederum spielt die Bauaufsicht nicht mit, weil es an einem zweiten Fluchtweg mangelt. Seltsam, wunderten sich die Eltern, finden hier doch zahlreiche Veranstaltungen des Ortes, zum Teil mit körperlich beeinträchtigten Menschen, statt. Pfarrer und Hausherr Peter Dörrenbächer verwies als weiteres Argument auf die zahlreichen Vereine, die die Räumlichkeiten nutzen.
Viele konstruktive Vorschläge der Eltern
Die Eltern machten an diesem Abend viele konstruktive Vorschläge. Beispielsweise die Aufteilung auf mehrere benachbarte Räumlichkeiten sowie einem großen Zelt vor der Kita. Mehrfach boten sie ihre Mithilfe an. Sei es mit körperlichen Arbeitseinsatz oder auch praktischen Hilfestellungen. „Wenn es an einer Brandschutztür mangelt, zahle ich die eben“, meinte ein Vater. Das angebotene und kreative Engagement der Eltern war beträchtlich. Im Wege stehen bürokratische und rechtliche Hürden. Beate Knuffmann zählte unter anderem das Gesundheitsamt, das Bauamt und das Landesjugendamt auf. Kita Leiterin Tanja Fischer gab zu bedenken, dass die Aufsichtspflicht bei einer Aufteilung schwer zu bewerkstelligen sei. Ob es zu der von Eltern geforderten Übergangslösung bis zum Sommer kommen wird, ist also offen. Die Stadt und die KiTa GmbH versprachen auf Drängen der Eltern, für den Fall, dass nicht, die Verteilung der Kinder nach Elternwunsch in andere Kitas zu koordinieren. Bislang hieß es, die Eltern sollten sich selbst drum kümmern. Und ebenfalls dafür zu sorgen, dass die täglichen Betreuungszeiten dabei nicht reduziert werden. Amtsleiter Bernhard Fuchs erläuterte den raschen Umverteilungsgedanken zum Abschluss: „Der Standort Gladbach wird voraussichtlich auf Jahre geschlossen sein“. Die Eltern appellierten an die Verantwortlichen, die Lösungssuche und Entscheidung im Sinne des Kindeswohls und mit Herz zu treffen. Mit Blick auf den schnellen Neubau der Wagenbauhalle in Engers fordert man eine ebenso rasche Lösung für die Kita. Immerhin hätte sich die Stadt Neuwied im September 2023 als erste in Rheinland-Pfalz das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ bescheinigen lassen.
FF

Die drohende Schließung der Kita Maria Himmelfahrt stellt die Eltern vor große Herausforderungen.

Statt einer dezentralen Unterbringung in andere Kitas fordern die Eltern eine Übergangslösung. Einer der Favoriten: Das Pfarrheim.