Kai Kramosta begeisterte mit seiner Handwerker-Comedy in der Halle 129 in Mayen
Humor ist die beste Pille
BLICK aktuell im Interview mit dem Nickenicher Comedian

Mayen. Am Samstagabend wurde in Mayen endlich noch mal herzhaft gelacht. Die Veranstaltungslocation „Halle 129“ war bis auf den letzten Platz besetzt, als das „lusdicke“ Schwergewischt Kai Kramosta die Bühne betrat. Unter dem Motto „Dat war vorher schon kaputt“ plauderte er fröhlich aus seinem zweiteiligen Handwerkerprogramm. Das Publikum war begeistert - es bedankte sich mit großem Applaus und forderte selbstverständlich seine Zugaben ein; der Abend war ein voller Erfolg und für kurze Zeit - immerhin - konnten die Menschen die aktuelle Situation rund um „Corona“ ein wenige ausblenden. Für Künstler sind diese Zeiten schwere Zeiten. Auftritte werden gecancelt und verschoben, nichts ist wirklich sicher. Doch es entstehen neue Ideen und kreative Wege, die Situation zu meistern. Dazu hat uns Kai Kramosta ein ernst - fröhliches Interview gegeben:
BLICK aktuell: Und sonst so?
Kai Kramosta: Wie der Kölsche sagt „Et is zwar furchtbar, aber et jeht!“
BLICK aktuell: Wie hat sich Ihr Künstlerleben seit dem nicht enden wollenden Auftritt dieser „Mikrobe“ verändert?
Kai Kramosta:¸Corona hält sich für „Made in China“ lange und wacker. Der Veranstaltungs-Lockdown ab März hat uns Künstler mit voller Breitseite getroffen - ein nicht ausgesprochenes Berufsverbot. Wer da keine Rücklagen hatte, musste in kürzester Zeit die Finger heben. Heute gibts einen Witz unter Kollegen: Ein Künstler ist beim Arzt, Arzt: „Sie haben nur noch sechs Monate zu leben.“, Künstler: „Ja, aber wovon?“ Bei mir sollte die Frühjahrstournee mit dem neuen Handwerker-Comedy-
Programm „DAT WAR SCHON VORHER KAPUTT“ starten, aber nach der Premiere am 13. März war damit schon Schluss. Jetzt kommen so langsam die Veranstaltungen wieder, aber fünf Monate lang nicht auftreten und auch kein Geld verdienen, das war hart. Freute mich, wenn der Regen ans Fenster prasselte; klang wenigstens etwas wie Applaus.
BLICK aktuell: Wäre es jetzt nicht toll, den sicherer Lehrerberuf noch in der Hinterhand zu haben?
Kai Kramosta: Meinen Lehrerjob habe ich vor vier Jahren aufgegeben - ich wollte nur noch vor freiwilligem Publikum auftreten! Ich bin trotzdem glücklich; auch ohne regelmäßiges Einkommen. In der Eifel sagt man „Mach wat richtig oder gar net!“ Ich bin ein Kämpfer.
BLICK aktuell: Wie planen Sie Ihre berufliche Zukunft kurz- und mittelfristig derzeit?
Kai Kramosta: Jetzt kommen wieder Soloabende mit meinem Programm, natürlich mit allen Abstands- und Hygieneregeln - www.kramosta.de ist immer einen „Blick aktuell“ wert. Karneval dürfen große Bälle und Sitzungen nicht stattfinden, aber Agenturen arbeiten an kleinen Programmen; und da bin ich als Büttenredner dabei. Aber klar: Das Dilemma der Veranstaltungsbranche wird sich noch mindestens bis Januar 2022 ziehen. Erst der Impfstoff wird uns „erlösen“.
BLICK aktuell: Hat diese ungewöhnliche Zeit in Ihren Augen auch ihre guten Seiten?
Kai Kramosta: Ja, es wurde eine neue Kreativität geboren. Bei Facebook und Youtube entwickeln Künstler neue Formate und Livestreams, quasi Comedy aus dem Homeoffice. Ich habe eine Handwerker-Sketch-Serie dort an den Start gebracht, kreativ und lustig mit einfachen Mitteln. Reinschauen lohnt sich; Such-Stichwort „Kramosta“. Wenn Corona als Influenzer viral geht, kann ich das auch.
BLICK aktuell: Erleben Sie derzeit auch lustige Dinge, die Sie ins Programm der Zukunft einbauen?
Kai Kramosta: Ich möchte nur positive Dinge dieser Corona-Zeit ins Programm einbauen. Hey, hübsche Kellnerinnen fragen nach meiner Adresse - ich muss nicht mehr panisch die Wohnung aufräumen, weil mich keiner spontan besucht - die Zeugen Jehovas schicken dir jetzt nur noch per E-Mail das Wort DING DONG, die machen Home-Office usw.
BLICK aktuell: Was sehen Sie - ganz persönlich - kritisch in diesen Zeiten?
Kai Kramosta: Jedes Bundesland kocht sein eigenes Süppchen, das ist ungerecht und führt zu Verwirrung. In NRW darf man das Publikum ohne Abstand hinsetzen, in Rheinland-Pfalz nicht, in Hessen mit Einschränkungen, in... das verunsichert nur und keiner blickt durch. Dann tut die tägliche Sensationsgier der Boulevard-Medien, die sich gegenseitig mit Infektionszahlen übertrumpfen wollen, ihr Übriges.
BLICK aktuell: Was sind Ihre nächsten Projekte?
Kai Kramosta: Die Serie weitermachen und auftreten. Auch wenn sich momentan wenige Leute ins Theater trauen, aber mit Abstand und Hygiene ist es da sicherer als im vollbesetzten Biergarten.
BLICK aktuell: Woher kommen Ihre Ideen und schreiben Sie alles selbst? An wem testen Sie Ihr
jeweils neues Programm?
Kai Kramosta: Ich arbeite zwei Jahre an einem neuen Programm. Einiges denke ich mir selbst aus, ich bekomme aber von vielen Handwerkern Storys geschickt, die besser als alles Erfundene sind. Und dann erzählen mir viele Leute Witze, mit dem Zusatz „Kannst de auf de Bühne bringen“ - und da ist meistens auch was dabei. Ich teste mein neues Programm immer in meinem Heimatdorf Nickenich. Da kennen mich alle und haben mich schon 100 Mal gesehen - wenn die lachen, ist es gut.
BLICK aktuell: Viele große Humoristen, ein Beispiel wäre Heinz Erhard, wurden im Privaten von ihrem Umfeld zurückgezogen bis melancholisch beschrieben. Wie ist das bei Ihnen?
Kai Kramosta: Du kannst nur lustig sein, wenn du auch die Schattenseiten des Lebens kennst. Privat bin ich sehr heiter, aber auch mal melancholisch.
BLICK aktuell: Über wen können Sie lachen?
Kai Kramosta: Über großartige Komiker - Hape Kerkeling, Otto, Diddi, Loriot etc. Aber auch über Alltägliches. Ich war im Kaufland und da rief ein Mann an der Obstwaage zu seiner Frau, die gerade Tomaten eintütete: „Mach den Knoten nicht so dick, dat wiegt doch mit!“ Herrlich!