Hauptversammlung des Waldbauvereins Ahrweiler
Jagd als Dienst am Wald begreifen
Dümpelfeld. Kürzlich trafen sich die Mitglieder des Waldbauverein Ahrweiler und waldinteressierte Gäste in Dümpelfeld zur Hauptversammlung des Waldbauvereins. Das Interesse für den Wald und die Sorge um den Wald sind derzeit groß wie nie, und die Veranstaltung war mit rund 120 Gästen sehr gut besucht.
Im internen Vereinsteil standen turnusmäßig Vorstandswahlen an. Baron von Boeselager und Dr. Christoph Abs wurden als 1. und 2. Vorsitzender im Amt bestätigt. In den erweiterten Vorstand wurde Andreas Zedler aus Mayschoß anstelle von Robert Müller aus Wershofen gewählt, der nach 40- jähriger Tätigkeit im Vorstand nicht mehr zur Wahl stand, und dem der Waldbauverein für seine langjährige Vorstandstätigkeit herzlich dankte. Die übrigen Beisitzer wurden ebenfalls in ihrem Amt bestätigt.
Baron von Boeselager ging in seiner Begrüßungsrede auf die großen Herausforderungen für den Waldbau angesichts des Klimawandels ein. Er betonte die Umweltleistungen des Waldes, mahnte aber gleichzeitig, dass der Wald nicht die Umweltsünden, die anderswo begangen werden alle ausgleichen kann. Forderungen nach umfangreichen Flächenstilllegungen im Wald wies er zurück, da dies im Widerspruch zum Ziel der möglichst hohen Kohlenstoffspeicherung in produzierenden Wäldern steht und Erträge aus der Waldbewirtschaftung wichtig sind, um den notwendigen Waldumbau zu finanzieren. Um diesen Waldumbau zu ermöglichen müssen die Wildbestände in weiten Teilen des Vereinsgebiet reduziert werden.
Novellierung des Landesjagdgesetzes begrüßt
Bei dem derzeit heiß diskutierten Entwurf eines neuen Jagdgesetzes begrüßt der Waldbauverein ausdrücklich die Absicht den Wald besser zu schützen und eine Verjüngung und Wiederbewaldung auch mit anspruchsvolleren und selteneren Baumarten ohne Schutzmaßnahmen gegen Wildschäden zu ermöglichen. Bis es soweit ist, fordert der Waldbauverein verpflichtende Regelungen, bezüglich der Übernahme der notwendigen Schutzmaßnahmen durch die Jagdpächter.
Landrätin Cornelia Weigand bedankte sich in ihrem Grußwort bei den Waldbauern für deren Einsatz für den Wald, der so vielfältige Leistungen für die Gesellschaft erbringt. Sie zeigte sich auch persönlich betroffen von den weiter zunehmenden Klimaschäden im Wald und ermutigte die Privatwaldbesitzer den notwendigen Waldumbau und die Wiederbewaldung anzugehen. Auf die aktuelle Diskussion um die Novellierung des Jagdgesetzes wollte sie nicht näher eingehen, um die Debatte nicht weiter zu befeuern. Angesichts der gewaltigen Herausforderungen bei der Walderneuerung und den gebietsweise sehr hohen Wildbeständen mit entsprechenden Missständen bei der Wald- und Vegetationsentwicklung sieht die Landrätin aber durchaus die Notwendigkeit die Wildbestände besser zu regulieren. Baron von Boeselager bedankte sich bei der Landrätin für ihre Teilnahme an der Veranstaltung und ihrem Interesse für die Belange der Waldbauern.
Über die forstpolitischen Entwicklungen auf Landes und Bundesebene referierte anschließend der Geschäftsführer des Waldbesitzerverband Rheinland-Pfalz, Dr. Wolfgang Schuh. Er berichtete, dass für die forstliche Förderung in den nächsten Jahren zumindest im Bereich der Projektförderung vermutlich weniger Mittel zur Verfügung stehen und sich der Schwerpunkt der Förderung von einer projektbezogenen Förderung mehr zu einer flächenbezogenen Förderung entwickelt, mit entsprechenden Vor- und Nachteilen.
Bei der Bundesförderung „Klimaangepasstes Waldmanagement“ ist der Anteil der Förderung der für Rheinland-Pfalz vorgesehen ist deutlich überzeichnet, daher haben viele Antragsteller noch keine Bewilligung erhalten. Anteile anderer Bundesländer, die bisher nicht beantragt wurden, werden Ende September freigegeben, so dass weitere Waldbesitzer aus Rheinland-Pfalz zum Zuge kommen könnten. Wer diese Förderung noch beantragen möchte, sollte dies möglichst bald tun, aber auch prüfen, ob er die vorgegebenen Kriterien einhalten kann und möchte.
Kurz ging Dr. Schuh dann noch auf den Gesetzentwurf zum Landesjagdgesetz ein. Hier ist die Position des Waldbesitzerverbandes, dass das Management der Wildbestände so erfolgen muss, dass der Waldumbau und die Wiederbewaldung gewährleistet werden können, und die Rechte der Waldbesitzer als Jagdrechtsinhaber gestärkt werden. Entsprechend wird die Stellungnahme des Waldbesitzerverbandes zum Gesetzentwurf erfolgen. Baron von Boeselager dankte Herrn Dr. Schuh, der Anfang nächsten Jahres in Ruhestand gehen wird, für seinen unermüdlichen Einsatz für die privaten Waldbesitzer und die wertvolle Arbeit die er in den vielen Jahren seiner Geschäftsführertätigkeit geleistet hat. Ihn adäquat zu ersetzen, wird sehr schwierig werden.
Vortrag zum Thema Wald, Wild und Jagd
Als Hauptredner des Abends referierte anschließend Kay Hagemann aus Brandenburg sehr eloquent zum Thema Wald, Wild und Jagd. Eindringlich machte er deutlich wie sich das Klima verändert und wir Wälder brauchen, die mit dieser Veränderung umgehen können. Notwendig werden dauerwaldartige Wälder sein, die reichlich gemischt und strukturiert sind um auch zukünftig die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen des Waldes erfüllen zu können. Grundvoraussetzung hierfür ist eine zielorientierte Jagd.
Herr Hagemann appellierte eindringlich an die Waldbesitzenden ihre Ziele zu definieren und diese auch gegenüber den Jagenden und in der Jagdgenossenschaft zu kommunizieren und entsprechende Regelungen in den Pachtverträgen einzufordern. Eine am Ziel der Waldentwicklung orientierte Jagd ist herausfordernd, zeitintensiv und bedeutet, konsequent durchgeführt, eine Dienstleistung am Wald, was den Jagenden gegenüber durch niedrige Pachtpreise oder sogar Entgelten honoriert werden müsste. Langfristig werden die Vorteile einer ungestörten Wald- und Vegetationsentwicklung die Verluste durch sinkende oder fehlende Pachteinnahmen überwiegen.
Mit diesem auffordernden Vortrag endete die informative und interessante Versammlung des Waldbauverein Ahrweiler und Baron von Boeselager bedankte sich bei den zahlreichen Gästen mit der Hoffnung, sie auch im nächsten Jahr begrüßen zu können.
Pressemitteilung
Waldbauverein Ahrweiler
Landrätin Cornelia Weigand, Kay Hagemann und Dr. Wolfgang Schuh
