Alle sechs Sitzungen der Jubiläumssession waren innerhalb von zehn Minuten restlos ausverkauft
Kottenheimer Karnevalsgesellschaft wird 111 Jahre alt

Kottenheim. Ob es mehr als eine Handvoll Menschen war, als der Casinoclub „Jovialität“ im Jahr 1914 die Große Kottenheimer Karnevalsgesellschaft aus der Taufe hob, wird wohl nicht mehr in Erfahrung zu bringen sein. 111 Jahre später ist allerdings nichts mehr, wie es einmal war: Die Kottenheimer Karnevalsgesellschaft (wie sie seit 1948 offiziell heißt) hat sich zu einem kleinen Wirtschaftsunternehmen mit 504 Mitgliedern (darunter über 250 Aktive) entwickelt. Die Karnevalisten rennen den Verantwortlichen die Bude ein, die sage und schreibe sechs Sitzungen (mit jeweils 420 Besuchern) waren innerhalb von zehn Minuten ausverkauft. Was für ein Ansturm in der Jubiläumssession.
Kein Wunder, dass der Vorsitzende schon nach der zweiten Sitzung ein äußerst positives Fazit zog. „Wir alle können stolz sein auf das Erreichte. Alle Zuschauer waren begeistert. Der Nachwuchs sorgt dafür, dass unsere Zukunft auf jeden Fall gesichert ist. In diesem Jahr haben wir auch wieder mal einen Prinzen, das ist ein Glanzpunkt und wertet alles noch einmal auf“, erklärte Thomas Konrad, der dennoch den Finger in die Wunde legte. „Der hohe Lärmpegel stört die Vorträge enorm, es hat etwas von Konsum-Karneval. Die Leute sind rücksichtslos, da sind uns aber die Hände gebunden. Die Zahlen bei den Nachsitzungen sind rückläufig, da müssen wir uns etwas einfallen lassen. Ärger gab es beim Kartenvorverkauf. Ich kann allen nur empfehlen, Mitglied zu werden. Der Premium-Club macht es einfacher, an die Tickets zu kommen.“
Nach dem Einmarsch des Elferrats und der Begrüßung durch den Elferratspräsidenten Klaus Haag legte das Tanzmariechen Marina Fuchs, das seit 18 Jahren auf der Bühne unterwegs ist, zur Musik „Satellite“ einen flotten Tanz aufs Parkett. Mit im Gepäck hatte sie die von Annett Kriegesmann und Vanessa Winkler trainierte Kindergarde mit 23 Marieche n und Gardisten, die zur Musik „Nimm die Beine in die Hand“ tanzten. Anschließend betrat Prinz Henrik I. aus der Prinzengarde mit seinem fünfköpfigen Hofstaat zum ersten Mal die Bühne. Bestens von Maria Köhler, Bettina May-Retterath und Maike Weiler vorbereitet war das 31 Akteure umfassende Kinderballett, das in dieser Form seit 1975 besteht. Axel Theisen und Matthias Hoffmann brachten das Publikum mit einem musikalisch unterlegten Zwiegespräch zum Schmunzeln.
Das Jugendballett zeigte, was es unter der Trainerin Sophia Krämer (erstmals in Eigenverantwortung) gelernt hatte. Wortakrobat Bastian Müller, seit 2020 als Büttenredner im Einsatz, kurbelte die Gehirnzellen der Gäste an. Nicht fehlen durfte die Kultgruppe „Die Penner“, eine Formation unter der Leitung von Martin Becker, die es seit 25 Jahren gibt. Elferratspräsident Haag berichtete über Geschichten aus dem Ehealltag. Vor der Pause präsentierten zehn Gardistinnen den Tanz der Amazonen, einstudiert von Cara Schneider. Die Gardeband ließ es mit kölschen Liedern krachen.
Den Auftakt zum zweiten Teil gestaltete die Prinzengarde. Das neue Tanzpaar Felix Bell und Eva-Marie Heuft bewies, dass Nervosität ein Fremdwort ist. 16 Gardisten zeigten sich bei der Feuerwehrgymnastik, bevor beim gemischten Gardetanz (elf Mädchen und acht Jungs) die Aktiven Unterstützung von Prinz Henrik I. und Mundschenk Martin Retterath erhielten. Seit 44 Jahren steht Heinrich Schmitz in der Bütt, der diesmal aus dem Krankenhaus erzählte. Eine See- oder Kreuzfahrt legten die 16 Männer der „Papagallos“ aufs Parkett, die von Anna Bell und Lena Klöppel trainiert werden. Die „Blaue Jecke“ mit ihren Stimmungsliedern und das 26-köpfige Amazonenballett mit einem akrobatischen Tanz (vorbereitet von Kim Zäck und Marina Fuchs) leiteten zum Finale über, das wiederum Prinz Henrik I. gehören sollte.
Die farbenprächtigen Bühnenbilder waren von Helmut Lung entworfen worden. Die Band „Pink Champagne“ übernahm das musikalische Zepter und verlieh dem Kottenheimer Saalkarneval dadurch eine ganz spezielle Note. Die acht Musiker wurden gesanglich durch Claudia Franzen und Markus Weiler verstärkt. Ein großer Vorteil ist, dass eine Sitzung im Kottenheimer Bürgerhaus nicht mehr acht Stunden dauert, sondern nach gut fünf Stunden vorbei ist. Die Tänze sind zumeist auf 20 Minuten gedeckelt, die Büttenreden auf zehn bis zwölf. Zugaben gibt es keine. Wenn doch, werden sie in den Ausmarsch integriert. So bleibt den Besuchern nach der Sitzung genügend Muße, im Foyer das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen. Und diese Zeit nahmen sie sich.

Das Kinderballett präsentierte die Muppets Show.

Die Kultgruppe „Die Penner“ durfte natürlich auch nicht fehlen.

Das Jugendballett war als Barbie und Ken unterwegs.

Axel Theisen und Matthias Hoffmann brachten das Publikum mit einem musikalisch unterlegten Zwiegespräch zum Schmunzeln.

Die Amazonen in ihren prächtigen Uniformen.

Ein begnadeter Büttenredner: Elferratspräsident Klaus Haag.