Kurt Salterberg besucht das Friedensmuseum in Remagen
Letzter Zeuge des Attentats auf Hitler hat alle Einzelheiten im Kopf
Remagen. 75 Jahre ist es her, doch Kurt Salterberg erinnert sich genau. Aus nächster Nähe erlebte er am 20. Juli 1944 das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler. Oberst Stauffenberg, Generalstabschef des Ersatzheeres, sollte an diesem Tag im Führerhauptquartier Wolfsschanze bei Rastenburg, heute Polen, Hitler persönlich Bericht erstatten – eine günstige Gelegenheit, den Diktator mit der Bombe in der Aktentasche zu töten. Wachsoldat Salterberg ließ Claus Schenk Graf von Stauffenberg an der letzten Kontrollstelle vor dem Führerbunker unkontrolliert passieren, da er mit Heeresführer Wilhelm Keitel kam, „dessen Begleitpersonen keine Ausweise vorzeigen mussten“. Salterberg: „Stauffenberg verschwand, um sich ein frisches Hemd anzuziehen; in der Zeit hat er dann die Bombe scharfgemacht“.
Bericht eines Augenzeugen
Der letzte Augenzeuge berichtet im Friedensmuseum Remagen: „An dem Tag war es furchtbar heiß.“ Er erzählt, wie Stauffenberg nach einigen Minuten die Baracke, den Ort der Lagebesprechung, wo die Fenster und Türen offen standen, verließ, was vorkam, wenn Unterlagen fehlten. Er bekam mit, dass Stauffenberg offenbar abwartete, bis die Detonation erfolgte und sah ihn mitten im anschließenden Chaos auf dem Beifahrersitz stehend davonfahren.
Mit 17 Jahren meldete sich Kurt Salterberg freiwillig zum Militär. Nach der entsprechenden Ausbildung wurde er mit der Panzerabwehr-Kompanie der 34. Infanterie-Division an der Russlandfront eingesetzt und im Oktober 1943 in die Kaserne nahe des damaligen Rastenburg versetzt. Als Salterberg aber kürzlich nach Remagen reiste, tat er es nicht vorrangig, um über seine Kriegserlebnisse zu sprechen, obgleich er vielfach insbesondere jungen Menschen von der Zeit des Nationalsozialismus berichtet hat, damit sie sich nicht verführen lassen. Auch im Kreis Ahrweiler trat er als Redner auf. Am Volkstrauertag 1916 bei der zentralen Gedenkfeier des Kreises auf dem Soldatenfriedhof in Bad Bodendorf. Und erst im Vorjahr sprach er bei einer FDP-Veranstaltung in Marienthal darüber, wie in der Nazizeit schon die Jugend zur Linientreue im Unrechtsstaat erzogen wurde.
Erinnern tut not
Dem vergangenheitsbewegten 96-Jährigen, der mit 94 noch ein Buch schrieb und unlängst in Dresden die Sonderausstellung zum 20. Juli 1944 im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr sah, war es ein Anliegen, das Friedensmuseum zu besuchen. Es drängte ihm in seinem Alter umso mehr, als er erfuhr, es sei derzeit geschlossen. „Das ist etwas, das ich noch machen will“, ließ er Helmut Beule aus Finnentrop wissen, beide miteinander bekannt über die genossenschaftlich Raiffeisen’sche Schiene (Salterberg war nach dem Krieg Raiffeisenbanker). Beule bat Frank Cornely, Vorstand des Vereins Friedensmuseum Remagen, um eine Besichtigung, und der schloss ausnahmsweise das Museum auf.
Begleitet von Tochter Dr. Annette Salterberg, Schwiegersohn Dr. Anton Scharl sowie Helmut Beule, sah sich Zeitzeuge Salterberg zunächst kurz in der Sonderausstellung „Brücke von Remagen“ in der Rheinhalle um. Sodann ging es zum Friedensmuseum. Eingehend betrachtete er die Exponate in den Originalbrückentürmen, vertiefte sich etwa in Fotos und Dokumente zur Situation vor und während der Eroberung Remagens und über das Rheinwiesenlager. Ebenso interessierte ihn das Schicksal der deutschen Wehrmachtsmajore Hans Scheller, August Kraft, Herbert Strobel, Hauptmann Willi Bratge und Oberleutnant Karl Heinz Peters. Für sie bedeutete die kampflose Eroberung der Ludendorff-Brücke zwischen Remagen und Erpel am 7. März 1945 durch die amerikanische Armee das Todesurteil, da die Sprengung der Brücke misslang.
Krieg bringt Leid ohne Ende
Nur der kriegsgefangene Hauptmann Bratge entging der Vollstreckung. Die anderen wurden im Westerwald standrechtlich erschossen. Als Gert Scheller, Sohn des Brückenkommandanten Major Scheller und engagiert im Verein Friedensmuseum, zu den Besuchern der Brückentürme stieß, kam es auch zum Gespräch zwischen ihm, dessen Herkunftsfamilie unter der Hinrichtung und Ächtung zu leiden hatte, und dem ehemaligen Wachsoldaten. Leise und ernst berichtete Scheller, dass sein Vater schließlich im Februar 1967, im Wiederaufnahmeverfahren das seine Mutter beim Landgericht Landshut anstrengte, rehabilitiert wurde.
Frank Cornely erläuterte Salterberg die Museumskonzeption und ging auf die Kriegszeit ein. Vor den Durchlässen der mächtigen dunklen Steinmauern der Brückengalerie wiederum rekapitulierte der Gast, geboren und wohnhaft in Pracht im Westerwald, die Geschehnisse vom 20. Juli 1944, als ob es gestern gewesen wäre. An diesem strahlend sonnigen Besuchstag hätten einem das Regime der Nazis, der Zweite Weltkrieg, die kriegsverkürzenden Ereignisse um den 7. März in Remagen 1945 weit entfernt, ja unwirklich vorkommen können. Doch die Besucher vermittelten, dass die Folgen der Gewaltherrschaft fortwirken und sich in die Biographien der Folgegenerationen einschreiben. Der Erklärungsbedarf von Krieg und Unrecht erschöpft sich nicht, weshalb die Erinnerung daran durch Museen und Zeitzeugen weiterhin nötig bleibt.
HG
Gert Scheller (li.), Sohn des zu Unrecht hingerichteten Majors Hans Scheller, und Kurt Salterberg.
(V.li.n.re.) Dr. Annette Salterberg, ihr Vater Kurt Salterberg, Frank Cornely und Gert Scheller.
In der Turmgalerie berichtet Kurt Salterberg (li.) Frank Cornely vom Attentat am 20. Juli 1944.
Kurt Salterberg vertieft sich in die Exponate des Friedensmuseums.
Bürger wollen Kita Burgzwerge dauerhaft am jetzigen Platz erhalten
- Thomas Napp: Die derzeitige Containeranlage war als Übergangslösung gedacht und ist baulich nicht für eine langfristige Nutzung ausgelegt. Ich selbst arbeite in solchen Containern und mit der Zeit tauchen dort massive...
„Wie viel Religion verträgt unsere Stadt?“
- H. Schüller: Nein, genau die Frage "wie viel" ist hier die richtige. Denken Sie einmal an die über Jahrhunderte verheerende Dominanz der christlichen Kirche in unserem Land, an Hexenverbrennung, Waffensegung, Judenverfolgung,...
- Boomerang : Die Frage sollte sein - welche Religion verträgt unsere Stadt.
FDP fordert Rückbau der Fahrbahnverengungen im Bereich der Moseluferstraße
Liberale sehen eine Gefährdung der Verkehrssicherheit und Haftungsrisiken für die Stadt/Beschwerden von Reisebusfahrern
- Boomerang : Und während dessen laufen Überlegungen die Balduinbrücke zur Fahrradstraße zu machen.
Kurzweiliges Bühnenspektakel mit versierten Akteuren
Theaterensemble Treis erfreut mit amüsantem Dreiakter
Treis-Karden. Exakt eine Woche bevor am Adventskranz die erste Kerze angezündet wird, spielt das Theaterensemble Treis bereits mit dem Feuer.
Weiterlesen
Allgemeine Berichte
Friedhof stellt das Wasser ab
Mayen. Die Friedhofsverwaltung macht darauf aufmerksam, dass das Wasser aufgrund der gemeldeten Temperaturen ab sofort für die Wintermonate abgestellt wird.
Weiterlesen
Winterdienst in Rheinbach: Räum- und Streupflicht beachten
Sicher durch den Winter
Rheinbach. Mit Beginn der winterlichen Witterung erinnert die Stadtverwaltung Rheinbach an die Räum- und Streupflicht gemäß der Winterdienst- und Straßenreinigungssatzung. Diese regelt klar, welche Aufgaben Eigentümerinnen und Eigentümer sowie städtische Dienste im Rahmen des Winterdienstes übernehmen.
Weiterlesen
