Der Kaiser Barbarossa regte in Sinzig schon immer die Phantasie der Bürger an.RÜ
Wir haben erleben können, wie Anfang Januar Kaiser Barbarossa mit buntem Gefolge in unsere Stadt eingezogen ist. Dies war aber weniger dramatisch, als Therese Marx diesen Vorgang einmal in einer Büttenrede von 1975 aus ihrer Sicht geschildert hat. Da 1975 die Gebäude des Zehnthofs noch dem Verfall preisgegeben und für die Unterbringung des Kaisers ihr unwürdig erschienen, ist nach Therese Marx Barbarossa im Schloss eingekehrt. Eine kleine, verzeihbare Geschichtsfälschung. Hier der Auszug aus der Büttenrede:
„Selbst Kaiser Barbarossa,
der ritt nicht nach Canossa,
auch ihm gefiel das Sinzig,
das damals zwar noch winzig.
Um nach den Kämpfen, Siegen,
kein‘ Herzinfarkt zu kriegen,
hielt er hier an
und stieg vom Ross,
erholte sich in Sinzigs Schloss.
Zum Schluss kam nur die Kunde,
sie ging von Mund zu Munde,
sie drang durch jede Ritze,
zu Hinz und Kunz und Schmitze.
Die Wächter schrien sich heiser:
„Lev Lück, gleich kütt de Kaiser!“
Schon suchte man die Fahne,
uralt von Ur-, Urahne!
Mein Gott, war die zerschlissen,
sah aus ... wie angeschissen.
Was soll‘s, man musst‘ sie hissen,
ob sauber oder beschissen!
Man hörte auf zu schaffen,
musst‘ feiern und musst gaffen.
Es standen Mutter, Vatter
vor ihrer Porz, dem Gatter,
im allerbesten „Sonntagsstaat“
mit frischgewasch‘nem Hals parat.
Die allerärgsten Muffel,
die kamen in Pantuffel.
Weil der Tag so heiß -
die rochen - ganz intensiv nach
Käs und Schweiß.
Die Kleinsten Daumen lutschten
fröhlich im Rinnstein rutschten.
Kein „Botz“ an, unten nackig,
die wär jo längst schon kackig.
Die gab‘s noch nicht zu kaufen,
drum ließ man munter laufen,
das Pflaster ward gesegnet -
macht nichts,
hat gleich geregnet
im schönen alten Sinzig,
mal groß, mal klein, mal winzig!
Selbst Katzen,
„Jeiß“ mit Schweinen,
die waren auf den Beinen.
Die Pinscher und die Pudel
die kläfften froh im Rudel.
Der Hahn flog von der Tenne,
stieg munter auf die Henne,
nicht was Ihr denkt, war weiser,
wollt‘ sehen seinen Kaiser!
Ein Hetzen, Jagen im Gewühl.
Es war Juni
und so drückend schwül.
Der Tünn schrie von der Mauer:
„vom Rhing
do kütt ... en Schauer“ -
Zuerst kam das Gewitter!
Dann sprengten an die Ritter,
die Landsknecht, die Fanfaren
freiweg mit langen Haaren.
Das Volk strömt aus den Gassen
zum Marktplatz,
säumt die Straßen.
Erspähten erst die Mädchen
in Sinzigs schmuckem Städtchen
des Kaisers rote Locken,
da war‘n sie von den Socken.
Der Kaiser winkte hoch zu Ross,
ritt durch die Schlossstraß
bis zum Schloss.
Was war das für ein Trubel,
ein grenzenloser Jubel!
Pänz standen in den Pfützen
und schwenkten ihre Mützen,
schrien sich die Kehlen heiser:
„Hoch lebe unser Kaiser!“
Ob groß, ob klein un winzig,
me wor janz jeck in Sinzig.
Hier wohnten frohe Leute,
so war‘s, so ist‘s noch heute.
Im Karneval da geht es rund,
da zeigt sich Sinzig wieder bunt,
mal rot, mal grün,
mal gelb, mal blau,
wer weiß das immer so genau?
Ob groß, ob klein un winzig,
me sen janz jeck in Sinzig.
Ob groß, ob klein un winzig,
Alaaf, Alaaf in Sinzig!“
Ob groß, ob klein, ob winzig,
me sen janz jeck in Sinzig.
Ob groß, ob klein, ob winzig,
Alaaf Ihr Löck in Sinzig!
Hans Josef Moeren