Gewinnen Tante-Emma-Läden wieder an Bedeutung?
Löhndorf wünscht sich einen Nahversorger

Löhndorf. Dass das Thema „Nahversorgung“ den Löhndorfern unter den Nägeln brennt, bewies der gut gefüllte Raum in der Alten Schule bei einer Info-Veranstaltung zu dem Thema. Dazu eingeladen hatte der Ortsbeirat. Schnell waren alle Stühle besetzt und dahinter standen die Löhndorfer in Zweier und Dreierreihen. Bisher gab es in Löhndorf noch ein Lebensmittelgeschäft mit einer langen Familientradition. Der betagte Inhaber zieht sich zurück, so dass als Nahversorger die Bäckerei übrig bleibt, die an drei Tagen in der Woche geöffnet hat.
Zur Veranstaltung eingeladen hatte der Ortsbeirat neben den Bürgern auch Daniel Werner, der in Königsfeld und Schuld bereits zwei Nahversorgungsangebote etabliert hat, und Wolfgang Gröll, vom Vorstand des Bundesverbands der Bürger- und Dorfläden e.V.. Sven Krupp vom Ortsbeirat übergab nach seiner Begrüßung das Wort zunächst an Daniel Werner.
Daniel Werner betreibt bereits seit dem vergangenen Jahr in Königsfeld und Schuld zwei Nahversorgungsmärkte. Werner, der über langjährige Erfahrung im Lebensmitteleinzelhandel verfügt, hatte sich für seine Projekte zunächst einen Franchisepartner gesucht. Mittlerweile firmieren die beiden Geschäfte unter „Werners Nahversorgungsmärkte“ und er ist Mitglied im Bundesverband der Bürger- und Dorfläden e,V.. Seiner Ansicht nach muss die Nahversorgung gestärkt werden, denn es sei wichtig, dass man auch in kleinen Orten die nötigsten Dinge einkaufen oder die Kinder losschicken könne, um Vergessenes zu besorgen. Seine Läden seien an 7 Tagen in der Woche von 5 bis 23 Uhr geöffnet. Gerade der Sonntag sei ein umsatzstarker Tag, berichtete er. Zu den Kernzeiten ist Personal im Laden. Mittels Kundenkarte können die Kunden während der Öffnungszeiten in Selbstbedienung einkaufen. Das Sortiment in den Läden reiche von Lebensmittel, Getränken, frisches Obst und Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren, Schreibwaren und Geschenkartikeln bis hin zu Handyzubehör. Grundsätzlich ließe sich das Sortiment an die Bedürfnisse vor Ort anpassen. Die Idee sei, dass der neue Laden in den alten Räumen entstehen könne, mit der Eigentümerfamilie habe er schon gesprochen, die sei einverstanden, konnte er berichten und bekam für seinen Vortrag viel Beifall. Allerdings habe er im vergangenen Jahr beträchtliche Investitionen stemmen müssen, so dass für eine Verkaufsstelle in Löhndorf jetzt andere Wege gesucht werden müssten.
„Tante Emma ist back“
So kann Wolfgang Gröll ins Spiel. Gröll, von Haus aus Unternehmensberater, ist Gründer des Bundesverbands der Bürger- und Dorfläden und trug sehr engagiert seinen Vortrag „Tante Emma ist back“ vor. Sein Credo lautete: „Wer weiter denkt, kauft näher ein.“ Die Boomer-Jahrgänge würden sich mittlerweile aus dem Berufsleben verabschieden. Für viele von ihnen sei der Arbeitsort auch gleichzeitig der Einkaufsort gewesen, so dass die Nahversorgung an Bedeutung gewinnen würde, nicht nur in den Dörfern, sondern auch in den Wohnquartieren der großen Städte. Hinzu käme der soziale Aspekt, der Dorfladen als Treffpunkt aber auch als Möglichkeit, sich im Alter länger die Selbstständigkeit zu bewahren. Jedes Dorf brauche sein eigenes Konzept, sowohl was die Angebote angehe als auch für die Finanzierung und Organisation. Selbst in sehr kleinen Dörfern mit lediglich 165 Einwohnern könne ein Dorfladen funktionieren, dagegen sei Löhndorf mit seinen rund 1350 Einwohnern doch fast schon eine Großstadt, scherzte er. Er gab eine kurze Übersicht über mögliche Modelle, die von einem privaten Betreiber bis zum rein genossenschaftlichen Modell reichten. Bei den Sortimenten setze man auf regionale, kleine Erzeuger und somit kurze Lieferwege. Natürlich dürfe man auch die Preisgestaltung nicht aus den Augen verlieren, denn der erste Preisvergleich findet am Küchentisch mit Hilfe der Flyer der unterschiedlichen Anbieter statt. Aber auch Fahrwege, so sind es bis nach Sinzig 4 km und bis Bad Neuenahr 4,5 km, müsse man berücksichtigen, verdeutlichte er.
In der anschließenden Diskussion gab es viel Nachfragen zum genossenschaftlichen Modell. Schließlich schlug Monique Wilmers vom Ortsbeirat vor, dass ein Arbeitskreis gebildet werden solle, in dem Ideen gesammelt und Konzepte erarbeitet werden können. Sowohl Gröll als auch Werner sagten ihre Unterstützung bei der Entwicklung des Projektes Dorfladen Löhndorf zu. KS