Warum trotz Protesten auch dieses Jahr der Osterhase kommt
Max Mümmel, die Bauerndemo und das Postgeheimnis
Von Gregor Schürer
Die ganze Hasenfamilie Mümmel war in Aufruhr: „Nein, wir können kein Osterfest feiern, das geht nicht!“ Vater Mümmel war kaum zu bremsen. „Wir haben kein Stroh für die Nester und ohne Stroh zerbrechen uns die Eier, Ostern muss dieses Jahr ausfallen!“ „Warum haben wir denn kein Stroh?“, wollte Melanie, das Hasenmädchen von ihrem Vater wissen. „Weil die Bauern streiken“, wusste der schlaue Moritz, der aufs Hasengymnasium ging. „Der Bauer Grantelhuber ist seit Tagen mit seinem Traktor unterwegs, um an Demonstrationen teilzunehmen, der hat keine Zeit für uns“, ergänzte er. „Wogegen demonstriert er denn?“, fragte Melanie. „Wenn man das so genau wüsste, das hat mit Politik zu tun; da sind die Menschen ja irgendwie besonders empfindlich“, sagte der Hasenpapa. „Ich glaube, die Proteste richten sich dagegen, dass den Bauern irgendwelche Subventionen gestrichen wurden“ versuchte er eine Erklärung. „Subwennwas?“, das verstand Melanie nicht. „Also das sind Unterstützungen, die Bauern kriegen zum Beispiel den Diesel für ihre Trecker billiger, müssen also beim Tanken nicht so viel Geld wie die anderen bezahlen. Alles sehr kompliziert.“
„Kompliziert ist das richtige Stichwort“, meldete sich die Hasenmutter, die bisher geschwiegen hatte. „Gut, dass wir Frauen eher praktisch veranlagt sind. Ich habe das Unheil kommen sehen und deshalb mit der Bäuerin schon vor Wochen gesprochen. Und die freundliche Frau Grantelhuber hat uns Stroh auf die Seite gelegt.“ „Super, Mama, Du bist die Beste!“ jubelte Melanie, „Ostern kann kommen!“
„Nun müssen wir nur noch wissen, was sich die Kinder eigentlich so wünschen“, warf der ebenfalls erleichterte Vater ein.
„Woher sollen wir das denn wissen?“ Nun meldete sich der kleine Max zu Wort. „Ich vergesse immer, dass Du unser Jüngster bist und noch nicht alle Geheimnisse über den Osterhasen kennst“, antwortete die Hasenmama und stupste ihr Nesthäkchen sanft mit der Nase an.
„Das ist kein Geheimnis“, nun war wieder Moritz an der Reihe, „obwohl es mit der Post zu tun hat. Es gibt in Ostereistadt ein Postbüro, wo alle Kinder ihre Briefe hinschicken können. Besonders freut man sich dort natürlich, wenn die Kinder etwas malen oder basteln. Aber ganz egal, alle Ostergrüße und Osterwünsche werden aufmerksam gelesen. Und nicht nur das, wenn die Kinder rechtzeitig schreiben, kriegen sie sogar eine Antwort!“
„Wann ist denn rechtzeitig?“ wollte Melanie nun wieder wissen. „Die Post muss spätestens eine Woche vor Karfreitag dort angekommen sein“, antwortete der Vater.
Mäxchen hatte staunend zugehört. „Kennt ihr denn auch die Adresse?“ Die übrigen Mümmels lachten. „Na klar“, sagten sie fast im Chor, „hier ist sie: Hanni Hase, Am Waldrand 12, 27404 Ostereistedt“.
Als Max später glücklich in der Sasse, in der die Hasen ihr gemütliches Nachtlager hatten, eingeschlafen war, waren die anderen Familienmitglieder noch auf. „Nächstes Jahr verraten wir unserem Jüngsten, dass es auch in der Oberlausitz noch ein Postamt für die Osterbriefe der Kinder gibt“, sagte der Vater. „Olli Osterhase hat sogar schon Briefe aus Tschechien, Dänemark, Schweiz, Spanien, Norwegen, Japan und den USA bekommen“, wusste Moritz. „Seine Frau Lotti Langohr hat mir mal verraten, dass pro Jahr über 2.000 Sendungen den Weg nach Sachsen finden“, ergänzte die Mutter. „Wenn das unser Mäxchen wüsste“, schmunzelte Melanie.
Was Max aber wusste, war, dass man Briefmarken brauchte, wenn man Post verschicken wollte. Deshalb träumte unser kleiner Osterhase in dieser Nacht davon, wie er zum Postamt hoppelte, um dort welche zu besorgen. Und die legte er stolz in sein Körbchen. Am besten macht ihr das genauso.
SCHÜ
