Azubispots 2023: Großer Andrang auf der Ausbildungsmesse in Mayen
Mehr als 80 regionale Unternehmen warben um Nachwuchskräfte

Mayen. Mit weniger als 23.000 abgeschlossenen Ausbildungsverträgen verzeichnete Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr einen Negativrekord. Das geht aus dem am 17. Mai vorgestellten Ausbildungsreport hervor. Um diesem Trend etwas entgegenzusetzen, fand passend dazu am gleichen Tag die Ausbildungsmesse Azubispots 2023 auf dem Mayener Marktplatz statt. Großer Andrang herrschte an den mehr als 80 Ständen der regionalen Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen der Industrie, des Handwerks und aus dem sozialen Bereich. Griesson – de Beukelaer, Rasselstein, Debeka, Rhodius, Weig, Caritas, die städtischen Kitas, die Bundespolizei und viele weitere präsentierten sich bei strahlendem Sonnenschein und warben um Nachwuchskräfte. Aber auch die Organisatoren der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz, der Handwerkskammer (HWK) Koblenz und der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen sowie die Stadt Mayen waren mit Informationsständen vertreten. Auf der Freiluftmesse hatten junge Menschen die Gelegenheit, die örtlichen Betriebe in entspannter Atmosphäre kennenzulernen, wichtige Kontakte zu knüpfen und sich Orientierung über Ausbildungsmöglichkeiten in den verschiedensten Berufen zu verschaffen. Denn der Schritt von der Schule ins Berufsleben ist wichtig und will gut überlegt sein. Und die Chancen auf einen Ausbildungsplatz waren selten so gut wie heute. Gute Auszubildende sind begehrt und nahezu überall händeringend gesucht.
Wie die meisten Unternehmen hat auch die Bundespolizei Schwierigkeiten, freie Ausbildungsstellen mit passenden Bewerberinnen und Bewerbern zu besetzen. „Wie alle anderen Arbeitgeber auch, haben auch wir ein entsprechendes Nachwuchsproblem. Der Markt ist nicht mehr so mit jungen Menschen gefüllt, wie das vorher mal der Fall war. Wir sind darauf angewiesen, möglichst viele Bewerber zu bekommen, weil sie nicht nur die Bewerbungsvoraussetzungen erfüllen, sondern bei uns auch ein eigenes Auswahlverfahren durchlaufen müssen. Wir haben den Vorteil, dass man sich bei uns bereits mit der mittleren Reife bewerben kann. Der Realschulabschluss oder die volle Berufsreife, also Hauptschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung, reichen aus. Bewerben könnte man sich ab 16 Jahren und man braucht auch keine Mindestgröße mehr. Mit Fachabitur oder allgemeinem Abitur könnte man bei uns auch das duale Studium im gehobenen Dienst machen“, berichtete Polizeihauptkommissar Marcus Trambow von den vielfältigen Möglichkeiten im Polizeidienst.
Auch im Handwerk fehlen geeignete Nachwuchskräfte. „Die jungen Leute sind anfangs etwas schüchtern und kennen es nicht, umworben zu werden“, erzählte Thomas Münch von der Ritter Dachdecker-Meisterbetriebs GmbH von seinen Erfahrungen aus den bisher geführten Gesprächen. „Was wir erkennen ist, dass wir selber aktiv werden müssen“, pflichtete ihm sein Kollege Kurt Bender bei. „Es ist nicht mehr so, dass die Menschen auf uns zukommen, sondern wir müssen die Initiative ergreifen. Und deswegen sind wir heute hier“, ergänzte er. „Im vergangenen Jahr haben wir leider niemanden finden können. Aber für dieses Jahr haben wir bereits einen Lehrling, der die Ausbildung macht. Heute konnte ich einige für das Dachdecker-Handwerk begeistern und wir haben jetzt direkt ab nächster Woche einen Praktikanten und bisher drei potenzielle Interessenten für die Ausbildung. Ich bin guter Dinge, dass wir mit unserem neuen Praktikanten zuschlagen können und unseren nächsten Auszubildenden haben. Ich gehe mit Sicherheit davon aus, dass wir heute hier erfolgreich sind“, gab Münch sich zuversichtlich. „Man muss sich interessanter machen. Man kann nicht mehr mit dem 08/15-Schema kommen, das funktioniert nicht mehr. Auch wir haben neue Wege beschritten. Bei uns im Betrieb wurde zum Beispiel die Vier-Tage-Woche eingeführt. Man muss sich als Ausbildungsbetrieb viel Mühe geben und einen hohen Standard und Qualität in der Ausbildung bieten. Wir haben ein Patensystem, das heißt, es gibt jemanden, der sich um den Auszubildenden kümmert. Wenn es Probleme mit der Schule gibt, sind wir in engem Kontakt. Solche Dinge sind wichtig“, sind sich Münch und Bender einig.
„Die Unternehmen sind durchweg glücklich und dankbar, dass dieses kostenfreie Angebot für die Unternehmen geschaffen wurde und damit einfach noch einmal eine Unterstützung auf dem Ausbildungsmarkt da ist. Der Zulauf an den Ständen ist gut“, zeigte sich Stephan Schweitzer von der IHK als einer der Organisatoren nach einem Rundgang über die Messe zufrieden und machte auf zwei weitere Veranstaltungen aufmerksam: „Nach der heutigen Startveranstaltung hier in Mayen sind wir mit den Azubispots am 16. Juni nochmal vor dem Schloss in Koblenz und am 7. Juli in Bad Neuenahr im Kurpark.“

(v.l.) Thomas Becker (Geschäftsführer Operativ, Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen), Martin Neudecker (Regionalgeschäftsführer, Industrie- und Handelskammer Koblenz), Natalie Grings (Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen), Jens Fiedermann (Abteilungsleiter Ausbildungswesen, Handwerkskammer Koblenz). Foto: HwK Koblenz

Auch die Firma Rhodius warb um Nachwuchskräfte.

Ob Ausbildung oder duales Studium - die Bundespolizei bietet interessante Berufsperspektiven.

Über einen Praktikanten und drei Interessenten für die Ausbildung freute sich dieses Unternehmen.