Funken Rot-Weiß zogen Traditionsveranstaltung groß auf

Närrisches Gericht: Delinquenten kamen glimpflich davon

Närrisches Gericht: Delinquenten kamen glimpflich davon

Zunächst schienen sich MdL Lana Horstmann,Ratsherr Jörg Röder und BM Peter Jung ihrer ernsten Lage gar nicht bewusst. Fotos: FF

Närrisches Gericht: Delinquenten kamen glimpflich davon

Augenscheinlich Spaß mit dem neuen Formatdes närrischen Gerichts hatte das Neuwieder Prinzenpaar.

Närrisches Gericht: Delinquenten kamen glimpflich davon

Am Ende erwartete die Angeklagten ein mildes Urteil.

Närrisches Gericht: Delinquenten kamen glimpflich davon

Neuwied. Ausgerechnet in der Karnevalshochburg Neuwied gegen den §11a des Pflichtenbuches „Der lustige Rheinländer“ zu verstoßen, ist riskant. Die Landtagsabgeordnete Lana Horstmann, Neuwieds Bürgermeister Peter Jung und Ratsherr Jörg Röder hatten die Funken Rot-Weiß 1884 bei Verfehlungen gegen das rheinische Brauchtum erwischt. Funken Kommandeur Gunter Fröhlich ließ die drei Delinquenten kurzerhand vom Scharfrichter in Ketten legen und führte sie dem hohen Gericht vor.

Weder Einspruch

noch Revision zugelassen

Eins schickte der Vorsitzende Ralf Seemann drohend voraus: „Das Urteil des Gerichts ist endgültig. Weder Einspruch noch Revision sind zugelassen“. Seit 1990 hält die älteste innerstädtische Korporation dieses Schauspiel in aller Öffentlichkeit ab. Doch noch nie in einem so großen Rahmen wie am vergangenen Sonntag im Amalie-Raiffeisen-Saal der Neuwieder VHS. Zwischen den drei Prozessen lockerte ein buntes Rahmenprogramm die Atmosphäre auf. Wobei es eigentlich auch in den Verhandlungen munter zuging, schienen sich die Angeklagten ihrer prekären Lage gar bewusst zu sein.

Zu den Protagonisten zählten die Showtanzgruppe Chicas Locas, Ruhrkumpel Hans-Martin Schröder, The Singing Porta und natürlich das Neuwieder Prinzenpaar Prinz Udo I. von prickelnden Perlen und Mikrofon (Kambeck) und Prinzessin Claudia I. aus dem Tal der glitzernden Reben, Lieblichkeit der Pfauenstadt am Rhein (Balmes). Zum traditionellen Funkenlied und Karnevalsliedern zum Mitsingen stimmte Eigengewächs Harald Schröder an.

Seit 38 Jahren ist er als singender Schärjer das Aushängeschild der Funken. Mit Spannung verfolgten die Besucher die Prozesse. Dabei wollte Richter Ralf Seemann eigentlich Gnade walten lassen und kurzen Prozess machen.

Doch auf seinen Vorschlag, einer Aburteilung en bloc mit rabattierten Strafmaß, mochten sich weder die Verteidigung (Christoph Pinkemeyer) noch die Staatanwaltschaft (Fredi Winter) einlassen. Und wenn am Ende, wie bei Lana Horstmann auch kein Freispruch herauskam, aus Frust strich sie Anwalt Pinkemeyer das Honorar, so erwiesen sich die Anschuldigungen der Anklage wie im Fall der Landtagsabgeordneten als dünn. Hier ein falscher Schlachtruf, dort ein unpassendes Lied und dann auch noch in Heimbach-Weis Fassenacht feiern, aber dafür nie auf innerstädtischen Bühnen stehen.

Zugutehielt das Gericht Lana Horstmann, dass sie in ihrem Heimatort zu den Aktivposten zählt und seit 22 Jahren eine Fußgruppe leitet. Für ihre Feierqualitäten spreche, dass sie Veranstaltungen stets mit dem Taxi verlässt.

Mildes Urteil

Entsprechend milde war das Urteil: 11,11 Euro an die Funken zahlen, die Mitgliedschaft unterschreiben und bei einer Funken Veranstaltung die Bedienung zu machen. Nach Anerkennung des Strafmaßes beschied Richter Seemann ihr die Resozialisierung. Ähnlich glimpflich kamen Peter Jung und Jörg Röder davon. Neben den 11,11 Euro und der Mitgliedschaft müssen sie der Henkersmahlzeit beiwohnen bzw. eine Büttenrede halten.

Prunksitzung wieder 2024

Befürchtungen, dass der neue große Rahmen des närrischen Gerichts die gewohnte Prunksitzung im Heimathaus ersetzt, zerstreute Funken Präsident Andreas Holz. Die Saalveranstaltung fand in dieser Session nämlich erstmalig nicht statt. Die Traditionsveranstaltung im Heimathaus werde im nächsten Jahr wieder stattfinden.

Gleich mehrere Gründe seien für deren Absage ursächlich gewesen. So hätte man beispielsweise in einer ungewissen Situation die Planungen mit einjährigen Vorlauf starten müssen. „Für die nächsten Jahre haben wir bereits reserviert“, freut sich Andreas Holz. Sein Vize, Andy Jung, wies noch auf einen anderen Aspekt für das neue Konzept des närrischen Gerichts hin. Bislang habe die Funken Minna als Gerichtsstätte gedient. Doch aufgrund immer strengeren Auflagen ist der berühmte Wagen nicht mehr fahrbereit.