Neulich auf dem Friedhof
von Gregor Schürer
Neulich war ich mal wieder auf dem Friedhof. Ich gehe regelmäßig hin, um meinen Vater zu besuchen.
Seine Urne liegt in einer Stele, die steinerne Grabplatte auf Augenhöhe. Sein Vor- und Nachname, das Geburts- und das Todesjahr sind eingearbeitet. Außerdem habe ich ein Foto von ihm aufgeklebt. Ich lege dann die Hand auf den meist von der Sonne gewärmten Stein und nehme Verbindung auf. Ich spreche auch mit ihm, ohne mir dabei komisch vorzukommen. Zum Schluss zünde ich ihm immer ein frisches Grablicht an.
Viele Menschen haben Angst vor dem Friedhof und meiden ihn. Obwohl wir früher oder später alle dort landen. Warum nur, denn es ist ein – wie der Name schon sagt – sehr friedlicher Ort. Meist eine Oase der Stille, immer aufgeräumt und sauber, es blühen dort wunderschöne Blumen, immer gibt es große, prachtvolle Bäume. Auf Bänken lässt es sich schattig sitzen, der Wind in den rauschenden Blättern ist oft das einzige Geräusch. Alle Personen, die man dort trifft, sind freundlich und höflich, regelmäßig wird man gegrüßt und angelächelt.
Das Leben kommt – wie die Verstorbenen, die hier liegen – zur Ruhe. Und man kommt selbst zur Ruhe, hängt seinen Gedanken nach, schaut ins Weite, nie ins Leere.
Da ist nichts, wovor man sich fürchten muss, ganz im Gegenteil.
Deshalb mein Tipp: Besuchen sie den Friedhof in ihrer Nähe, auch wenn dort keine Angehörigen von ihnen liegen. Es wird ihnen guttun. Am Rande bemerkt und vielen nicht bekannt: Auf den meisten Friedhöfen gibt es eine unverschlossene Toilette.