In Deutschland feierten die Volkshochschulen ihren 100. Geburtstag

Neuwieder VHS hatte zum Familienfest eingeladen

23.09.2019 - 09:32

Neuwied. An der bundesweiten Aktion zum 100-jährigen Bestehen der Volkshochschulen beteiligte sich die Neuwieder VHS mit einem Familienfest. Allerdings mit etwas angezogener Handbremse, denn die Neuwieder Einrichtung ist erst 99 Jahre alt. „Im nächsten Jahr werden wir dann ganz groß feiern“, kündigt Jutta Günther an. Die Leiterin und ihr Team hatten zum Festtag einige Mitmachaktionen für Jung und Alt vorbereitet und Informationsstände eingerichtet. Das sonnige Wetter lud förmlich dazu ein, den Innenhof mit Leben zu erfüllen. Der Töpferkurs war verbindendes Element zwischen den Generationen. An anderen Tischen wurde gespielt und unter Anleitung gebastelt. Die selbst gebauten Trommeln kamen bei einer Vorführung gleich nach Fertigstellung zum Einsatz. Der Nachwuchs aus der Kampfsportschule Red Dragon stellte sein Können unter Beweis und lud zum Mitmachen ein. Im Anschluss an das Familienfest wurde die Ausstellung „Spontaner Realismus“ eröffnet.

Die Bilder der Hobbykünstler „Die Picassos“ sind noch in den nächsten Tagen im Erdgeschoss zu bestaunen. Künstler und Kursleiter Josch Braun stellte die Werke seiner Schüler vor. Zwischen zwanzig und fünfzig Jahre sind seine Teilnehmer. Kunst ist nur ein Thema in dem vielfältigen Angebot der Volkshochschule. Im vergangenen Jahr bot die Einrichtung 588 Kurse an. Dabei kamen 27.500 Stunden zusammen, die von 6.200 Teilnehmern in Anspruch genommen wurden. Zahlen die begeistern und anderenorts für Staunen sorgen. „Unsere Volkshochschule verfügt über ein modernes Gebäude, das viel Raum bietet“, hebt Jutta Günther den großen Standortvorteil heraus. Unter einem Dach gibt es Platz für klassischen Unterricht, kochen, Technik, Musik, Sport und Bewegung. Nach extern braucht praktisch kein Kurs verlegt werden. Fast ein Drittel der Kursteilnehmer stellten im Jahr 2018 Migranten dar. Nach der großen Flüchtlingswelle 2015/16 sinkt die Zahl nun wieder. „Nach den Integrationskursen folgt die berufsbezogene Sprachförderung“, freut sich Sprachen-Leiterin Maike Pfeiffer über das Wiedersehen mit vielen ehemaligen Schülern. Die staatlich geförderten Integrationskurse waren für die VHS, übrigens die Institution in Deutschland, die die meisten Sprachkurse anbietet, eine finanziell lohnende Sache. Die Neuwieder Einrichtung ist chronisch defizitär. Die Verluste werden von der Stadt ausgeglichen, und zwar im vollen Bewusstsein, dass Richtige zu tun.


Bildung für alle Bevölkerungsschichten


Schließlich geht es um Erwachsenenbildung und genau darin liegt die Aufgabe der VHS. Allen Bevölkerungsgruppen, unabhängig vom Geldbeutel, soll die Wissensvermittlung ermöglicht werden. Politische Bildung und Demokratie spielen dabei eine große Rolle. Unter der Grundbildung versteht man die Alphabetisierung der Menschen. Analphabeten gibt es mehr, als sich mancher vorstellen kann. Um die Berufsreife zu erlangen, kann an der VHS der Hauptschulabschluss nachgeholt werden. Der „Renner“ an der VHS sind Yoga- und Sprachkurse. Neben den gängigen Sprachen wird auch Polnisch und Chinesisch angeboten. Viele der Sprachschüler melden sich mit Ablauf eines Kurses gleich beim nachfolgenden an. So mancher VHS-Schüler bringt es auf 15-20 Jahre. „Die VHS ist für viele Menschen ein Zuhause“, weiß Jutta Günther und fügt hinzu: „Wir sehen uns als Familie“. Gemeint sind die rund 180 Dozenten bei der VHS und 50 bei der Musikschule“.

„Die allermeisten von ihnen unterrichten aus Idealismus“, ist Jutta Günther überzeugt. Derzeit stemmt die Leiterin ein neues Projekt. Mit der Digitalisierung gibt es demnächst Webinare und Lernplattformen. Dabei unterstreicht Jutta Günther, dass es sich um ergänzende Angebote für daheim handelt. Immerhin liege das Alleinstellungsmerkmal der VHS auf den persönlichen Draht zwischen Teilnehmer und Dozenten.


1920 ging alles los


Am 18. Mai 1920 gründete Dr. Otto Kopelke die Neuwieder VHS. Von 1934 bis 1946 stellten die Nationalsozialisten den Betrieb ein. Am 3. Dezember 1946 wurde der Unterricht wieder aufgenommen. Mit Dieter Melsbach zog 1973 der erste hauptamtliche Leiter der VHS ein. Im selben Jahr wurde die Musikschule als Abteilung der VHS gegründet. 1977 erfolgte die staatliche Anerkennung. 1983/4 zieht die VHS in der Bahnhofsstraße 4 erstmals in ein eigenes Gebäude ein. Die Einrichtung heißt ab nun „Die Brücke“. 1999 wird die VHS in die Rechtsform eines Eigenbetriebs überführt. 2004 steht abermals ein Umzug an. Die ehemalige Raiffeisendruckerei in der Heddesdorfer Straße wurde nach einem aufwendigen Umbau bezogen. Bauherr ist die Stadt Neuwied. Die VHS ist Mieter der Immobilie. 2006 wird Dieter Melsbach als langjähriger Leiter verabschiedet. Nach über drei Jahrzehnten Kontinuität wechselt die Spitze in den darauffolgenden Jahren mehrmals. Die Musikschule wird bereits seit dem Jahr 2002 von Martin Geiger geleitet. FF

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