Teilweise extrem volle Züge – Überforderung des Bahnsystems – Mehr Finanzen erforderlich

SPNV-Nord zieht gemischte Bilanz der 9-Euro-Ticket-Phase

SPNV-Nord zieht gemischte Bilanz der 9-Euro-Ticket-Phase

Symbolbild. Foto: pixabay.com

30.08.2022 - 15:45

Region. Verbandsvorsteher Landrat Achim Hallerbach zieht eine gemischte vorläufige Bilanz: „Das 9-Euro-Ticket hat eine gigantische Nachfrage erzeugt. Manche Züge waren in unserem Gebiet derart voll und überfüllt, dass sogar reihenweise Fahrgäste an Stationen stehen bleiben mussten, auch haben manche es nicht rechtzeitig geschafft, an den Zielorten aus den Zügen zu kommen. Mein großer Dank gilt den vielen Fahrgästen, die dieses 9-Euro-Ticket-Experiment ertragen haben. Ich hoffe auch, dass die vielen oftmals vergraulten Stammfahrgäste sich wieder in den Zügen einfinden werden. Bei den vollen und oftmals nach keinem Fahrplan mehr fahrenden Zügen in der noch vorhandenen Corona-Phase gilt mein besonderer Dank auch den vielen Eisenbahnern bei allen unseren Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), die das jeden Tag als Lokführer, Zugbegleiter, Disponent und auf anderen Positionen gestaltet und auch ertragen haben. Bei vielen war es auch einfach zu viel, so dass deutlich mehr Zugausfälle zu verzeichnen waren als zuvor. Systemausfälle, wie die ganze rechtsrheinische Linie des RE 8, dürfen sich nicht wiederholen. Die EVU müssen hier entsprechend vorsorgen.“

Die Schienennahverkehrsleistungen im Norden von RLP waren ganz unterschiedlich von der großen Nachfrage betroffen. Die größte Nachfrage zogen die Züge der linken Rheinstrecke auf sich. So erwies es sich als sehr positiv, dass die RRX-Züge des RE 5 von Wesel nach Koblenz nicht wie ursprünglich zu Betriebsstart 2019 geplant in Remagen von 2 auf 1 reduziert wurden. Die Fahrgastzahlen des RE 5 sind sehr deutlich über das Vor-Corona-Niveau gestiegen. Gleichzeitig ist aber auch die Anzahl der Zugausfälle stark angestiegen und die vorzeitigen Wenden in Andernach anstelle Koblenz haben die Reiseketten überfordert. Bei den fahrenden RE 5-Zügen ist nur noch einer von drei im Rahmen von 5 min nach Plan gefahren. Bei jedem Ausfall eines RE 5 wurden die Kapazitätsgrenzen der Mittelrheinbahn RB 26 überschritten. Oftmals konnten schon eine Station nach Koblenz Hbf in Koblenz-Stadtmitte nicht mehr alle Fahrgäste mitgenommen werden, so dass die Fahrgastdichte auch ein Räumen des Zuges gerechtfertigt haben könnte. Auch der von Koblenz nach Süden fahrende RE 2 gehörte im DB-Konzern trotz einiger Doppeltraktionen zu den meistausgelasteten Zügen bundesweit.

Verbandsdirektor Thorsten Müller zu den Chancen von Verbesserungen: „Die Überforderung der angebotenen Zugkapazitäten insbesondere auf dem linken Rhein lässt sich nachhaltig nur durch zusätzliche neue Zuggarnituren und mehr Fahrten im Fahrplan lösen. All dies kostet viel Geld und kann durch die Fahrgeldeinnahmen nicht gedeckt werden. Wir brauchen dringend und schnell sehr viel mehr Regionalisierungsmittel vom Bund im System, um eine derartige Nachfrage dauerhaft bewältigen zu können.“

Die Bereitstellung guter Platzkapazitäten, mehr Fahrten im System und höhere Personalreserven bieten sich als Maßnahmen für den klimabedingten Verkehrswandel hin zur Schiene an. Beispielhaft seien genannt:

• Die aus NRW kommende 3-fach Traktion der RB 26 könnte bis nach Koblenz geführt werden. Hierzu müssen neue Fahrzeuge beschafft werden.

• Die SÜWEX RE 2 verträgt einen Stundentakt mit vielen Doppeltraktionen statt des weitgehenden 2-h-Takt. Zum Einsatz kommen müssen zusätzliche Zuggarnituren.

• Auf der Moselstrecke nach Trier wird dauerhaft die Doppeltraktion des RE 1 benötigt.

• Ein neues Fahrzeugkonzept darf Entlastung für die Lahnstrecke bringen. Der Lahn-RE 25 darf auch alle 60 Minuten verkehren.

• Personalbedingte Systemausfälle wie beim RE 8 müssen durch den Aufbau von mehr Personal und entsprechenden Reserven verhindert werden.

Verbandsvorsteher Landrat Achim Hallerbach: „Die Einfachheit des Tickets ohne Tarifgrenzen und der ausgesprochen günstige Preis hat die Menschen überzeugt. Damit die Produktionskosten trotzdem gedeckt werden konnten, waren die hohen Zuschüsse des Bundes nötig, die jetzt noch ins System zu den EVU kommen müssen. Die Schnelligkeit, wie dieses 9-Euro-Ticket-Experiment erfunden und umgesetzt wurde, ist absolut untypisch für die Bahn&Busbranche, zeigt aber wie Bund und Länder zusammen mit der Branche Fahrgastnachfrage schnell steigen lassen können. Nur die Sitzplatzkapazität kommt da wirklich nicht hinterher. Für den Ausbau des SPNV brauchen wir dringend und schnell mehr Geld vom Bund, auch die Länder müssen ihren eigenen Beitrag für den Busbereich leisten. Ich befürchte, dass bei uns die Mittel schon in 2023 nicht mehr für die bestehenden Zugleistungen reichen werden, dann reden wir über Mangelverwaltung anstelle von Aufbruch. Soweit darf es nach diesem 9-EuroTicket-Erfolg nicht kommen.“

Pressemitteilung

SPNV-Nord

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