Heimat- und Bürgerverein ist die Einrichtung zu teuer
Sorge um das Archiv und Heimatmuseum Bad Bodendorf

Bad Bodendorf. Der geschäftsführende Vorstand des Heimat- und Bürgervereins hält den Unterhalt des Heimatmuseum Bad Bodendorf für zu teuer. Sollten sich nicht bis Herbst genug Förderer einstellen, will er zum Jahresende den Museumsbetrieb und die Archivarbeit einstellen. Für Museumsleiter und Museumsarchivar Josef Erhardt ist dagegen nur der Erhalt denkbar.
Vorbildliche Einrichtung
Das Heimatmuseum Bad Bodendorf kann in mancher Hinsicht als vorbildlich für Einrichtungen seiner Art gelten. Es beherbergt interessante kulturgeschichtliche Exponate, die geordnet im hellen Ausstellungsraum präsentiert werden.
Das Besondere an Bodendorfs Museum ist, dass seine Sammlung gepflegt, dokumentiert und erforscht wird. Josef Erhardt, unterstützt durch Wolfgang Seidenfuß, betreut die anfangs „Heimatarchiv“ genannten Bestände, für die der Heimat- und Bürgerverein als Träger 1990 eine Bleibe in einem ehemaligen Tante-Emma-Laden einrichtete.
Zur Fotosammlung des ehemaligen Ladeninhabers gesellten sich rasch weitere Archivalien und jene vereinseigene bislang in Kellern der Mitglieder verborgenen Sammlungsstücke. Als der Bestand anwuchs, gliederte man dem Archiv ein Heimatmuseum an. Mehr Raum bot der Umzug von Archiv und Museum ins Haus der ehemaligen Schmiede Koll, wo man am 22. September 2019 Einweihung gefeiert wurde.
Daraufhin sichtete, katalogisierte und inventarisierte Erhardt das Sammlungsgut aus damals 30 und inzwischen 35 Jahren. Im Stahlschrank lagern kartonweise die Verweise zu Quelle, Kohlensäurewerk, Steuer, Kindergarten, Post, Heilbäderstatus, Kurwesen, Weinbau, Ortschronik, Personen, frühere Herrschaften, Kirchenbücher und mehr.
80 Prozent digital erfasst
Durch die Anerkennung als Museum des Museumsverband Rheinland-Pfalz und die Mitgliedschaft im Deutschen Museumsverband konnte der Verein auf die internetfähige Datenbank des Verbandes „museum-digital“ zugreifen und sie für die Archivierung der Bestände zu nutzen. „Bis heute sind rund 80 Prozent erfasst und in die Datenbank eingetragen“, so die stolze Bilanz. 2021 Objekte und 3803 Bilder sind in der Datenbank online für jeden sichtbar, was mehr ist, als das über größere Bestände verfügende Sinziger Heimatmuseum über diese Plattform ins Netz stellt.
Aber nichts geht über die eigene Anschauung, weshalb viele Gäste jüngst den internationalen Museumstag nutzten, um sich selbst ein Bild von den spannenden Exponaten früherer Lebenswelten zu machen und um ins Gespräch zu kommen über historische Ortsthemen wie Kuren im Heilbad, bedeutende Persönlichkeiten und früheres Wirtschaften.
Der geschäftsführende Vorstand des Heimat- und Bürgervereins glaubt, die laufenden Kosten für das Heimatmuseum und -archiv nicht mehr tragen zu können. Andere Satzungszwecke wie Pflege der dörflichen Gemeinschaft, des Naturschutzes und der Kinder- und Jugendarbeit kämen zu kurz, heißt es in einem Entwurfsschreiben. „Schaut man in die Zukunft, läuft der Verein so seinem sicheren Bankrott entgegen“, wird gewarnt, ohne dass zuvor größere Anstrengungen gemacht worden sind, Lösungen anzusteuern das Museum auf ein gesichertes Fundament zu stellen. Wenn bis Herbst 2025 nicht genug Förderer gefunden würden, könnten Heimatmuseum und -archiv nicht erhalten werden und die Arbeiten wie gewohnt fortgesetzt werden.
Josef Erhardts Vorschlag einen Förderverein zu gründen, hat der Vorstand aufgegriffen. Es bedarf aber wohl zusätzlicher Förderung und auch weiterer Museumsangebote, allen voran eine häufigere Öffnung als einmal im Monat, um die Zukunft des besonderen Museums auszuloten. HG

Josef Erhardt im Heimatmuseum