Katholisches Laienbündnis appelliert an die deutschen Bischöfe:

„Verspielen Sie dieletzte Chance nicht!“

Region. Anlässlich der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vom 23. bis 25. Februar 2021 richten katholische Frauenverbände, Betroffenengruppen und Reforminitiativen einen eindringlichen Appell an die deutschen Bischöfe. Das katholische Laienbündnis hält konstruktive Dialoge und Perspektiven, besonders hinsichtlich des Synodalen Weges, für dringend erforderlich: „Solange nicht eine ehrliche, offene und vollständige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in allen deutschen Bistümern auf wissenschaftlich hohem Niveau und gleichem Standard erfolgt, werden die Reformbemühungen des Synodalen Weges ins Leere laufen.“

Sexualisierte Gewalt Das Bündnis fordert eine objektive, unabhängige und vollständige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche sowie eine strafrechtliche Verfolgung der Täter,

eine kirchenrechtliche Ahndung der Vertuscher und die Aufklärung durch staatliche Stellen

– wenn dies noch möglich ist: „Nehmen Sie die Betroffenen ernst – anstatt sich selbst als

Opfer darzustellen! Sexualisierte Gewalt und das erfahrene Leid sind nicht wiedergutzumachen. Deshalb ist es das Mindeste, die Taten aufzuklären und aufzuarbeiten, die Verantwortlichen für mögliche Vertuschungen zu benennen und die Betroffenen angemessen zu entschädigen.“ „Die Kirche braucht einen neuen und positiven Zugang zur Sexualität, ihrer bewussten Gestaltung und der Tatsache, dass Sexualität zum Leben gehört. Heterosexuelle, Lesben, Schwule, trans- und intergeschlechtliche Menschen – alle gehören gleichwertig zu unserer Kirche. Es darf hier keine Verurteilungen und Diskriminierungen

mehr geben.“ „Der Zugang zu allen Diensten und Ämtern darf nicht mehr nur Männern vorbehalten bleiben. Dies widerspricht dem christlichen Menschenbild und den Allgemeinen Menschenrechten. Allen Menschen muss endlich der Zugang gewährt werden. Es gibt keinen Grund, jemanden kategorisch auszuschließen. Berufung ist keine Frage des Geschlechts.“

Klerikale Machtstrukturen

„Klerikale Machtstrukturen tragen immer die Gefahr des Machtmissbrauchs in sich; sie müssen endlich aufgebrochen und verändert werden. Kirche soll ein Ort für alle Menschen sein und nicht hierarchisches Machtkonstrukt weniger Einzelner. Synodale und partizipativeStrukturen sind deshalb jetzt gefordert, bei denen sich viele einbringen können und gemeinsam Verantwortung übernehmen.“ Angesichts sehr unterschiedlicher Positionen innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz appelliert das Laienbündnis an die deutschen Bischöfe: „Wir – als großer Teil des Kirchenvolks – sind gemeinsam auf einer Linie. Die Zeit des Hinhaltens, des Vertuschens, der immer noch schleppenden Aufklärung sexualisierter Gewalt und der toxischen Machtstrukturen muss endgültig vorbei sein. Notwendig sind jetzt klare Worte und – vor allem – deutliche Taten, durch die die Kirche wieder glaubwürdig und positiv erlebt werden kann.“ In Anbetracht der steigenden Kirchenaustrittszahlen stellen die Akteur*innen abschließend die mahnende Frage an die Bischöfe: „Welche Zukunft hat die Kirche ohne Gläubige?“ Das Bündnis appelliert eindringlich: „Verspielen Sie die letzte Chance nicht!“ Dem Appell angeschlossen haben sich die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands

(kfd) – Bundesverband e.V., der Katholische Deutsche Frauenbund e.V. (KDFB), die Reformbewegungen Wir sind Kirche und Maria 2.0 sowie das Katholische LSBT+Komitee. Die Betroffeneninitiativen Eckiger Tisch e.V. und MojoRed e.V. unterstützen die katholische Laienbewegung.

Pressemitteilung Wir sind Kirche