Bad Neuenahrer Konzertreihe geht in ihre 33. Saison
Volle Ränge beim „königlichen Klavierkonzert“
Klassische Philharmonie Bonn eröffnet „Wiener Klassik“-Saison mit Werken von Beethoven
Bad Neuenahr. Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Kurhaussaal bei der Eröffnung der Spielsaison der Wiener Klassik – einer Konzertreihe, die es seit 1986 in Bad Neuenahr und anderen bedeutenden Spielstätten von Hamburg bis München gibt. Das diesjährige Eröffnungskonzert der Klassischen Philharmonie Bonn gemeinsam mit der Nachwuchspianistin Alexandra Shcherbakova unter der Leitung von Heribert Beissel war für die Zuhörer ein Feuerwerk der Gefühle und Vorgeschmack auf das anstehende Beethoven-Jahr.
Bühne für Nachwuchstalente
Die Klassische Philharmonie Bonn ist ein Orchester hochtalentierter Nachwuchsmusiker, das sich programmatisch der Wiener Klassik verschrieben hat. Über die gesamte Spielsaison begleitet das Ensemble verschiedene Nachwuchssolisten. Anlässlich seines 250. Geburtstages im Dezember nächsten Jahres, stand das Auftaktkonzert mit dem Klavierkonzert Nr. 5 und der „Eroica“ ganz im Zeichen Beethovens.
Für das 5. Klavierkonzert in Es-Dur – unter Fachleuten auch als „Königin der Klavierkonzerte“ gehandelt – trat die Solistin Alexandra Shcherbakova aus Moskau gemeinsam mit dem Orchester auf. Mit außerordentlichen langen und anspruchsvollen Sätzen ist das Klavierkonzert nur für die Königsklasse der Pianisten spielbar. So stieg die zierliche Russin nach drei gewichtigen Orchester-Akkorden, in einen mal lyrischen, mal heroischen Dialog mit den Philharmonikern ein. Ihre technische Klasse und Präzision stellte Shcherbakova, die vielfach mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet wurde, bei schnellen Doppelgriffen, Oktaven und Tonleitern unter Beweis.
Ein erster Höhepunkt des Abends war der zweiten Satz des Klavierkonzerts, ein Wechselspiel zwischen lyrisch-verspielten Episoden und einem Rondo-Thema. Das innige Zusammenspiel von Orchester und Solistin kam besonders in den lyrischen Passagen zur Geltung. Mitunter agierten die Musiker verhalten, geradezu zart und doch voller Gefühl, das sorgte für atemlose Stille trotz vollem Saal und einem kräftigen Applaus für die Solistin, die sich am Ende der ersten Konzerthälfte von der Bühne verabschiedete.
Im zweiten Konzertteil gehörte die Bühne der „Eroica“ (Symphonie Nr. 3 in Es-Dur) mit Heribert Beissel und der Klassischen Philharmonie Bonn. Mit schwungvollem Einstieg im kräftigen Fortissimo zogen sie das Publikum sofort in ihren Bann. Das Wechselspiel aus heroischem Hauptthema, Überleitungsmotiven und dem wehmütigen Seitenthema, das den ersten Satz kennzeichnet, interpretierten die Musiker gekonnt.
Ein starker emotionaler Kontrast dann der Trauermarsch im düsteren c-Moll. Hier flossen Elemente der Opernmusik, der Barockmusik und der französischen Revolutionsmusik mit viel Fingerspitzengefühl der Musiker zusammen. Bedächtig und still wurde es beim Scherzo des dritten Satzes, bevor das Orchester beim finalen Variationssatz noch einmal heroische Töne anstimmte, die den Kurhaussaal mit etwas Fantasie in einen Wiener Salon verwandelten.
Für so viel Leidenschaft wurden die Musiker vom Bad Neuenahrer Publikum, darunter rund 400 Besitzer einer Abokarte für die kommenden fünf Konzerte, mit einem kräftigen und langanhaltenden Applaus belohnt.
Kommende Spielsaison
Schwerpunkt der kommenden Spielsaison werden weiterhin Werke der Klassikgrößen Beethoven, Haydn und Mozart sein. Einen Ausflug in die Klanglandschaft der Frühromantik wird das Abschlusskonzert am 19. März kommenden Jahres mit Stücken von Brahms, Rossini und Dvorák sein. Außerdem schwingt das musikalische Pendel zu Schubert, Strauss und Händel aus. Das nächste Konzert der Reihe Wiener Klassik findet am 14. November um 20 Uhr im Steigenberger Kurhaussaal statt.
Über 400 Abokarten wurden für die 33. Saison der Wiener Klassik verkauft. Beim Eröffnungskonzert war der Kurhaussaal bis auf den letzten Platz besetzt.
