Gelungene Integration am RheinAhrCampus

Vom Bürgerkrieg in Syrien zum Medizintechnikstudium

Vom Bürgerkrieg in Syrien
zum Medizintechnikstudium

Hussein Al Hussein (links) mit Dr. Laurent Borgmann, Leiter des Bereichs Sprachen/Internationales am RheinAhrCampus. Foto: Privat

11.12.2018 - 16:30

Remagen. Vor ziemlich genau drei Jahren floh Hussein Al Hussein vor dem Bürgerkrieg in Syrien. Seit dem Sommersemester ist er nun als regulärer Student am RheinAhrCampus der Hochschule Koblenz in Remagen eingeschrieben – und engagiert sich für den Dialog zwischen geflüchteten Menschen und Einheimischen. Mit der Einschreibung in ein Medizintechnik-Studium geht für Al Hussein ein Kindheitstraum in Erfüllung, den er in Syrien wegen des Krieges nicht verwirklichen konnte. Das erste Semester hat er nun erfolgreich abgeschlossen – und findet neben seinem Studium noch Zeit, sich ehrenamtlich einzusetzen. Bereits vor der Aufnahme seines Studiums engagierte sich Al Hussein im medizinischen Bereich als Übersetzer im Krankenhaus, als Helfer beim Deutschen Roten Kreuz sowie als Sozialbetreuer und Begleiter beim Pfarrverband Bonn-Süd. Seit dem Sommer arbeitet er nun auch als Studentenbetreuer bei der Otto-Benecke-Stiftung, die Integrationsprogramme und Qualifizierungsangebote für Zuwanderer entwickelt. Zudem unterrichtet er im Bereich Sprachen/Internationales ein Deutsch-Tutorium und wird ab nächstem Jahr auch als Studierendenbetreuer arbeiten. Al Hussein ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie engagiert und wissbegierig einige der geflüchteten jungen Menschen sind, die am RheinAhrCampus studieren.

Das Schulwissen, das ihm noch gefehlt hat, um sein Studium erfolgreich meistern zu können, hat er aus eigenem Antrieb nachgeholt. „Das Studium nehme ich sehr ernst und möchte mit einem erfolgreichen Abschluss beweisen, dass Integration gelingen kann“, betont er in hervorragendem Deutsch, „ich möchte zeigen, dass es machbar ist, auf eigenen Beinen zu stehen wie meine deutschen Kommilitoninnen und Kommilitonen. In den Medien werden leider viel zu häufig Negativbeispiele von Geflüchteten gezeigt.“ Al Hussein setzt sich für die Stärkung des Vertrauens zwischen geflüchteten Menschen und Einheimischen ein. Er freut sich, dass er durch seine deutschen Freundinnen und Freunde die deutsche Kultur und ihre Unterschiede immer besser verstehen lernt. Besonders wichtig ist ihm der Abbau von Vorurteilen und der Dialog zwischen den Kulturen: „Es sollten sich alle auf Augenhöhe begegnen können, egal welcher Nationalitäten sie angehören, welche Sprachen sie sprechen oder welche Hautfarben sie haben. Das wäre ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung.“ So wie Hussein Al Hussein haben viele Geflüchtete schon in ihrer Heimat das Abitur gemacht, ein Studium angefangen oder sogar schon abgeschlossen. Deutsche Hochschulen haben in den letzten Jahren zahlreiche Angebote entwickelt, um Geflüchteten wie ihm den Zugang zum deutschen Bildungssystem zu erleichtern und ein Studium in Deutschland zu ermöglichen. Dr. Laurent Borgmann, Leiter des Bereichs Sprachen/Internationales am RheinAhrCampus, setzt sich bereits seit 2015 für die Integration von Geflüchteten ein: „Nicht alle Geflüchtete bringen so viel Disziplin und Engagement mit – da ist Herr Al Hussein schon ein sehr leuchtendes Beispiel. Deshalb ist es weiterhin wichtig, Geflüchteten einfach mal die Chance zu geben, in Projekten oder durch eine Gasthörerschaft die Möglichkeit zu geben, in Seminare rein zu schnuppern, damit sie realistische Entscheidungen treffen können für ihre Zukunft“ In sein Seminar „International Business Simulation“ lädt Borgmann regelmäßig interessierte Geflüchtete ein, um sich selbst ein Bild über den regulären Hochschulbetrieb am RheinAhrCampus zu machen. So gründeten seine Studierenden eine Fahrradwerkstadt für Geflüchtete, die das Seminar lange überlebt hat und seit fast drei Jahren Remagener Bürger und die Geflüchteten zusammenbringt. Der Kontakt zu neuen Geflüchteten wird hergestellt durch gemeinsame Feste. Jedes Jahr feiern Borgmanns Studierende mit Geflüchteten verschiedenster Nationen mit internationalen Speisen, Musik und Spielen das Ende des Fastenmonats Ramadan. „In den folgenden Tagen bekomme ich dann immer mehr als zehn Anfragen von Geflüchteten, die gern mal an Schnupperkursen teilnehmen möchten.“

Pressemitteilung der

Hochschule Koblenz/

RheinAhrCampus

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