Menschen mit Behinderung aus dem Heinrich-Haus tauschten abermals für einen Tag ihren Arbeitsplatz mit Arbeitnehmern aus der Region

Von der Feuerwehr bis zur Kripo öffneten sich die Türen

Von der Feuerwehr bis zur Kripo öffneten sich die Türen

Alexander Vlassakidis lernte beim Schichtwechsel das Stadtmarketing der Stadt Neuwied kennen. Fabienne Mies zeigte ihm unter anderem die Tourist-Information und erklärte ihm einige der täglichen Verwaltungsaufgaben. Foto: Ulf Steffenfauseweh

25.10.2023 - 13:14

Neuwied. Es war die zweite Auflage des „Schichtwechsels“ in Neuwied und der Region – und schon jetzt zeigt sich: Die Aktion ist ein echter Erfolg. Einen Tag lang tauschen am 12. Oktober deutschlandweit Menschen mit und ohne Behinderung ihren Arbeitsplatz, um Vorurteile abzubauen und neue Perspektiven zu schaffen. In diesem Jahr wieder mit dabei: Zahlreiche Beschäftigte des Heinrich-Hauses Neuwied und St. Katharinen. Während bei der ersten Auflage in 2022 insgesamt acht Menschen aus den Werkstätten für behinderte Menschen die Arbeit in Unternehmen und Behörden kennenlernten, waren es in diesem Jahr schon 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ob in der Stadtverwaltung Neuwied, bei der Agentur für Arbeit, der SWN, im Tourismusbüro Linz, im Rewe Neustadt, bei der BAMAKA Bad Honnef, in der Firma Niedax in Linz, der Druckerei Johann in Heimbach-Weis, VulkaTec in Kretz, Wirtgen in Windhagen, in der Grundschule St. Katharinen oder der Kita Straßenhaus: Für die Menschen mit Behinderung öffneten sich in der vergangenen Woche viele Türen. Sogar die Feuerwehr Neuwied und die Kripo in Straßenhaus waren mit dabei und gaben „ihren Schichtwechslern“ Eindrücke von der täglichen Arbeit. Gleichzeitig lernten die Tauschpartner die professionelle Arbeit in den Werkstätten des Heinrich-Hauses kennen.

So räumte beispielsweise Karl-Ernst Starfeld, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Neuwied, seinen Chefsessel für Martin Nolte aus dem Heinrich-Haus. Während Martin Nolte in der Agentur verschiedene Bereiche – von der Personalbeschaffung über die Akquirierung von Arbeits- und Ausbildungsstellen bis hin zur Leistungsgewährung von Arbeitslosengeld, Förderleistungen und Kurzarbeitergeld – kennenlernte, packte Karl-Ernst Starfeld in der Mittelrhein-Logistik mit an. Besonders spannende Einblicke gab es auch für Konrad Ante. Der 27-Jährige durfte einen Tag lang bei der Kripo in Straßenhaus Polizeihauptkommissar Patrick Marquardt nicht nur über die Schulter blicken, sondern auch selbst DNA-Spuren sichern, einen vorbereiteten Tathergang rekonstruieren und Verhörmethoden anwenden. „Es ist erstaunlich, welche Fähigkeiten er mitbringt“, sagte Patrick Marquardt, der von einem Bekannten von der Schichtwechsel-Aktion gehört hatte und sein Mitmachen nicht bereut.

Ziel erreicht: „Wir möchten den Unternehmen zeigen, welches Potenzial in den Menschen steckt, die jeden Tag in einer unserer Werkstätten arbeiten“, erklärt Christiane Kahlert vom Integrationsmanagement des Heinrich-Hauses. Potenzial, das neben vielen weiteren Kolleginnen und Kollegen auch Daniel Bockshecker und Karolin Kleinlein zeigen konnten: Im Tourismusbüro Linz übernahmen sie eine Schicht von Mitarbeiterin Maria Zimmermann, die im Gegenzug in der Werkstatt St. Katharinen ihren Arbeitstag absolvierte.

Auch immer mehr Verantwortliche aus Politik und Verwaltung sehen im Schichtwechsel eine wichtige Plattform für gegenseitigen Austausch und Entwicklung. So wichtig, dass einige Interessierte ihre Schicht unabhängig vom Datum nachholten oder noch nachholen werden. So zum Beispiel Neuwieds Bürgermeister Peter Jung, der eine Woche nach dem Aktionstag in der Mittelrhein-Logistik zu Gast war und hier die Werkstattbeschäftigten im Bereich Verpackung und Montage unterstützte. Am eigentlichen Tag des Schichtwechsels standen für ihn schon einige nicht verschiebbare Termine im Kalender – ganz ausfallen lassen wollte der Bürgermeister seinen Einsatz aber nicht. „Der Schichtwechsel ist mir wichtig, um im Austausch zu bleiben und die Werkstattbeschäftigten dabei zu unterstützen, Einblicke in die Arbeit von Behörden und Unternehmen zu erhalten“, so Peter Jung.

Auch Martin Diedenhofen, Lana Horstmann und Ellen Demuth sowie der Verbandsbürgermeister der Region Linz, Frank Becker, unterstützen die Integration von Menschen mit Behinderung auf den ersten Arbeitsmarkt nach Kräften, indem sie einen Austausch ermöglichen. Ein Perspektivwechsel für beide Seiten.

„Gerade im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel ist die Integration von Menschen mit Beeinträchtigung eine Chance“, betont Christiane Mahlert. Der zweite Schichtwechsel hat gezeigt: Vorurteile und Barrieren abzubauen ist eine langfristige Aufgabe. Erste kleine Erfolge zeigten sich aber schon in diesem Jahr. Der Schichtwechsel 2024 findet am 10. Oktober statt.

Pressemitteilung

Heinrich-Haus gGmbH

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