Allgemeine Berichte | 14.10.2025

Vortrag in Kirchdaun

Warum die Kirche keinen Turm hat...

Andreas Schmickler (links) und Armin Küpper, Vorsitzender der St.-Lambertus-Stiftung, die den Abend zugunsten der Restaurierung des St.-Lambertus-Bildes initiiert haben.Fotos: Nadine Kreuser

Kirchdaun. Wer heute an der Kirche St. Lambertus in Kirchdaun vorbeigeht, dem fällt sofort etwas auf: Sie hat keinen richtigen Turm. Wo einst ein stolzer Bau das Dorf überragte, steht heute ein schlicher Aufsatz. Warum? Dieser Frage ging Heimatforscher Andreas Schmickler in seinem Vortrag am vergangenen Sonntag nach – und zeichnete ein faszinierendes Bild der wechselvollen Geschichte der Lambertuskirche.

Bereits im 12. Jahrhundert ist die Kirche belegt: 1131 wird sie in einer Urkunde von Papst Innozenz II. als „ecclesia de Duna“ erwähnt. Ihr Patron war schon damals der heilige Lambertus, ein Bischof aus Lüttich, der wohl als Missionar ins Rheinland kam. Doch die Ursprünge reichen vermutlich weiter zurück. Schmickler vermutet auf dem Kirchberg eine heidnische Kultstätte, vielleicht einen gallorömischen Tempel.

Ein Münzfund – eine Faustina-Münze aus dem Jahr 167 n. Chr. – deutet jedenfalls auf römische Besiedlung rund um Kirchdaun hin. Im Mittelalter stand die Kirche im Einflussbereich der Herrschaft Landscron, die ab 1252 das Patronatsrecht innehatte. Davon zeugen bis heute Spuren im Gebäude: ein Wandgemälde mit Krone aus dem 13. Jahrhundert und ein Grabsteinfragment am Unterbau des Turms. Dessen älteste Teile stammen wohl aus dem 10./11. Jahrhundert, spätere Erweiterungen aus der Romanik. Dendrochronologische Untersuchungen datieren die Holzbalken, die sich noch im Aufgang zum Glockenturm finden, auf 1206 – die Zeit des Baus der Landskrone und der damaligen Thronkriege.

Über Jahrhunderte prägte der Turm das Dorfbild. Doch 1923 war sein Ende besiegelt: Wegen der Inflation gingen die Mittel für eine dringend notwendige Sanierung aus und der alte Turm wurde abgetragen. Ein Neubau begann zwar 1926, blieb aber unvollendet. Bis 1935 behalf man sich mit einer Notlösung – einem provisorischen Glockenträger, in dem die beiden Glocken von 1516 hingen.

Schmickler stützte seine Recherchen auf Urkatasterkarten von 1826 bis 1920 und rekonstruierte die Kirche als Teil des ehemaligen Weißweiler Fronhofs, der 1631 im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Auch das Kirchenschiff wurde mehrfach neu gebaut, 1748 und 1908. Aus den 1920er-Jahren stammen Erweiterungen, der älteste Teil ist jedoch der ehemalige Chor aus dem 13. Jahrhundert, heute die Taufkapelle.

So zeigt sich: Der fehlende Turm ist kein Makel, sondern ein Stück lebendige Geschichte. St. Lambertus erzählt von Wandel, Kriegen und Glauben – und beweist, dass eine Kirche auch ohne Turm stolz in die Landschaft ragen kann.

Pressemitteilung Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler

Andreas Schmickler erläutert die historischen Merkmale, die er zuvor in seinem Vortrag über die turmlose Kirche in Kirchdaun vorgestellt hat.

Andreas Schmickler erläutert die historischen Merkmale, die er zuvor in seinem Vortrag über die turmlose Kirche in Kirchdaun vorgestellt hat.

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Andreas Schmickler (links) und Armin Küpper, Vorsitzender der St.-Lambertus-Stiftung, die den Abend zugunsten der Restaurierung des St.-Lambertus-Bildes initiiert haben. Fotos: Nadine Kreuser

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