BREISIG.live rockte den Kurpark der Quellenstadt unter dem Motto „WeAHRfamily“

We came for you – wir sind für euch da

Bands, Chöre und Solokünstler sorgten an drei Tagen für Stimmung und riesige Spendenbereitschaft

20.09.2021 - 12:58

Bad Breisig. Drei Tage lang bebte der Bad Breisiger Kurpark vor guter Musik, bester Performance und einem Programm der Superlative. Innerhalb von nur einem Monat war die Idee geboren und umgesetzt: Ein Spendenevent für die Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal. Alle Mitwirkenden arbeiteten „für ömme“, wie Moderatorin Alexandra Heer von BREISIG.live es höchst treffend ausdrückte. Das bedeutet, dass alle Künstler auf ihre Gagen verzichteten, die Technik ihr Equipment kostenfrei zur Verfügung stellte, inklusive Manpower, dass die Stadt Bad Breisig als Eigentümerin des Festgeländes dieses nicht nur zur Verfügung stellte, sondern auch mit Strom und Wasser versorgte. Biergartenchef Christian Barth sorgte für die Bühne, FZ Event mit Frank Zappai und Dieter Meyer regelten die Technik, das DRK Bad Breisig kontrollierte am Eingang und testete die Besucher auf Covid, falls es erforderlich war. Denn natürlich musste das Gelände abgegrenzt sein, schließlich ist die Pandemie noch allgegenwärtig. Jedoch unter Einhaltung der neuesten Landesverordnung konnte das Fest beginnen. Im Vorfeld war bereits die Werbetrommel gerührt worden, auch Spenden gab es schon. All dies kann man einsehen auf https://www.breisig.live/weAHRfamily/spenden. Eintritt wurde nicht erhoben, dafür gab es einen Spendenbutton, der ab fünf Euro zu haben war. Und das Konzept ging auf.

Den Anfang machte am Freitagabend die Band „Spontan“ aus Kobern – Gondorf. Mit Kölsch-Coverrock heizte sie dem Publikum gehörig ein, bevor die Partystimmung von der Band „Bar Break“ weiter befeuert wurde. Letztere überzeugte mit ihrer klasse Leadsängerin Jacquelina Gerhartz durch Songs der 70er und 80er Jahre, blendend vorgetragen und interpretiert, aber auch professionell unterstützt von ihren musikalischen Begleitern. Man merkte allen an, dass sie Freude am Spiel auf der Bühne hatten, nach so langer Zeit einmal wieder live und dann noch für den guten Zweck. „Wir hatten schon beschlossen, uns einzubringen, wenn es ein Benefizevent geben würde“, so Spontan - Frontmann Enrico Stein. Und Jürgen Opgenoorth von BarBreak ergänzte: „So können wir mit unserem Hobby helfen, die Not an der Ahr wenigstens ein bisschen zu lindern.“ Und das Publikum sah das wohl ähnlich, denn die Stimmung kochte schon am ersten Abend.

Der Samstag begann etwas moderater mit einer Solokünstlerin. Patrizia Weber alias Patty Blue sang sich mit einem Streifzug durch ihr Repertoire in die Herzen der Zuhörer, die schon um die Mittagszeit den Kurpark bevölkerten. Schließlich gab es auch Leckeres zu essen am Imbissstand, der während des gesamten Festes gut besucht war. Die Karnevalsgesellschaft verkaufte am Weinstand den guten Ahrwein vom Weingut Kriechel, dessen Reinerlös ebenfalls gespendet wurde. 100 Biergarnituren sorgten zudem für zusätzliche Sitzplätze, so dass stets genügend Abstand gehalten werden konnte. Für die Kinder gab es eine Hüpfburg, die natürlich auch kostenlos vom „Hüpfburgenfuzzi“ zur Verfügung gestellt worden war. Zum Nachmittag wurde es dann historisch-klassisch mit „NoirRouge“. Tatjana Schwarz ließ mit ihrer wunderbar dunklen Stimme die Zeit der großen Diven wie Zara Leander und Hildegard Knef wieder aufleben, gefühlvoll begleitet von Birgit Fleig am Piano. Rote Rosen regnete es eher nicht, als dann die Sinziger Band „Factory Reset“ die Bühne im Kurpark enterte. Dafür gab es aber unverfälschte und temperamentvolle Rockmusik auf die sprichwörtlichen Ohren. Dazu gehörten „Rock me Amadeus“ von Falco oder Lieder von den „Toten Hosen“. Und wenn man bedenkt, dass es der erste Auftritt – übrigens nicht nur dieser Band – nach fast zwei Jahren Zwangspause war, darf man noch einiges von den jungen Leuten erwarten. Und das Publikum belohnte dieses Temperament auch entsprechend. Nachdem die „Great Spirit Singers“ wieder die nötige Ruhe in die Veranstaltung gebracht hatten, begann der Samstagabend mit der quirligen Band „Yellow Snow“. „Born to be wild“ - mit Coverrock vom Feinsten wirbelten die sechs jungen Männer über die Bühne und machten diesem Titel alle Ehre. „Wir sind froh, dabeisein zu dürfen. Danke an alle, die dieses Event auf die Beine gestellt haben“, tönte es dann auch von der Bühne. Genauso sahen es die Künstler der nachfolgenden Band „Just2Jam“. Mike Jonuleit dazu: „Für uns war es keine Frage, hier dabei zu sein, das ist selbstverständlich.“ „So eine Veranstaltung in so kurzer Zeit aus dem Boden zu stampfen, ist keine Kleinigkeit. Umso erfreulicher ist es, dass alle mitziehen“, freute sich Rolf Henzgen von BREISIG.live. „Die Abfolge wird eingehalten, viele Räder greifen ineinander, das ganze läuft rund“, so seine Zwischenbilanz.

Und das blieb auch am Sonntag so, selbst wenn hier und da Organisationstalent gefragt war. Und das hatten sie, die Akteure von BREISIG.live. Auch Unvorhergesehenes wurde eingebaut. So zum Beispiel die Versteigerung des Bildes einer Ahrbrücke, gestiftet von den beiden Bad Breisiger Künstlerinnen Sarah und Daria Nonn. Zu ersteigern ist es auf der Webseite des Vereins BREISIG.live. Besinnlich begann der Sonntag mit einem Wortgottesdienst, gestaltet von Martin Schnitker und „Seelengrund“. Auf der Tanzfläche bauten die Gottesdienstbesucher die Installation einer Brücke aus Kartons über einen symbolischen Ahrlauf, um der Hoffnung wieder einen Raum zu geben. Die Chorgemeinschaft aus Koisdorf unterhielt anschließend unter der Leitung von Sven Scheuren mit gewohnten und doch lange nicht gehörten Liedbeiträgen aus der Chorliteratur, ein Wiedersehen mit schönen Melodien. Und dann wurde es offiziell. Bürgermeister Marcel Caspers begrüßte gemeinsam mit der amtierenden Brunnenkönigin Elena I. Sowie BREISIG.live – Sprecher Robert Czapla und dem KG-Vorsitzenden Markus Feix die Gäste. Marcel Caspers hatte neben den Grüßen von Stadt und Verbandsgemeinde auch noch einen Spendenumschlag mitgebracht: „Normalerweise haben wir an diesem dritten Septemberwochenende Zwiebelsmarkt, aber wir haben ja auch noch eine Pandemie“, betonte er. „Da ist diese Veranstaltung eine super Alternative. Sie steht unter dem Oberbegriff Solidarität für die Flutgeschädigten. Mein Dank gilt dem Team von BREISIG.live, aber auch den Mitarbeitern von Stadt und VG, die tatkräftig mitgeholfen haben, das Gelände herzurichten.“ Aus dem „Ich“ sei ein „Wir“ geworden, stellt er fest. Auch Elena I. schloss sich dem an und wünschte den Gästen weiterhin viel Freude an der Veranstaltung. „Ein Stück Normalität ist zurückgekehrt“, freute sich KG-Vorsitzender Markus Feix, und: „Wir sind froh, dass wir die Menschen im Katastrophengebiet mit unseren Bemühungen unterstützen können.“ Robert Czapla von BREISIG.live: „Für unseren Verein war es nach der schrecklichen Flutnacht im Juli klar, dass wir helfen müssen, nicht nur mit Schaufel und Eimer. Wir wollen Geld sammeln und zugleich einen schönen Moment für alle schaffen. Dies wäre nicht möglich gewesen ohne die vielen Helfer und Unterstützer. Für die sofortigen Hilfszusagen und problemlosen Genehmigungen danken wir herzlich, ebenso für Ihr Kommen und ihre Spendenbereitschaft.“ Denn gemeinsam, Hand in Hand als Familie sei man stärker als jede Flut. Der Nachmittag wurde von den Westerwald Rockerz eröffnet, die alle ihre Songs schon im zarten Alter von drei Jahren geschrieben haben wollen und die dann von anderen gestohlen wurden, die damit reich geworden seien. Eine verwegene Theorie, die die weit hergereisten Musiker – immerhin andere Rheinseite – mit gekonnten Interpretationen aus den 1980er bis 2000er Jahre untermauerten. Großes Kino und titelgebend mit Manfred Manns „I came for you“. Chris Eversberg richtete dann leisere Töne an das Publikum, indem er aus seinem Programm eher besinnliche Beiträge ausgesucht hatte, seelenvolle Songs, die ein bisschen nachdenklich stimmten und das Ende der Veranstaltung andeuteten mit „schaust du nach vorn oder schaust du zurück...“ Der angekündigte „Überraschungsgast“ entpuppte sich am Ende als bei Druck des Flyers noch nicht besetzte Stelle im Programm, die aber sehr gut mit Manfred Düllberg und Partnerin Melanie gefüllt werden konnte, ein Interpret aus Waldbreitbach. Mit kölschen Liedern zum Mitsingen schloss sich der Kreis und machte die Veranstaltung „rund“: Niemals geht man so ganz....-HE-

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