
Am 31.01.2023
Allgemeine BerichteSymbolische Veranstaltung im Sitzungssaal des Rathauses
Weitere Stolpersteine für Sinzig und die Ortsteile
Sinzig. Die Geschichte der Stolpersteine in Sinzig geht in die zweite Runde. Bei einer würdevollen und symbolischen Veranstaltung im Sinziger Rathaus wurden am vergangenen Freitag zehn weitere Steine niedergelegt. In der Realität wird der Bauhof an den Sinziger Standorten diese Steine schnell in die Straßenbilder einbauen. An den Standorten in Löhndorf und Bad Bodendorf werden die Ortsbeiräte und die Ortsvorsteher eigene Veranstaltungen auf die Beine stellen. Damit erinnert die Stadt an insgesamt 28 jüdische Mitbürger, die von den Nationalsozialisten in Vernichtungslagern ermordet worden.
Zum Hintergrund: Am 4. Mai 2022 wurde der erste Teil der Sinziger Stolpersteine an insgesamt vier Orten durch den Künstler Gunter Demnig selbst verlegt. Nun folgte der zweite Teil Verlegung, der noch ausstehenden zehn Steine. Da die verbliebenen Verlegeadressen im Stadtgebiet und den Ortsteilen verteilt und nicht fußläufig zu erreichen sind, fand die Würdigung der Verlegung während einer zentralen Veranstaltung im Rathaus statt. Auf diese Lösung hatten sich die Beteiligten Vereine und Schulen und auch die Stadtverwaltung geeinigt.
Begleitet wurde die Aktion auch diesmal von Schülerinnen und Schülern des Rhein-Gymnasiums, die Texte über die Opfer verlasen, und von Schülern der Janusz-Korczak Schule, die eine symbolische Verlegung der Steine vornahmen. Die Verlegung der Steine wird dann zeitnah durch die Kollegen des Sinziger Bauhofs an den jeweiligen Adressen erfolgen (Renngasse 20, Grabenstr. 20, Barbarossastr. 6, Löhndorf - Vehnerstr. 13, Bad Bodendorf - Hauptstr. 88). Bereits am Vormittag des 27. Januar 2023 hatten die Schülerinnen und Schüler und des Rhein-Gymnasiums die im vergangenen Jahr verlegten Steine poliert. Diese Arbeit soll auch in den Folgejahren kontinuierlich erledigt werden. Die Messingschilder mit der quadratischen Grundfläche und den Geburts- und Todesdaten der verfolgten jüdischen Mitbürger sowie dem jeweiligen Vernichtungslager gesellen sich jetzt zu den bereits 18 verlegten Stolpersteinen hinzu. Bürgermeister Andreas Geron betonte, dass die Verlegung der Stolpersteine auch das Bewusstsein dafür schaffe, dass die Grausamkeiten nicht irgendwo geschehen sind, sondern mitten in der eigenen Stadt. In einer bewegenden und engagierten Rede führte Rudolf Mehnacher vor Augen, dass es nach wie vor gelte gegen das Verdrängen zu handeln. Die Jahrzehnte, die es gedauert hat die Gudestraße wieder in Judengasse umzubenennen, ist der kollektiven Verdrängung geschuldet, stellte Mehnacher kritisch fest.
Mit der Verlegung der zehn noch fehlenden Steine wurde die Gesamtaktion Stolpersteine übrigens nur vervollständigt und nicht endgültig ab geschlossen, wie Bürgermeister Andreas Geron deutlich machte. Für den würdevollen musikalischen Rahmen der Feierstunde im Sinziger Rathaus hatte der Musiker Georg Brinkmann auf seiner Klarinette mit jüdischem Liedgut gesorgt. Die Verlesung der Kurzlebensläufe der ermordeten jüdischen Mitbürger in Ich-Form und die symbolische Niederlegung der Stolpersteine mit Weißer Rose zeigte ebenfalls eine tiefgreifende Wirkung. Die Gedenkfeier im Sitzungssaal des Sinziger Rathaus war eine eindrucksvolle Demonstration gegen das Vergessen und gegen das Verdrängen der Gräueltaten im Naziregime. BL

Zehn Neue Stolpersteine für Sinzig und seine Stadtteile.
