Allgemeine Berichte | 04.07.2023

„belCanto“ begeistert mit Benefiz-Konzert in Holzweiler

Welch ein Geschenk ist ein Lied!

Der Chor begeisterte die Zuschauer.  Foto: privat

Grafschaft. Schon die Konzerteröffnung mit „Welch ein Geschenk ist ein Lied“ (Reinhard Mey) traf mitten ins Schwarze: Frank Luxem eröffnete solistisch mit der Querflöte von der Empore das Konzert, bevor Hans-Albert Jahn sich am Yamaha-Konzertflügel vor dem Altar behutsam in die Melodie des Vorspiels einfügte. Beide musizierten das Eingangsthema, bevor der Chor Aufstellung nahm und das Geschehen übernahm.

Lieder können trösten, Hoffnung wecken, zum Lachen und Tanzen anregen, Emotionen wecken. Sie sind wahre Geschenke, und das Grafschafter Vokalensemble „belCanto“ hatte einen ganzen Korb solcher Geschenke in die Holzweiler Pfarrkirche „Sankt Martin“ mitgebracht. Pfarrer Alexander Burg freute sich über die zahlreichen Konzertbesucher, denn anstatt eines Eintrittsgeldes wurden Spenden für die frisch renovierte Kirche gesammelt. Mit Blick auf Ort und Zweck hatten alle von Chor und Solisten unter der Gesamtleitung von „Chorvater“ Hans-Albert Jahn (Konzertflügel) und dirigiert von Fabienne Höthker vorgetragenen Lieder und Instrumentalstücke einen direkten Bezug zu religiösen oder ethisch-spirituellen Themen.

Viele Zuhörer zeigten sich verblüfft über die Vielfalt und Bandbreite der unter einem solchen, vermeintlich doch eher begrenzten Motto stehenden Musik. In einem stetigen Wechsel von Genres und unterschiedlich angelegten Chorsätzen, Solo- und Instrumentalstücken wurde es nie langweilig. Jedes Lied brachte etwas Neues, und die gelungene Moderation durch Sigrid Meissner und Klaus Mommsen stimmte die Zuhörer vor jedem Stück ein. Im in mehr als Jahren unter Hans-Albert Jahn gewachsenen „belCanto Sound“ wurden alle Lieder auswendig und mit stimmlicher Perfektion gesungen. Die den jeweiligen Stücken angemessene Dynamik spielte dabei eine entscheidende Rolle; sie reichte von ganz leisen Tönen bis zu machtvollen, die ganze Kirche füllenden Akkorden, die so manchen Zuschauer über den nur zwölf SängerInnen möglichen Klangkörper staunen ließen (zwei SängerInnen waren noch am Konzerttag krankheitsbedingt ausgefallen).

Besonderer Gesamtklang

Für viele Zuhörer neu war, dass „belCanto“ bei einigen Chorwerken die bei Chören allgemein übliche Ordnung nach Stimmen aufgab und sich stimmlich „durcheinander“ aufstellte – eine Möglichkeit, einem Chor einen ganz neuen und „breiteren“ Gesamtklang zu verleihen. Zum Programm gehörten natürlich bei den schwarzen Sklaven Nordamerikas im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandene Spirituals wie „Hear My Prayer“ (Moses Hogan) oder das von Frank Luxem (Saxophon) und Hans-Albert Jahn (Konzertflügel) instrumental vorgetragene bekannte „Ol‘ Man River“ (Musical „Showboat“). Emotional wurde es, als Chorsänger Ludwig Born mit dezenter aber eindringlicher Begleitung durch den Chor „Wo warst Du?“ sang und mit dem Lied die Zuhörer direkt fragte, wo sie denn während der Kreuzigung Jesu‘ gewesen seien. Zur erweiterten Kategorie Spiritual zählten auch noch „Because He Lives, Amen“ – ein Auferstehungslied eines kalifornischen Baptistenchores – und „Still“ (Hide Me Now) ein gemeinsam vom kanadischen Evangelisten Don Moen und australischen Pfarrer Reuben Morgan auf der Basis von Psalm-Texten geschriebenes Lied. Beide Lieder sind hierzulande weitgehend unbekannt und dürften für viele Zuhörer denn auch eine Premiere gewesen sein.

Beim mystisch anmutenden „May it be“ (Filmmusik aus „Herr der Ringe“) der irischen Sängerin Enya entführte belCanto die Zuhörer ins Reich von Hobbits, Zwergen, Zauberern und Elben, blieb aber auch hier beim Grundthema: „Glaube, und du wirst einen Weg finden“. Ganz andere Töne waren dann beim „Gloria Festiva“ (Emily Crocker) zu hören. Stakkatoartige, an Fanfaren erinnernde Wechsel zwischen Frauen- und Männerstimmen mit einem Schluss-Crescendo, dass viele Zuhörer von den Bänken riss.

Um Lebensweisheiten ging es im von Leonie Jahn (18) mit Chorbegleitung vorgetragenen „Ich wollte nie erwachsen sein“ (Musical „Tabaluga und Lilli“ von Peter Maffay), begleitet von Frank Luxem mit dem Saxophon von der Empore aus. Auch hier gab es tosenden Beifall. Frank Luxem (Querflöte) und Hans-Albert Jahn (Konzertflügel) trugen mit noch zwei weiteren Instrumentalstücken zum gelungenen Konzert bei: „Dance of the Blessed Spirits“ aus der Oper „Orpheus von Eurydike von C.W. Gluck, und „Bring Him Home“ aus dem Musical „Les Misérables“. BelCanto lieferte im Schlussteil weitere Höhepunkte. Bei „The Ground“ (Ola Gjeilo) konnten die SängerInnen mit leisen, sanften Tönen bis hin zu machtvollen, die Kirche erfüllenden Crescendi noch einmal die ganze Bandbreite ihrer möglichen Dynamik abrufen. Mit dem von Bob Chilcott sehr anspruchsvoll gesetzten „Remember Me“ präsentierten sich belCantos Sängerinnen einmal als reines Frauenensemble, und als dann noch die Chorsängerinnen Petra Fritsche und Heike Kettel im Duett den „Abendsegen“ aus der Oper „Hänsel und Gretel“ sangen, flossen bei einigen Zuhörern auch Tränen.

Eine Zugabe durfte nicht fehlen

Das Programm wies den Choral „Du lässt den Tag, oh Gott, nun enden“ als Schlusslied aus, aber natürlich folgte noch eine Zugabe. Beim „Halleluja“ von Leonard Cohen waren alle Zuhörer aufgefordert, den Refrain mitzusingen – und taten dies auch mit sichtlicher Begeisterung. Ebenfalls war auch hier Frank Luxem mit Querflöte und Saxophon dabei: Das Publikum dankte es mit stehenden Qvationen. Als der letzte Ton verklungen war, war der Abend aber noch nicht zu Ende.

Der Pfarrgemeinderat hatte Chor und Zuhörer eingeladen, im Sinne von „Kirche als Ort der Begegnung“ bei Getränken und Knabbereien noch beisammen zu bleiben. Dies wurde gerne angenommen und lebhaftes sowie gemeinsames Miteinander rundeten dieses schöne Konzert ab. Insgesamt war das Konzert in Holzweiler ein voller Erfolg. Dies zeigte sich nicht zuletzt am Spendenerlös von insgesamt 1.365 Euro.

Viele Zuhörer waren sichtlich erstaunt über die gesangliche Qualität von „belCanto“, aber auch für einige langjährige Kenner des kleinen Chores war dieses Konzert – das erst zweite nach langer Pandemie-Pause – die bisher beste Vorstellung des Grafschafter Vokalensembles.

Der Chor begeisterte die Zuschauer. Foto: privat

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