Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen informiert

Zaghafte Entspannungam Arbeitsmarkt

Kreis Mayen-Koblenz. Der regionale Arbeitsmarkt zeigte im Juni erste zaghafte Anzeichen von Entspannung. Zumindest gab es keinen nennenswerten Anstieg der Arbeitslosenzahlen mehr. So weist die Statistik für Koblenz zum Monatsende 4.520 arbeitslose Menschen aus, das ist lediglich einer mehr als im Mai. Auch wenn dies nach der Entwicklung in den Vormonaten erfreulich ist, sind dies immer noch 1.234 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stagniert bei 7,2 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 5,3 Prozent.

Im Landkreis Mayen-Koblenz zählten die Statistiker zum Monatsende 4.540 arbeitslose Frauen und Männer – 11 mehr als im Mai. Vor einem Jahr wurden 921 Arbeitslose weniger gezählt. Die Arbeitslosenquote liegt wie im Vormonat bei 3,8 Prozent. Das sind 0,7 Punkte mehr als im Juni 2019.

Bei der Betrachtung der beiden Rechtskreise des Sozialgesetzbuches (SGB), die sich mit Arbeitslosigkeit befassen, gibt es geringfügige Unterschiede in der aktuellen Entwicklung. So stieg die Arbeitslosigkeit im SGB III (Arbeitsagentur) in der Stadt seit April um 42 auf 1.681, während sie im SBG II (Jobcenter) um 41 auf nun 2.839 zurückging. Vor einem Jahr waren im SGB III 620 und im SGB II 614 Menschen weniger arbeitslos gemeldet.

Im Landkreis ging die Zahl der Arbeitslosen im SGB III in den vergangenen vier Wochen um 33 auf 2.637 zurück. Vor einem Jahr gab es 822 Arbeitslose weniger. Eine Zunahme der Arbeitslosen um 44 gab es im Juni im SGB II, wo nun 1.903 arbeitslose Menschen gemeldet sind. Das sind 99 mehr als im Vorjahr.

Auch der Stellenmarkt scheint den größten Einbruch zumindest vorläufig überwunden zu haben. So wurden dem Arbeitgeberservice im Juni 235 neue Stellen aus der Stadt und 335 aus dem Landkreis gemeldet. Damit gibt es laut Statistik bei Firmen im Stadtgebiet derzeit 1.227 offene Stellen, im MYK-Kreis sind es 1.481. Das sind in Koblenz 690 und im Landkreis Mayen-Koblenz 1.176 weniger als vor einem Jahr.

Nach wie vor spielt die Kurzarbeit in der Corona-Krise am Arbeitsmarkt eine herausragende Rolle. In den letzten vier Wochen zeigten in Koblenz 41 Betriebe für 285 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kurzarbeit an – im Mai waren es noch 140 Betriebe und 1.629 Personen. Insgesamt gab es seit Anfang April Anzeigen für 27.077 Beschäftigte.

Im Landkreis gab es in den letzten vier Wochen neue Anzeigen von 32 Betrieben für 190 Beschäftigte. Im Mai zeigten 113 Unternehmen für 1.472 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kurzarbeit an. Seit Anfang April gab es KuG-Anzeigen für 20.656 Beschäftigte.

Da mit einer solchen Anzeige lediglich die Möglichkeit geschaffen wird, Kurzarbeit zu nutzen, ist dies jedoch nur ein Indiz dafür, wie viele Betriebe und ihre Mitarbeiter(innen) diese Unterstützung tatsächlich nutzen. Klarheit wird es erst mit Verzögerung geben, da die Abrechnung im Nachhinein erfolgt und die Unternehmen bis zu drei Monate Zeit haben, ihre Unterlagen bei der Arbeitsagentur einzureichen.

„Es ist zu früh, um von einer echten Entspannung zu sprechen“, erklärt Frank Schmidt, Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen. „Aber wir sind froh, dass der Abwärtstrend zumindest vorläufig gestoppt ist und auch der Stellenmarkt sich langsam wiederbelebt.“ Gerade Letzteres stehe in deutlichem Zusammenhang mit der beginnenden Feriensaison und den gelockerten Reiseauflagen, von denen vor allem gastronomische Betriebe nach wochenlanger Durststrecke profitierten.

Lockdown hat

tiefe Wunden hinterlassen

Wie nachhaltig der derzeitige Trend ist, wagt Schmidt allerdings nicht vorherzusagen. „Das hängt eng mit dem weiteren Verlauf der Corona-Pandemie zusammen. Sollte es in unserer Region zu Entwicklungen kommen wie derzeit in bestimmten Regionen Nordrhein-Westfalens, könnten die Zahlen sehr schnell wieder schlechter werden. Bleibt es zumindest im Sommer ruhiger, beruhigt sich in den nächsten Wochen vielleicht auch der Arbeitsmarkt weiter.

Dass wir sehr schnell dort weitermachen können, wo Corona uns gestoppt hat, ist aber auch bei günstigstem Verlauf mehr als unwahrscheinlich. Dafür haben Virus und Lockdown bei vielen Unternehmen zu tiefe Wunden hinterlassen.“

Wunden, die auch den regionalen Ausbildungsmarkt beeinflussen – allerdings nicht so sehr, dass die Ausbildung 2020 grundsätzlich gefährdet ist. Zwar wurden seit Oktober vergangenen Jahres knapp 400 Lehrstellen weniger gemeldet als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, während rund 50 Jugendliche mehr um Unterstützung bei der Ausbildungssuche nachfragten. Trotzdem gibt es Ende Juni mehr unbesetzte Lehrstellen (Stadt: 495/Landkreis: 478) als unversorgte Bewerber (Stadt: 352/Landkreis: 397). Statistisch betrachtet kommen damit 1,3 Stellen auf einen Bewerber.

Dennoch sei dies kein leichtes Jahr für junge Menschen, die den Übergang von der Schule ins Berufsleben schaffen wollen, betont Frank Schmidt. „Viele langgehegte Träume – wie zum Beispiel Auslandsaufenthalte - lassen sich wegen Corona nicht umsetzen und müssen kurzfristig durch möglichst attraktive Alternativen ersetzt werden. Das verlangt den Jugendlichen viel Flexibilität ab. Erschwerend kommt hinzu, dass auch unsere Berufsberatung lange Zeit nur telefonisch erreichbar war.“ Zwar reagiere man mit neuen Formaten wie „Walk & Talk“ oder den „Azubispots“ auf die Krise, um den Kontakt so persönlich wie möglich zu gestalten. „Aber auch hier sind wir noch ziemlich weit vom Normalbetrieb entfernt.“

Dass die Aussichten der jungen Leute dennoch relativ günstig seien, liege denn auch vor allem an dem grundsätzlichen Nachwuchsmangel, der ja trotz Corona bestehen bleibe. Ohne die aktuelle Krise gäbe es zweifellos noch viel mehr Lehrstellen, die nicht besetzt werden könnten. „Wir appellieren deshalb an die Unternehmen, nicht leichtfertig auf einen ganzen Ausbildungsjahrgang zu verzichten. Spätestens nach Corona wird es wieder darum gehen, genügend Fachkräfte an sich zu binden, um für die Zukunft gerüstet zu sein.“

Pressemitteilung

Bundesagentur für Arbeit