„Offene Gärten der Ahr“: Theater „Feuervogel“ Schuld zeigt wahre Geschichten
Zu Gast im neu erwachten Zauberwald
Schuld. Seit 25 Jahren sind Karen Balzer aus Berlin und Hermann Schug aus Franken in Schuld Zuhause, eben dort, wo sie das Stelzen-Tanztheater „Feuervogel“ gegründet haben, um pure Magie in die ganze Welt zu bringen. Mit fesselnder Akrobatik und Funken sprühendem Tanz, Mythologie und Mystik inbegriffen. Passend zu den Shows wuchs im Garten der einstigen Bahnhofsgaststätte Gerda ein Urwald heran, magisch mit geheimnisvollen Tönen und farbenprächtigen Blüten. Mit Urgewalt brach die Ahr den Zauber. Zerstört hat sie ihn nicht: Vier Jahre nach der Katastrophe ist der große Garten des Theaters neu erwacht und wird am Samstag, 21. Juni, Kulisse sein für ein weiteres Event der Reihe „Offene Gärten der Ahr“.
Um 16 Uhr beginnt die Veranstaltung mit einem Spaziergang: Auf einem drei Kilometer langen Rundweg um Schuld führt Hermann Schug die maximal 25 Teilnehmer zu Orten, die nach wie vor an Flutschäden kranken, zu Überbleibseln, Hoffnungsträgern und Neuigkeiten, und auf die Höhe, um einmal alles im Blick zu haben. Zurück im Theatergarten gibt es viele Plätze, an denen Zeit ist für Gespräche zu Getränken und Snacks.
„Es war ein Urwald, so voller Zauber“, blickt Schug in seinen Garten. Dann kam die Flut und riss mit Bäumen und Sträuchern alle Magie weg. Die 13 gelben Steinsäulen, die zur Ahr hin das große Areal einfrieden, lagen flach. Längst stehen sie wieder und strahlen frisch gestrichen in der Sonne, eingedeckt mit neuen Spitzdächern. Damit der heimische Urwald wieder nach Schuld zurückkehrt, „haben wir eine Zeit lang alles an Pflanzen geholt und eingepflanzt, was wir angeboten bekommen haben“, erinnert sich Schug. Einiges wächst ihm bereits wieder über den Kopf. Und ganz weit hinten, direkt an der Ahr, hat sie von alleine erneut Wurzeln geschlagen: eine Erlen-Kolonie. Der Sage nach jener Baum, um den Elfen und Feen gerne tanzen, weil er ein Symbol für Freude und Fruchtbarkeit ist. Auch wenn die Bäume des Zauberwaldes noch einige Zeit brauchen, um in ihre wahre Größe zu kommen, ist die Magie schon wieder heimgekehrt.
„Wir haben unsere Kunst in die ganze Welt getragen. Jetzt lassen wir die Welt zu uns kommen, indem hier in Schuld ein Eventplatz entsteht, für Künstler, kreative Köpfe und für Menschen, die eine schöpferische Auszeit genießen und sich ausprobieren wollen“, sagt Stelzentänzer Schug. Sie alle soll einen, „dass sie der Kunst dienen“. So wächst und gedeiht an der Ahr ein Ort, an dem Gäste sich austauschen können und Zeit verbringen, in der sie persönliche Meilensteine entdecken, die ihre Seelen nähren. Wie genau das Projekt aussieht, ist allerdings nicht in Stein gemeißelt: „Wir tasten uns heran“, beschreibt es Karen Balzer, „wichtig ist, dass es echt bleibt, Mensch wie Erlebnis, in einer Welt, die voller wahrer Wunder ist.“
Das Gartentor an der Bahnhofstraße 1 steht weit offen am 21. Juni von 16 bis 19 Uhr. So offen wie vor der Katastrophe. Auch wenn die Eheleute es 2021 nicht geglaubt haben, dass sie ihr Tor je wieder aufschließen, da es verschwunden schien. Bei Baggerarbeiten fiel dem Fahrer eine verbogene Stahlspitze auf, die am hoch verschlammten Ahrufer plötzlich aus dem Boden ragte: Aus Erdmassen tauchte langsam das Theater-Gartentor auf. Intakt. Bis auf eine Spitze. Sie wird verbogen bleiben, um weiterhin eine wahre wie wunderbare Geschichte zu erzählen.
Info: Tickets gibt es nur über www.offeneahr.de. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt.
