
Am 03.03.2020
Allgemeine BerichteHistorische Ausstellung in der Alten Knabenschule mit Fotos, Plänen und Exponaten
Zur Geschichte des Treis-Bruttiger Tunnels
Treis. Mit viel Engagement und wissenschaftlicher Akribie betreibt Guido Pringnitz seit Jahren Forschungen rund um den Treis-Bruttiger Eisenbahntunnel und seine wenig rühmliche Vergangenheit in der Nazizeit. Deckname „Zeisig“ hieß das Projekt zwischen Treis und Bruttig, bei dem die Nationalsozialisten gegen Ende des 2. Weltkriegs unterirdisch Fabrikanlagen für die Firma Bosch durch KZ-Häftlinge bauen ließ. Zündkerzen für Flugzeuge sollten dort einmal hergestellt werden, aber dazu kam es nicht mehr.
Hunderte von KZ-Häftlingen mussten im KZ-Außenlager Kochem-Bruttig-Treis monatelang im fast fertigen Tunnel schuften, wurden in den beiden Lagern Treis und Bruttig gequält, gefoltert und manchmal auch getötet. Vom Leid und der Arbeit untertage lieferte die historische Ausstellung in der Akten Knabenschule traurige Dokumente, die vom Bau des Eisenbahntunnels, der bis 1923 dauerte, eindrucksvolle Beweise. Gleichzeitig informierten die Schautafeln über die Arbeiten im Tunnel für die Rüstungsindustrie bis zum Ende des 2. Weltkriegs, nachdem die Besatzungsmächte die Anlage größtenteils sprengten.
An zwei Tagen hatten die Bürger der Region die Gelegenheit, Werkzeuge, Pläne, Aufzeichnungen, Luftbilder und Relikte vom Außengelände des Tunnels, aber auch vom Inneren zu sehen. Höhepunkt dann am Samstag ein beeindruckender Vortrag von Sandra Polom, die den Leidensweg ihrer Großeltern aufzeichnete, wobei ihr Opa Jakub Chabinski selbst einige Zeit im Treiser KZ-Außenlager gefangen gehalten wurde.
Fragen der interessierten Besucher beantworteten Guido Pringnitz und seine Helfer gerne. Viele Informationen sind natürlich auch in den zwei Dokumentationen Deckname „Zeisig“ bereits veröffentlicht. Kartenmaterial, Fotos, Karten und andere Dokumente stammen unter anderem aus dem Bundesarchiv Koblenz, Berlin, dem Militärarchiv Freiburg, der Firma Bosch, der DB-Netz AG, dem Landeshauptarchiv Rheinland-Pfalz, der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, die Firma Bilfinger und den Holocaust Memorial Museum in Washington sowie vielen Privatpersonen. TT

Historische Fotos zeugen vom Baubeginn des Eisenbahntunnels. Hier die Verschalung des Portals auf Bruttiger Seite.

Eine Menge von Fotos und Zeichnungen verdeutlichen die Dimension des geheimen Unternehmens „Zeisig“. Fotos: Benedikt Schmitt

Werkzeuge, persönliche Dinge der Häftlinge und andere Gerätschaften zeigte die Ausstellung in Treis auch.