Kasbacher Obst- und Gartenbauverein hat die Kelteranlage am Ortseingang komplettiert

Alter Kelter wieder hergestellt

Alter Kelter wieder hergestellt

Nach erfolgreicher Montage der rekonstruierten Kelterbehälter lud der Obst- und Gartenbauverein zu einem ersten Kelterfest ein. DL

Kasbach-Ohlenberg. Zu einer kleinen Feierstunde hatte der Obst- und Gartenbauverein Kasbach um seinen Vorsitzenden Peter Hausen am Freitagnachmittag an die Ortseinfahrt kurz hinter der Bahnunterführung eingeladen. Seit den 60er Jahren steht dort auf dem kleinen Rasenplatz zwischen der Kasbachtalstraße und der Straße „In der Stehle“ ein alter Kelter, der allerdings die beiden Holzkörbe fehlten, in denen die Trauben gepresst wurden. Diese haben nun Aktivisten des Obst- und Gartenbauvereins, neben Peter Hausen vor allem Stefan Hecker und Horst Schneider wiederhergestellt. „Die Familie Wienhusen hat die Kelter nach dem Verkauf ihrer Weinberge dankenswerterweise der Gemeinde überlassen, sodass wir künftige Generationen mit der alten Anlage zum Weinpressen an die alte Tradition hier im Ort erinnern können“, so Theo Honnef von den Grünen Daumen. Wie etliche andere Mitglieder des Vereins kann er sich noch gut an die Zeiten erinnern, als nicht nur die Hänge über den Gleisen der Kasbachtalbahn als Weinberge angelegt waren. Auch oberhalb der Eisenbahnlinie zogen sich am Rhein Reben Richtung Erpel und Linz. Neben 20.000 Kilogramm Kartoffeln würden die fleißigen, aber armen Kasbacher auf 51 Morgen großen Weinbergen vor allem 150 Ohmen Wein produzieren, also rund 23.000 bis 24.000 Liter, berichtete der Linzer Bürgermeister 1829 dem Landrat zu Neuwied. Vor dem Auftreten der Reblaus um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sollen in Kasbach bei guten Jahrgängen sogar bis zu 50 Fuder, also etwa 50.000 Liter Wein gekeltert worden sein. Danach entstanden durch Rodungen viele Brachflächen, so genannte „Driesche“, die mit Apfel-, Birn- und Pflaumenbäumen bepflanzt werden sollten. Das war 1899 die Geburtsstunde des Obst- und Gartenbauvereins. Bis zum Ersten Weltkrieg soll er sich neben dem Obstanbau aber auch intensiv um den Weinbau gekümmert haben. So ist etwa in der Chronik aus dem Jahr 1935 ist zu lesen, dass die Gemüse- und Kartoffelernte wegen der außergewöhnlichen Hitze im Juli und August zwar mäßig ausgefallen sei und dass die Landwirte sogar mangels Futter ihren Viehbestand hätten verringern müssen. Gut abgeschnitten hatten damals nur die Winzer bei vollen Rebstöcken und einem Mostgewicht der Trauben von 90 bis 95 Grad. Ganz anders ein Jahr später. „Die Traubenernte entsprach nicht den Erwartungen der Winzer, Qualität und Quantität waren gering, die Winzer mussten tüchtig zuckern“, ist dort in der handschriftlichen Chronik zu lesen. Nur in günstigen Lagen erzielte man angesichts weniger Sonnentage 75 bis 85 Grad Mostgewicht.

„Die Ernte tat dem Winzerfest am 11. Oktober jedoch keinen Abbruch“, heißt es weiter. Die ganze Gemeinde beteiligte sich an dem Winzerfestzug, für den die Schule Kindergruppen stellte. Der Festzug, dem der Gedanke zugrunde lag: „Von der Rebe bis zum fertigen Wein!“ soll sogar viele Fremde aus Linz und den Nachbarorten angelockt haben. „Aus dem Industriegebiet weilte etwa 1.000 Personen in Linz; die kamen fast alle nach Kasbach und feiert das Winzerfest mit. Man sprach dem Wein gut zu und schied gegen Abend mit dem Versprechen, zum nächstjährigen Winzerfest wieder zu kommen. Der Kasbacher Wein erlangte in diesem Jahr Berühmtheit. Die Winzergenossenschaft konnte viel Wein an auswärtige Kunden liefern“, berichtet die Chronik. „In der ist auch vom Appelfietz die Rede, der ebenfalls mit Hilfe einer solchen Kelter produziert wurde“, erinnerte Theo Honnef.

Die ersten mechanischen Keltern erzeugten den zum Pressen nötigen Druck mithilfe einer Spindel und benötigten erheblich weniger Platz als die frühen Baumkeltern. „Bei dieser Kelter hier wurde in der Mitte der Anlage der Boden durch Öldruck in dem einem Behälter hochgedrückt, während man den anderen bereits füllen konnte“, so Horst Schneider. In schlechten Jahren habe man die Maische nach dem ersten Pressen noch mal aus dem Holzkorb geholt und aufgelockert, um einen zweiten Druck vornehmen zu können. „Uns war es nur möglich, die Kelter in gut 70 Stunden wiederherzustellen, dank der großzügigen Spende von Holz Bahles.

Wir haben nicht nur die Eichenhölzer bekommen. Die waren auch schon entsprechend so bearbeitet, dass sich die Abstände originalgetreu zwischen den Stäben nach innen verjüngen“, betonte Peter Hausen auf der kleinen Feier, an der natürlich auch Bürgermeister Dieter Sander teilnahm. „Es ist immer gut, wenn Leute sich in der Gemeinde engagieren und etwas für die Allgemeinheit machen“, hob er hervor. Gerade die „Rentner-Gang“ des Kasbacher Obst- und Gartenbauvereins habe im Ort schon einiges bewegt und für die Zukunft noch mehr in Aussicht gestellt, lobte der Dorf-Chef die Aktivisten der örtlichen grünen Daumen.