Der Übergangsnetzbetreiber Amprion informierte Bürger über geplante Höchstspannungsleitung

Ultranet: 380.000 Volt fließen über das Ahrtal

Ultranet: 380.000 Volt fließen über das Ahrtal

Symbolbild. Foto: pixabay.com

Ultranet: 380.000 Volt fließen über das Ahrtal

Amprion-Mitarbeiter Gerome-Pascal Brenner zeigt einen der neuen Isolatoren mit denen die Hochspannungsmasten für den Transport von Gleichstrom umgerüstet werden. Foto: GS

Kreis Ahrweiler. Kreis Ahrweiler. Strom aus den Windparks im Norden in den Süden zu bringen, das ist das Ziel einer in der Planungsphase befindlichen Gleichstromverbindung. Mehr als eine Milliarde Euro will der Übergangsnetzbetreiber Amprion dafür in die 340 Kilometer lange Ultranet genannte Höchstspannungsleitung mit 380000 Volt von Düsseldorf nach Philippsburg investieren. Für jeden der insgesamt sechs Abschnitte unter Federführung von Amprion gibt es ein eigenes Planfeststellungsverfahren. Der Kreis Ahrweiler gehört zum insgesamt 44 Kilometer langen Planungsabschnitt zwischen der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen und Koblenz.

Fertigstellung bis 2027

Den Antrag auf Planfeststellung für dieses Teilstück hat Amprion Ende Juli gestellt. Die eigentlichen Planfeststellungsunterlagen umfassen dabei alle Details zur technischen Planung, aber zum Beispiel auch eine Umweltverträglichkeitsstudie, Nachweise zur Einhaltung des Immissionsschutzes und vieles mehr. Diese sollen jedoch erst nach einer für Ende September terminierten öffentlichen Antragskonferenz 2024 bei der Bundesnetzagentur als Genehmigungsbehörde eingereicht werden. Die Vorgaben zum Umfang und Inhalt der Unterlagen legt die Behörde mit dem sogenannten Untersuchungsrahmen nach der Antragskonferenz fest. Die Erstellung der Unterlagen soll circa eineinhalb Jahre dauern. 2027 soll der Gleichstrom fließen.

All dies erfuhren interessierte Bürger bei einem Info-Markt im Gimmiger Bürgerhaus. Dabei standen neben der Projektleitung auch Raumplaner und Elektroingenieure für Fragen der Besucher bereit. Zudem gab es Schautafeln mit Plänen und Informationen sowie Videoeinspielungen. „Wir haben uns für dieses Format entschieden, weil wir dadurch die Besucher besser erreichen als bei Vortragsveranstaltungen“, sagte Projektsprecherin Joelle Bouillon gegenüber „Blick aktuell“. Und: „Wir wollen unser Vorgehen bei der Trassenwahl nachvollziehbar machen.“ Dazu gehöre, die Veränderungen durch den Gleichstrombetrieb zu erläutern und den jeweiligen Stand der Planungen zu erklären.

Was ändert sich ?

Was ändert sich zwischen der Landesgrenze und Koblenz? Amprion will die bereits bestehende, fast parallel zur Autobahn 61 führende Hochspannungstrasse nutzen, dies inklusive von drei an den Masten hängenden Leitungen. Projektleiterin Boullion: „Auf der rund 44 Kilometer langen Strecke dieses Genehmigungsabschnitts kann Amprion für Ultranet rund 140 bestehende Strommaste mitnutzen. Lediglich die Isolatoren eines Stromkreises werden angepasst.“ Soll heißen: Pro Mast werden drei Isolatoren für den Gleichstrombetrieb ausgetauscht, die übrigen Leitungen führen weiter Wechselstrom. Im Bereich zwischen Weißenthurm und Koblenz tausche Amprion darüber hinaus auf rund elf Kilometern Länge die Beseilung. Nur elf Masten müssten zusätzlich erhöht werden: Neun in Mülheim-Kärlich und zwei in Koblenz. Dafür seien jedoch nur kleinere Baumaßnahmen notwendig. Neue Strommasten seien in dem Planfeststellungsabschnitt nicht erforderlich.

Was bringt der Wechsel auf Gleichstrom? „Wir können dadurch die Kapazität der Leitungen verdoppeln und haben auf der Strecke weniger Transportverlust“, so die Projektsprecherin. Auch könnten durch die Nutzung der bestehenden Trasse die Kosten minimiert werden. Lediglich bei Neubauten setze Amprion auf Erdkabel. Kostenintensiv seien hingegen die beiden Konverter jeweils am Anfang und am Ende der Trasse. Diese Anlagen in „Ikea-Größe“ würden eingehaust und schlügen mit jeweils rund fast einer halben Milliarde Euro zu Buche.

Abseits der Bebauung

„Zuhören und Planen“ gilt laut Amprion für das komplette Projekt. So wurde Heppingens Ortsvorsteher Klaus Kniel beim Info-Markt nach eigenen Worten „positiv überrascht“. Er hatte im Vorfeld die Umrüstung kritisch gesehen und mit der Politik auch in den Nachbardörfern die Nutzung von der jeweiligen Bebauung abseits gelegenen Leitungen gefordert. „Dem wurde entsprochen. Vor Wochen hatte ich noch andere Informationen“, sagte Kniel zu Blick aktuell. „Die neue Lösung entspricht genau unseren Wünschen.“

Die Anzahl der Besucher in Heppingen war zwar recht überschaubar, dafür das Interesse vor allem bei der Frage nach Gesundheitsbeeinträchtigungen durch die neuen Leitungen umso größer. Dazu hieß es von den Amprionexperten, derer gleich neun vor Ort waren: „In der Kombination des Transports von Gleichstrom und Wechselstrom auf denselben Masten entstehen in Bezug auf den Immissionsschutz keine neuartigen biologischen Wirkungen durch die Überlagerung von magnetischen Gleich- und Wechselstromfeldern.“ Alle gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte würden „deutlich unterschritten“. Die Einhaltung aller Grenzwerte werde detailliert in den Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren nachgewiesen. Gleiches gelte für den geräuschbezogenen Immissionsschutz. Denn beim Betrieb der Höchstspannungsfreileitung könnten manchmal Geräusche an den Leiterseilen durch Entladungen an der Oberfläche der Leiterseile und der umgebenden Luft entstehen. Dieses Knistern nennen Experten Korona-Entladungen.

Ende September erfolgt nun die Antragskonferenz mit Festlegung des Untersuchungsrahmens durch die Bundesnetzagentur. Am weiteren Prozedere wie Auslegung der Antragsunterlagen und Erörterungsterminen werden Träger öffentlicher Belange ebenso beteiligt wie interessierte Bürger. Beim Planfeststellungsbeschluss, der der Umsetzung vorausgeht geht es schließlich um die Abwägung über den Plan und die Prüfung der Umweltverträglichkeit.

Das ist Amprion

Die Amprion GmbH ist einer von vier Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland. Ihr 11000 Kilometer langes Höchstspannungsnetz transportiert Strom in einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen. Dort wird ein Drittel der Wirtschaftsleistung Deutschlands erzeugt. Amprion hält nach eigenen Angaben das Netz stabil und sicher – und bereitet durch den Ausbau des Netzes den Weg für ein klimaverträgliches Energiesystem. Rund 2200 Beschäftigte in Dortmund und an mehr als 30 weiteren Standorten tragen dazu bei, dass der Strom aus der Steckdose kommt Zudem übernimmt Amprion übergreifende Aufgaben für die Verbundnetze in Deutschland und Europa.