Wie sieht es mit dem Wiederaufbau am Beispiel der Ortsgemeinde Hönningen aus?
16 Monate nach der Flut tritt teilweise Ernüchterung ein
Hönningen. Am 14. Juli 2021 wurde im Ahrtal und damit auch in der Ortsgemeinde Hönningen gelinde gesagt die Welt auf den Kopf gestellt. Die Naturkatastrophe hat eine ganze Region in einen Zustand versetzt, der für die Entscheidungsträger bei Behörden und Ämtern aber auch besonders bei den ehrenamtlichen Entscheidungsträgern vor Ort eine Situation herbeigeführt hat, die eigentlich mit dem Ehrenamt nicht mehr zu bewältigen ist.
„Die Grenze des Machbaren im Ehrenamt ist erreicht bzw. auch teilweise überschritten“ so Ortsbürgermeister Jürgen Schwarzmann. Seit dem 15. Juli 2021 mussten und müssen fast täglich Entscheidungen getroffen werden zum Thema Wiederaufbau.
„Dies war am Anfang relativ einfach, da die Entscheidungsträger freie Handlungsfähigkeiten hatten. Nun ist aber der Bürokratismus wieder eingekehrt, dass viele Entscheidungen einfach zu lange dauern, oder aber zu umfangreich sind“ so Jürgen Schwarzmann. Vieles ist aber auch schon passiert und in Bewegung, so sind in der Ortsgemeinde Hönningen mit den beiden Ortsteilen Hönningen und Liers schon einige Straßenbaumaßnahmen begonnen oder sogar teilweise abgeschlossen, die Umgehungsstraße war schnell wieder in Betrieb, die Hauptstraße im Ortskern Hönningen, die unter dem Schwerlastverkehr stark gelitten hatte, wird saniert. Das Ahrwiederherstellungskonzept für den Bereich der Verbandsgemeinde Altenahr liegt vor und kann nun als Entscheidungsgrundlage für den Wiederaufbau des Kindergartens und des Sportplatzes in Hönningen genutzt werden. Ebenso ist das Konzept für den Liersbach kurz vor der Vollendung. Gleichzeitig wurden drei Hochwasserschutzkonzepte für die Bergstraße in Liers, die Kapellenstraße in Hönningen und den Kindergarten beauftragt. Zwei Hangrutschmaßnahmen sind bereits abgeschlossen und zurzeit finden Gespräche hinsichtlich der weiteren Schutzmaßnahmen für die Waldstraße statt. Der Ortsgemeinderat von Hönningen hat kürzlich die Entscheidung getroffen, das Gemeindehaus in Liers wieder in der Größe wie vor der Flut nun auf den Weg zu bringen. Hier muss allerdings noch ein passendes Grundstück gefunden werden. Und mit solchen Baumaßnahmen beginnen die größten Probleme im Ahrtal.
„Wenn wir keine Erleichterungen im Baurecht bekommen durch die Schaffung einer Sonderzone Ahrtal, werden viele Maßnahmen Jahre benötigen, bis sie umgesetzt sind“ so Jürgen Schwarzmann weiter. Und hier ist nun die Politik gefordert. „Über alle Parteigrenzen hinweg, müssen nun die Abgeordneten von Bund und Land uns hier unterstützen, um Erleichterungen zu bekommen“, ist die Forderung der Entscheidungsträger in der Ortsgemeinde Hönningen. „Wir können nicht Jahre warten, bis eine Bauleitplanung nach normalem Maßstab durchgeführt wird.“ Die Ortsgemeinde Hönningen hätte die Möglichkeit ein Grundstück zu kaufen, wo eine Weiterentwicklung der Ortsgemeinde im Ortsteil Liers möglich wäre. Hier stoßen aber Hochwasserschutzlinien, Baurecht, Flora Fauna Habitat Richtlinie usw. aufeinander und würden eine Weiterentwicklung behindern. „Hier sind nun alle Politikerinnen und Politiker gefordert, zum einen diese Sonderzone Ahrtal zu fordern und gleichzeitig darauf zu drängen, dass die Frist für den Maßnahmenplan verlängert wird“, so der Ortsbürgermeister von Hönningen. „Wir haben immer noch die Sätze im Ohr, wir werden euch nicht vergessen und wir lassen euch nicht allein.“ Auch wenn alle Behörden und Verwaltungen bemüht sind und schon vieles bewirkt haben, wird es jetzt aber Zeit, den Druck zu erhöhen, damit das Ahrtal wieder zu dem wird, was einmal war. Zukunfts- oder Modellregion darf nicht nur ein Schlagwort für eine Pressemeldung im Wahlkampf sein und bleiben. Das Ahrtal hat nun die einmalige Chance etwas zu verändern. Dies ist aber nur möglich, wenn alle an einem Strang ziehen. Zurzeit hat man aber das Gefühl, viele ziehen aber nicht immer in die gleiche Richtung. Es ist an der Zeit, dass alle Politikerinnen und Politiker gemeinsam versuchen hier einen guten Weg einzuschlagen. Es nützt nichts immer wieder Köpfe zu fordern die durch Neue ersetzt werden, die sich dann erst wieder einarbeiten müssen. Es muss weitergehen. Schuldzuweisungen können in Gerichtsprozessen und Untersuchungsausschüssen geklärt werden. Die Menschen im Ahrtal brauchen Perspektiven.
Pressemitteilung
Ortsgemeinde Hönningen