Damit am runden Turm eine runde Sache entsteht

Der Architekt drückt den Bauarbeitern am frühen Morgen seinen Plan in die Hand. Kurz vor Feierabend erscheint er wieder auf der Baustelle. Entsetzt blickt er in die Höhe und fragt: „Ein 15 Meter hoher Turm? Was soll das?“ Ein Bauarbeiter rechtfertigt sich: „Wir haben uns doch an ihren Plan gehalten.“ Der Architekt antwortet: „So ein Quatsch! Ihr habt den Plan falsch herum gehalten: Das sollte doch ein Brunnen werden!“
Ein wunderbarer runder Turm steht bekanntlich auch in der Stadt Andernach. Das weithin sichtbare, 56 Meter hohe Wahrzeichen soll bekanntlich einen neuen Nachbarn erhalten: Den Neubau des Stadtmuseums. Über das „Culinacum am Runden Turm“ wurde in den städtischen Gremien bereits viel diskutiert. Die Wortschöpfung entstand übrigens aus dem lateinischen Wort für Küche und Essen „culina“ und „Antunacum“, der Ortsbezeichnung aus der Römerzeit.
Vor wenigen Tagen haben die Ratsmitglieder einen wichtigen Beschluss gefasst: Einstimmig wurde die Auslobung des Architektenwettbewerbs beschlossen. Bis zum 2. Juni können sich interessierte Architekturbüros um eine Teilnahme bewerben. Insgesamt 25 von Ihnen werden sodann aufgefordert, erste Entwürfe einzureichen. Ich bin mir sicher, dass unsere regionalen Architekten tolle Ideen entwickeln und es eine „Qual der Wahl“ für die Verantwortlichen wird.
Es geht um nichts geringes, als eine neue Touristen-Attraktion. Ob diese dann so lange existieren wird, wie der erwähnte runde Turm, ist eine andere Frage. Das Andernacher Wahrzeichen wurde bereits im 15. Jahrhundert errichtet. Es überstand sogar einen Sprengversuch der französischen Truppen im Jahr 1689. Im 2. Weltkrieg wurde er zwar beschädigt, aber nicht zerstört.
Probleme, wie in Pisa, kennt man in Andernach glücklicherweise auch nicht: Die damaligen Architekten haben ganze Arbeit geleistet. In Italien sah dies anders aus: Als der dortige Bauherr den Architekten fragte, ob es sinnvoll sei, angesichts des problematischen Untergrundes einen solch hohen Turm zu bauen, soll dieser gesagt haben: „Na klar! Was soll schon schief gehen?“
Immerhin hat man in Pisa die Lösung für das Problem der starken Turm-Neigung gefunden: Ein amerikanischer Architekt hat vorgeschlagen, Viagra in das Grundwasser zu schütten…
Ihr Ausscheller