Leserbrief zu „BLICKwinkel – Pro und Contra im Fokus – Motorradfahren: Freiheitsgefühl oder Lärmbelästigung?“ in BLICK Aktuell 25/23
„Das Problem ist nicht das Motorrad an sich“
Ich möchte mich gerne zu diesem Thema äußern, denn ich kann als direkter Anwohner an der L 73, das ist die Verbindung zwischen B 257 und B 258 (beide führen in die Eifel und zum Nürburgring) einiges dazu sagen und fahre zudem selber Motorrad, bin also sowohl Betroffener als auch Verursacher.
An einem Wochenende wie diesem zählen wir pro Tag (!) mindestens 200 Motorräder, dazu einen entsprechenden Autoverkehr. Es ist also viel los in der Eifel, die sich als touristischer Hotspot für die umliegenden Ballungszentren und bis nach Benelux darstellt. Das wird man kaum ändern können oder wollen, Gründe sind die hohe Bevölkerungsdichte dieser Großregion und unsere Wohlstands- und Freizeitgesellschaft, die sich das Hobby Motorradfahren in so großem Umfang leisten kann.
Das Problem ist aus meiner Sicht also nicht das Motorrad an sich, das bei uns vorbei fährt, sondern die schiere Masse der Verkehrsteilnehmer und, man muss es leider sagen, das undisziplinierte und rücksichtslose Verhalten von geschätzten 5 Prozent der Motorradfahrer. Wir sehen und hören iIlegale Auspuffanlagen, machohaftes Imponiergehabe im Hochdrehen der Motoren und völliges Ignorieren von Geschwindigkeitsbeschränkungen. Man (die Polizei) könnte das alles flächendeckender und häufiger kontrollieren und konsequenter ahnden, aber der Aufwand wäre beträchtlich und persönlich bezweifle ich auch, ob das gewollt wäre. In anderen Gegenden Deutschlands, die ebenfalls unter unmäßigem Motorradverkehr leiden, scheint man da rigoroser zu sein, z.B. im Schwarzwald, im Harz oder im hessischen Bergland.
Zurück zur L 73: Die ist bei uns aus guten Gründen über etwa 1.000 m auf 50 km/h beschränkt, die besagten 5 Prozent erreichen hier aber leicht das Zweifache (die Straße gibt’s leider her) mit entsprechendem Schallpegel. Ich kann mich nur an eine einzige Kontrolle in den letzten 30 Jahren auf diesem Abschnitt erinnern, und die erfasste nur Autos. Zum Verständnis: Motorräder haben vorne kein Nummernschild, man müsste also von vorne und von hinten blitzen oder anhalten, sehr aufwendig.
Bestimmte Schwerpunktstrecken zu sperren, wäre für den einzelnen Anwohner sicher angenehm, insgesamt aber keine Lösung, denn der Verkehr würde sich dann auf andere Strecken verlagern mit neuen Betroffenen.
Mein Fazit: Es handelt sich um ein Phänomen unserer Region und Gesellschaft (s.o.), das man grundsätzlich wohl hinnehmen muss, wenn man hier weiter wohnen möchte, dessen Auswüchse aber (die 5 Prozent) sich mit Appellen und gutem Zureden kaum beseitigt lassen. Dazu bräuchte es deutlich mehr polizeiliches Engagement, was sehr viel Geld und den entsprechenden politischen Willen erfordern würde. Leider keine gute Perspektive!
Michael Rennhack, Fuchshofen