Initiative Bahnhof Oberwinter
Der Umbau hat begonnen
Seit 1913 haben die Bahnsteigdächer Schneefall, Regen und Sonne getrotzt – jetzt müssen sie weg
Oberwinter. Viele Reisende und Pendler in Oberwinter reiben sich verwundert die Augen. An jedem Tag fehlt ein Stück mehr der eigentlich intakten Bahnsteigdächer. In der letzten Januarwoche haben die Umbauarbeiten des kleinen Bahnhofs an der Rheinstrecke begonnen, der sich am Jahresende in einem völlig anderen Bild zeigen wird: lange gepflasterte Bahnsteige mit Sitzbänken, jeweils drei Wetterschutzhäuschen, einer Uhr und Laternenbeleuchtung. Am meisten werden dann die neuen Zugangsrampen aus Beton auffallen, die sich im Zickzack auf die Bahnsteige winden, um auch mobilitätseingeschränkten Menschen, Radfahrern und Eltern mit Kinderwagen einen hoffentlich besseren Zugang zu den Gleisen verschaffen. Die ehedem recht steilen Treppen werden verfüllt.
Viele Bürgerinnen und Bürger reagieren wütend auf das Verschwinden der Dächer. Auf einem Pappschild am Bahnhof konnte man lesen: „Dächer ade – Abriss tut weh!“ Die „Ursünde“ war, dass die Bahn AG eine Planung präsentierte, die den Abriss der Dächer von Anfang an vorsah, weil die von der Stadt Remagen bevorzugten Betonrampen genau dort enden werden, wo die Stahlstützen der Dächer im Weg sind. Lediglich politischer Wille, der Bau von Personenaufzügen oder der Denkmalschutz hätten die Dächer erhalten können.
Anschluss an den Expressverkehr im Dezember
Die Reise- und Eisenbahnkultur am nördlichen Mittelrhein mit den Bahnsteigdächern der Bahnhöfe Rolandseck, Oberwinter und Remagen werde empfindlich beschädigt, findet Philipp Rosenthal von der Initiative Bahnhof Oberwinter. Die Initiative, die knapp 200 Mitglieder zählt, hat seit 2018 einen vergeblichen Kampf gegen den Abriss der intakten Dächer geführt. Für den Bahnhof Oberwinter bedeutet das, dass er seinen Charme, seinen individuellen Charakter und seine regionaltypische Ausprägung verliert.
Immerhin hat der Umbau neben der Barrierefreiheit den Vorteil, dass die bisherigen Bahnsteige so erhöht werden, dass der RRX/RE 5 hier halten kann. Nach verbindlicher Zusage der politisch Verantwortlichen in Stadt, Kreis, Land und des SPNV-Nord wird Oberwinter im Dezember 2020 endlich wieder am Expressverkehr angeschlossen.
Sperrungen im Sommer und Herbst
In der jetzt laufenden ersten Bauphase werden die Dächer abgerissen und der Bahnhof provisorisch mit Dacheinhausungen für die Treppenaufgänge, mit hölzernen Unterstellmöglichkeiten und einer Beleuchtung versehen. Ruhen werden die Bauarbeiten von März bis Mai. Ab diesem Zeitpunkt werden außerhalb der Bahnsteige die Rampen vorbereitet und erstellt. Von Mitte Juli bis Anfang August 2020 ist der Bahnsteig 1 (Züge in Richtung Remagen/Koblenz) gesperrt, von Ende September bis Mitte Oktober 2020 ist der Bahnsteig 2 (Züge Richtung Bonn) gesperrt. In beiden Zeiträumen erfolgt Schienenersatzverkehr. Reisende beachten bitte die Sonderfahrpläne und geänderten Abfahrtzeiten jeweils bei bahn.de oder in der DB-Navigator-App.
Im Sommer werden jeweils die Bahnsteige einschließlich der Wetterschutzhäuser und Bahnsteigausstattung neu erstellt.
Bahnhof auch während des Umbaus nutzen
Die Initiative Bahnhof Oberwinter richtet einen dringenden Appell an die Bevölkerung in Oberwinter und Umgebung, ihren Bahnhof auch während des Umbaus und vor allem danach intensiv zu nutzen. Zugegeben: Bahnfahren ist nicht immer eine Freude. Aber ein wachsendes Verkehrsaufkommen auf der B 9, Großbaustellen im Bonner Stadtgebiet, Tempo 30 auf der Reuterstraße machen auch nicht gerade Mut, sich ins ach so bequeme Auto zu setzen. So oft es geht, sollte man den Wagen stehen lassen und in die Bahn steigen. Erst recht, wenn der RRX/RE 5 hier wieder hält. Mit keinem anderen Verkehrsmittel kann man den Bonner Hauptbahnhof in 13 Minuten erreichen und gleichzeitig seinen ganz persönlichen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leisten.
Weitere Informationen gibt es unter www.bahnhof-oberwinter.de.
Pressemitteilung Initiative Bahn-
hof Oberwinter
Die Maßnahme ist bei vielen Bürgern umstritten.
