Kita-Provisorium soll in der Kernstadt Sinzig entstehen
Emotionale Debatte über Sinziger Kitas
Kosten sollen geringer, Anfahrtswege teilweise länger werden
Sinzig. In Sinzig sind die Bemühungen groß, dem Mangel an Kitaplätzen Herr zu werden. Kurz vor Jahresende wurde mit dem Spatenstich die Weichen für eine Kindertagesstätte im Weidenweg gestellt. Auch in Koisdorf soll im Frühjahr mit dem Bau einer zweigruppigen Kita begonnen werden. Dennoch kann die Nachfrage nicht befriedigt werden, zumindest nicht akut. Bei der letzten Sitzung des Stadtrates im Dezember legte Bürgermeister Andreas Geron Pläne für ein neues Provisium vor. Drei temporäre Gruppen soll die Übergangslösung umfassen. Betriebsbereit soll das Provisorium bereits im August sein. Der Standort ist noch unklar, doch stehe es jetzt schon fest, dass das die Behelfskita in der Kernstadt entstehen soll. Das bedeute jedoch nicht, dass sich das Angebot nicht nur an Eltern aus Sinzig selbst richte. Auch Kinder aus Franken und Löhndorf sollen dort unterkommen, wie der Bürgermeister betonte.
Keine kurzen Wege
Und gerade dieser Umstand sorgte für eine emotionale Debatte im Rat. Reiner Friedsam und Friedhelm Münch von den Freien Wählern erinnerten an das Motto „Kurze Beine, kurze Wege“, das bei der Entscheidung zugunsten des Koisdorfer Kindergartens noch richtungsweisend war. Im neuen Fall stehen vielmehr die Kosten im Vordergrund, die bei einer temporären Lösung in der Kernstadt geringer wären, als einzelne Kitas in den betreffenden Stadtteilen, wie Bürgermeister Geron mitteilte. Friedhelm Münch hingegen vermisste eine Kostenaufstellung über eine alternative und dezentrale Lösung.
Haushalt nicht aus den Augen verlieren
Die Sozialdemokraten betrachteten das Vorhaben von einem anderen Winkel: Gerade die Kosten seien es, die für die Zentrallösung sprächen. In den jetzigen Zeiten dürfe der Haushalt nicht aus den Augen verloren werden, wie SPD-Fraktionsführer Hartmut Tann bekräftigte. Auch Norbert Schmickler von der CDU-Fraktion sah in dem Konzept die bestmögliche Chance für Flexibilität mit gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit. Karl-Heinz Arzdorf (CDU) hingegen betonte die mangelnde Unterstützung vom Land. Die Regierung in Mainz beteilige sich nicht mit Zuschüssen und die finanzielle Hilfe vom Kreis Ahrweiler sei eher gering. Arzdorf forderte, statt den vielen Einzellösungen zur Unterbringung der Kinder zukünftig intensiver an einem umfassenden Konzept für die ganze Stadt zu arbeiten. Das sahen auch die Fraktionssprecher Volker Thormann (FDP) und Hardy Rehmann (Grüne) ähnlich. Eine kurzfristige Lösung sei schließlich nie endgültig. Statt den Provisorien solle man eher nach langfristigen Lösungen suchen.
Für andere Ratsmitglieder ist die Entfernung zum Wohnort das größte Problem. Durch eine neue Kita in der Kernstadt drohe gerade morgens und mittags ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Darauf wies FWG-Mann Norbert Fuchs hin. Elternteile, die ihre Kids per Auto abliefern, sollten eigentlich vermieden werden. Dies sei auch im Sinne der Maßnahmen zur Eingrenzung des Corona-Virus. Auf die Eltern aus Löhndorf und Franken komme aber genau dieses Szenario zu. Dieser Auffassung war auch Christdemokrat Volker Holy. Dass täglich 25 Löhndorfer Kinder zum Besuch des Kindergartens nach Sinzig gebracht werden müssen, halte Holy für ein falsches Zeichen. Somit lehnte der Löhndorfer Ortsvorsteher die dezentrale Lösung ab.
Vorschlag zur kurzfristigen Bedarfsdeckung
Dass Franken und Löhndorf nicht ausgeklammert werden dürfen, betonte Franz Hermann Deres (CDU). Deshalb stellte er den Antrag, dass die Verwaltung gemeinsam mit den Kita-Trägern eine kurzfristige Lösung zur Deckung des Bedarfes in den beiden Ortsteilen suche. Mit zehn Enthaltungen, und somit einstimmig, folgte der Rat dem Vorschlag von Deres. Auch das Provisorium in der Kernstadt soll kommen: Bei zwei Nein-Stimmen und zwei Enthaltung wurde die Einrichtung der temporären Lösung mehrheitlich verabschiedet. ROB
