Gemeinderat Grafschaft beschloss den Haushalt für 2019

Fraktionen schütten ein Füllhorn von 1,1 Millionen Euro über die Dörfer aus

Grafschaft. Einstimmig beschloss der Grafschafter Gemeinderat nach einer sechsstündigen Sitzung den Haushaltsplan für 2019, der dank üppig fließender Gewerbesteuereinnahmen und trotz enormer Investitionen in Höhe von 6,8 Millionen Euro mit einem Jahresüberschuss von knapp 1,3 Millionen Euro (Vorjahr 2,9 Millionen Euro) abschließt. Und das, obwohl die Fraktionen in der Sitzung mit insgesamt 18 Änderungsanträgen noch einmal ein wahres Füllhorn im Wert von 1,1 Millionen Euro über ihre Dörfer und Bürger ausschütteten. Das Gesamtvolumen des Etats liegt bei 31,6 Millionen Euro (Vorjahr 28,8 Millionen Euro), das Eigenkapital der Gemeinde steigt im Vergleich zu 2017 von 35,9 auf 40,3 Millionen Euro. Angesichts der fortgeschrittenen Stunde verzichtete man kurz vor Mitternacht auf die Haushaltsreden, die wurden lediglich zu Protokoll gegeben. Die Aufbruchstimmung war förmlich greifbar, denn in wohl keiner Kommune in der Region tut sich derzeit so viel wie im beschaulichen 11.000-Einwohner-Zusammenschluss von elf Ortschaften. 27 Punkte umfasste die Tagesordnung, darunter ein gutes Dutzend kleinere und große Vorzeigeprojekte aus den unterschiedlichsten Bereichen, die künftig das Leben der Bürger verbessern und die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde sichern sollen.

Grund ist die Entwicklung im

Innovationspark Rheinland

Grund für die Euphorie ist vor allem die Entwicklung im Innovationspark Rheinland, wo im Lauf dieses Jahres der Süßwaren-Weltmarktführer Haribo nicht nur eine Produktionsstraße und ein gigantisches Zentrallager in Betrieb genommen, sondern zugleich die Firmenzentrale von Bonn-Kessenich aus hin verlegt hatte. Dies sowie die Ansiedlung weiterer prosperierende Unternehmen schlägt sich enorm bei den Gewerbesteuereinnahmen nieder, die von fünf Millionen Euro in 2017 über zwölf Millionen Euro in 2018 auf extrem zurückhaltend geschätzte 14 Millionen Euro für 2019 steigen. Dabei fließen schon in diesem Jahr statt der kalkulierten zwölf tatsächlich mehr als 16 Millionen Euro in die Gemeindekasse, was sich in der Jahresrechnung vermutlich mit einer Erhöhung des Überschusses um mehrere Millionen Euro niederschlagen dürfte. Der Geldregen kommt gerade zur rechten Zeit, denn ausweislich des fast abgeschlossenen Hochwasserschutzkonzeptes muss und will die Gemeinde in den kommenden fünf bis zehn Jahren etwa 40 bis 50 Millionen Euro für den Hochwasserschutz ausgeben. Zudem soll 2019 ein sechster Kindergarten in Form eines „Mehrfunktionenhauses“ gebaut werden für vier Millionen Euro. Dennoch rückten die Fraktionen von der bislang geübten Ausgabendisziplin ab, „denn die gute Haushaltslage soll auch den Bürgern zugutekommen“, wie SPD-Sprecher Udo Klein formulierte. Seine Fraktion hatte genau wie die FWG fünf Änderungsvorschläge eingebracht, die CDU derer sieben. Sogar die Grünen hatten einen Wunsch, doch deren Bitte um Luft-Schadstoffuntersuchungen im Gemeindegebiet im Wert von 15.000 Euro wurde mit großer Mehrheit als überflüssig abgelehnt.

Grafschafter Bürgerstiftung

soll kommen

Zustimmung erhielt die SPD für drei ihrer fünf Vorschläge. Am wichtigsten dürfte wohl die „Grafschafter Bürgerstiftung“ sein, wofür 200.000 Euro im Etat für 2019 eingestellt wurden. Hinzu kommen 10.000 Euro für die rechtliche Prüfung und organisatorische Vorbereitung, was die CDU gewünscht hatte.

Wobei sich die Ratsmitglieder einig waren, dass 200.000 Euro die absolute Untergrenze seien, vermutlich müsse man das Stiftungskapital deutlich höher ansetzen, um eine vernünftige Wirkung zu erzielen, denn schließlich könne ja nur mit den Zinserträgen Gutes geleistet werden.

Für die aktiven Feuerwehrleute und DRK-Mitglieder sollen auf SPD-Antrag 70.000 Euro in Form von „Zuwendungen“ ausgezahlt werden – über die genauen Details will man sich noch verständigen. Durchgewunken wurde auch die Übernahme der Elternbeiträge für die Essenskosten im Rahmen des Bildung- und Teilhabepakets für Kinder einkommensschwacher Eltern (5000 Euro). Die FWG hatte Erfolg mit ihrem „Kommunalen Förderprogramm zur Belebung der Ortskerne“ (60.000 Euro), dem Beitritt der Gemeinde zum Projekt „Digitale Dörfer“ (10.500 Euro) sowie der Teilnahme am Modellprojekt „Gemeindeschwester plus“ (60.000 Euro). Auf ihren Antrag hin wurden auch die Ansätze für kleinere Hochwasserschutzmaßnahmen um 150.000 Euro erhöht.

Drei Ortsumgehungen

sind geplant

Die CDU brachte eine Vollzeitstelle für einen Architekten (80.000 Euro pro Jahr) durch, der die zahlreichen Projekte der kommenden Jahre begleiten und damit der Gemeinde sogar noch Geld sparen soll. Für drei Machbarkeitsstudien hinsichtlich der geplanten Ortsumgehungen Gelsdorf, Oeverich und der „großen Ortsumgehung“ zwischen Beller und Vettelhoven parallel zur Autobahn wurden 200.000 Euro eingestellt. Eine qualitative Verbesserung der Schul- und Kindergartenverpflegung (137.000 Euro), die Ausstattung der Grundschulen mit iPads (60.000 Euro) die Verbesserung der Grünschnittannahme am Gemeindebauhof (45.000 Euro) sowie die Erhöhung der Zuschüsse für Tafel/Tafel plus der Caritas (5000 Euro) wurden ebenso befürwortet.