GRÜNE Sinzig
Für mehr Schutz des Sinziger Stadtwalds
Die GRÜNEN fordern, auf das Fällen gesunder Laubbäume zu verzichten
Sinzig. In der letzten Sitzung des Sinziger Stadtrats Ende August hatte die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen erfolglos eine Änderung des Forsteinrichtungswerks beantragt, indem die geplante Fällung aller Laubbäume ab sofort für eine unbestimmte Zeit ausgesetzt werden soll. Als Forsteinrichtung wird die, alle zehn Jahre erfolgende Planung im Forstbetrieb bezeichnet, die bis 2025 gültig ist. Ziel ist eine nachhaltige Forstwirtschaft. Die meisten, und ohnehin geringen Fichtenbestände im Sinziger Stadtwald sind durch den Borkenkäferbefall inzwischen abgestorben. Der dritte heiße und trockene Sommer schwächt nun aber auch den Laubwald. Die Grünen fordern deshalb, auf das Fällen gesunder Laubbäume zu verzichten. Mit dem Verkauf von Holz aus dem Sinziger Stadtwald, das auch über den Weltmarkt nach China exportiert wird, können derzeit ohnehin keine nennenswerten Gewinne eingefahren werden.
Die Fraktionen von CDU, FDP, FWG und SPD stimmten leider fast geschlossen gegen den ambitionierten Vorstoß der Grünen zum Schutz des Sinziger Stadtwaldes.
Erhalt von Altholzbeständen
In den, allen Mitgliedern des Stadtrats vorliegenden, über 300 Seiten umfassenden Unterlagen des Forsteinrichtungswerks, wird mehrfach erwähnt, dass man großen Wert auf den Erhalt von Altholzbeständen legt. Dies steht nach Ansicht der Grünen allerdings im Widerspruch mit den im Betriebsplan abgebildeten Baumartengruppen nach Altersklassen. Demnach gibt es nur wenige alte Bäume im 850 Hektar umfassenden Stadtwald. Buchen in unseren Breiten können bis über 500 Jahre alt werden. Im Betriebsplan ist nur noch eine verschwindend geringe Menge von ca. 0,04 Prozent über 220 Jahre alte Buchen angegeben. 181 bis 200 Jahre alte Buchen werden mit lediglich ca. 0,1 Prozent Fläche genannt. Nach dem derzeitigen Stand des Forsteinrichtungswerks werden von dem alten Baumbestand mehr Festmeter gefällt, als nach alter Planung gleichzeitig nachwachsen. Zudem ist fraglich, ob bei der derzeitigen Trockenheit mit dem vor fünf Jahren geplante Zuwachs alter Bäume gerechnet werden kann. Diese alten Bäume binden am meisten CO2 und dienen insbesondere seltenen Vogelarten als Habitat.
Die Leuphana Universität Lüneburg hat in einer Studie*1 herausgefunden, dass die Empfindlichkeit für Klimaschwankungen bei Buchen stark von ihrer Bewirtschaftungshistorie abhängt. In sehr trockenen Zeiten blieb das Wachstum der bewirtschafteten Buchen deutlich hinter dem der unbewirtschafteten Bäume zurück. Der Effekt war umso ausgeprägter, je länger der Bestand nicht mehr bewirtschaftet wurde. Die Ergebnisse dieser Studie sind für die Bewirtschaftung von Buchenwäldern im Angesicht des Klimawandels von großer Bedeutung. Sie zeigen, dass gewöhnliche Eingriffe der Waldbewirtschaftung, wie beispielsweise die Durchforstung, bislang ungeahnten Einfluss auf die Widerstandsfähigkeit von Waldbäumen haben und ihre Resistenz im Klimawandel schwächen können.
Förster und Autor Peter Wohlleben sagt dazu: „Das Rezept zur Stärkung unseres Waldes ist so einfach: weniger tun. Der Mensch aber ist ein Macher. Einfach nur zusehen fällt uns so schwer! Und politisch ist Nichtstun auch schwer zu verkaufen. … Eins ist sicher: Keine Wälder liefern noch viel weniger Holz!“
Die Süddeutsche Zeitung vom 3. September 2020 berichtet, dass „angesichts der massiven Waldschäden infolge des Klimawandels im rheinland-pfälzischen Staatswald keine alten Buchen mehr gefällt werden sollen. Dieser Einschlagstopp solle dazu beitragen, das Kronendach von Buchenwäldern möglichst geschlossen zu halten, teilte das Forstministerium in Mainz mit. Sonneneinstrahlung und Hitzeeinwirkung auf die Bäume und das Waldökosystem sollten so verringert werden.“ Diese Regelung zum Schutz des Waldes sollte aus Sicht der Grünen auch für Sinzig angewendet werden, da unsere Region zu den trockensten in Rheinland-Pfalz zählt.
Als einzige politische Gruppierung hat die Sinziger Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Antrag auf Änderung des aktuellen Forsteinrichtungswerks reagiert, um nach drei trockenen und heißen Sommern der ständig wachsenden Gefahr entgegenzuwirken, dass der Sinziger Stadtwald weiter stirbt. Denn ohne grundlegende Änderung der aktuellen Waldbewirtschaftung kann bei fortschreitendem Klimawandel unser Wald nicht überleben.
Pressemitteilung GRÜNE Sinzig
