Kommunen und Kreise vereinbaren Hochwasserschutz über Kreis- und Landesgrenze hinweg

Historischer Moment im Kreishaus

Historischer Moment im Kreishaus

„Historisches Treffen“ im Ahrweiler Kreishaus: (von links) Julia Gieseking, Cornelia Weigand, Achim Blindert, Sabine Preiser-Marian und Jennifer Meuren. Foto: GS

Kreis Ahrweiler. Als einen „historischen Moment“ bezeichnete Landrätin Cornelia Weigand das, was jetzt im Ahrweiler Kreishaus über die Bühne ging. Mit Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung sind ab sofort der Kreis Vulkaneifel, der Kreis Euskirchen, die Stadt Bad Münstereifel und die Gemeinde Blankenheim offizielle Partner der sogenannten „Lenkungsgruppe überörtlicher Maßnahmeplan“ zur Hochwasser- und Startkregenvorsorge, die bereits im Juli ihre Arbeit aufgenommen hat. Nach der Flut hat der Kreis Ahrweiler dieses Planungsbündnis bereits mit allen acht Kreiskommunen im Sommer 2021 ins Leben gerufen. Konkret geht es dabei um Umsetzung und Weiterentwicklung überörtlicher Maßnahmen zur Hochwasser- und Starkregenvorsorge für den Kreis Ahrweiler unter Berücksichtigung der örtlichen Vorsorgekonzepte. Der Kreis Ahrweiler hat dabei rund eine halbe Million Euro an Planungskosten angesetzt bei einer Landesförderung von 90 Prozent, der Kreis Euskirchen 100000 Euro bei einem Zuschuss von 80 Prozent. „Bei der Umsetzung der Projekte geht es dann um ganz andere Dimensionen“, sagte Landrätin Weigand bei der Vertragsunterzeichnung.

„Ein wichtiges Zeichen“

„Es ist ein wichtiges Zeichen, dass die Planung von Maßnahmen zur Hochwasser- und Starkregenvorsorge über Kreisgrenzen hinweg für das gesamte Ahreinzugsgebiet mit seinen 900 Quadratkilometern erfolgen kann“, unterstrich Weigand. „Uns eint das sehr anspruchsvolle Ziel, praktikable und nachhaltige überörtliche Maßnahmen zu entwickeln, die in ihrer Gesamtheit eine signifikante Wirkung erzielen. Ergänzt durch die örtliche Hochwasser- und Starkregenvorsorge kommt dies allen Ahranliegern zugute. Mit Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung durch die neuen Partner rückt unser Ziel ein gutes Stück näher. Alle Bündnispartner werden im Rahmen der Kooperation gemeinsam mit den beauftragten Ingenieurbüros effektive Maßnahmen zur ganzheitlichen Hochwasservorsorge erarbeiten. Dabei werden – und dies ist bisher bundesweit einmalig – die gesamten Einzugsgebiete des Flusses und der Bäche überplant, anstatt nur in den Kreisgrenzen beziehungsweise ufernahen Bereichen zu verharren. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Projekt aufzeigen wird, wie eine wirkungsvolle überregionale Hochwasservorsorge aussehen kann.“

Tragische Erfahrungen

Die Bedeutung der regionalen Kooperation für den Kreis Vulkaneifel betonte Landrätin Julia Gieseking. „Die Region rund um die Ahr hat vor zwei Jahren tragische Erfahrungen gemacht, die uns allen noch immer tief im Gedächtnis sind. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich solche Katastrophen wiederholen. Deshalb ist die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zur Umsetzung und Weiterentwicklung von überörtlichen Maßnahmen zur Hochwasser- und Starkregenvorsorge ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, den der Landkreis Vulkaneifel gerne mitgeht“, sagte Gieseking mit Blick auf die Ziele der vereinbarten Zusammenarbeit. Es gehe um Sicherheit und Lebensqualität.

Über Grenzen hinweg

„Hochwasserschutz muss von der Quelle bis zur Mündung gedacht werden. Das Wasser fragt nicht nach politischen Grenzen – es fließt und strömt gemäß den Naturgesetzen. Daher unterstützt der Kreis Euskirchen die grenzüberschreitende Kooperationsvereinbarung im großen Einzugsgebiet der Ahr. Ähnliche Vereinbarungen haben wir auch in den Einzugsgebieten der Erft sowie von Olef, Urft und Kyll“, bekräftigte Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter von Landrat Markus Ramers im Kreis Euskirchen. „Maßnahmen zur Hochwasserregulierung am Oberlauf der Ahr oder ihrer Nebengewässer können Auswirkungen auf die Wasserabflüsse weiter flussabwärts haben.“ Dies müsse von Anfang an mitgedacht werden. Es gehe darum, Synergien zu nutzen und Ressourcen effizient einsetzen, um gemeinsame Hochwasserrisiken zu minimieren.

Zwar stehe in ihrer Stadt die Erft beim Hochwasser- und Starkregenschutz im Fokus“, sagte Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. „Genauso bedenken wir aber auch, dass ein nicht unerheblicher Teil des Stadtgebiets in die Ahr entwässert wird.“ Hochwasser kenne keine Landesgrenzen. Die Anrainerkommunen der Erft hätten eine Hochwasserschutzgemeinschaft gebildet, die ein Gesamtkonzept für die Erft erstellen lasse. „Ich bin sehr froh, dass dies auch für die Ahr geschieht, wir daran teilhaben und als die bundesweit ersten kommunalen Akteure im Hochwasser- und Starkregenschutz in dieser Form über die Landesgrenze hinweg zusammenarbeiten“, so Preiser-Marian.

Analysen und Prioritäten

Vorsorge dürfe nicht an den Grenzen stoppen, unterstrich auch Jennifer Meuren, Bürgermeisterin der Gemeinde Blankenheim. Daher begrüße sie, dass ihre Kommune in die Kooperation aufgenommen werde. „Ich bin überzeugt, dass wir mit einem Konzept, das auch das Einzugsgebiet berücksichtigt, für den hoffentlich noch fernen Fall eines erneuten Starkregen- und Hochwasserereignisses gut vorbereitet sein werden. Viele Perspektiven und Bedürfnisse gleichermaßen zu berücksichtigen kann schwierig sein. Danke an den Kreis Ahrweiler, dass er den Vorsitz für dieses wichtige Projekt übernimmt.“

Der Maßnahmenplan soll das gesamte Ahreinzugsgebiet unter Berücksichtigung der Gewässer zweiter und dritter Ordnung sowie der Flächenentwässerung betrachten. Als Basis dienen sollen örtliche Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte der Kommunen, die progressiv und innovativ weiterentwickelt werden sollen. Die Planungen umfassen Maßnahmen des technischen und natürlichen Wasserrückhaltes in der Fläche und am Gewässer sowie technische Maßnahmen des Hochwasserschutzes. Zur praktischen Umsetzung soll ein Planungskonzept mit Priorisierung der jeweiligen Maßnahmen auf der Grundlage von Wirkungsanalysen erstellt werden.