Politik | 15.09.2017

Großdemonstration gegen Bahnlärm an Rhein und Mosel

„Nicht ruhen, bis der Bahnlärm deutlich reduziert ist“

Mit einem Laubsauger demonstriert Franz Breitenbach (BI Bad Hönningen), was es bedeutet100 Dezibel Lärm ausgesetzt zu sein.

Neuwied. Zu einer Großdemonstration gegen den Bahnlärm hatten die Bürgerinitiativen aus dem Mosel- und Mittelrheintal nach Neuwied aufgerufen. Rund zweihundert Bürger/innen waren dem Aufruf gefolgt und taten ihrem Unmut in Sprechchören lautstark kund. Im Zentrum der Kritik stand Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt. Die Betroffenen ärgert, dass der Minister ihnen eine Alternativtrasse im Bundesverkehrswegeplan in absehbarer Zeit schuldig bleibt. Sie fürchten, selbst wenn die Umrüstung der Güterwaggons nach Plan läuft, dass durch die Zunahme des Bahnverkehrs insgesamt trotzdem kaum eine Besserung eintritt. Zum 52. Mal in fünf Jahren protestierten die Bürger/innen. Sie verweisen darauf, dass die Züge Tag und Nacht mit 100 Dezibel krankmachenden Lärm und mit bis zu 120Km/h auch mit Gefahrgut, durch ihre Ortschaften und Wohngebiete fahren. Der Lärm, die Erschütterungen und die Feinstaubentwicklung würden zur Erkrankungen wie Bluthochdruck, Gefäßverschlüsse, Schlaganfälle, Nierenversagen und Diabetes führen. Franz Breitenbach (BI Bad Hönningen) begrüßte die Teilnehmer und Initiativen aus dem Mosel- und Rheintal von Wiesbaden bis Unkel. Er dankte der Stadt Neuwied dafür, dass seit Jahren am Neuwieder Bahnhof demonstriert werden darf. Franz Breitenbach sprach von dicken Brettern, die gebohrt werden mussten und von Bohrern, die stumpf wurden oder abbrachen. Aber auch wenn es den Anschein hätte, dass bislang nichts passiert sei, habe man eine Menge erreicht. Georg Hollmann, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Weißenturm, berichtete von den Erfolgen und bezeichnete die Überparteilichkeit als die Stärke der Initiativen. Zuvor hatte Bundestagsmitglied Erwin Rüddel seinen Unmut kundgetan und es als „Unverschämtheit“ bezeichnet, von Franz Breitenbach nicht genannt worden zu sein. Dass die Problematik „Bahnlärm“ ins politische Bewusstsein gerückt ist, bestätigte Georg Hollmann als Mitverdienst von Erwin Rüddel, der gemeinsam mit Detlev Pilger (SPD) und Tabea Rößner (Die Grünen) die Parlamentsgruppe „Bahnlärm“ im Bundestag initiierte. Den größten Erfolg der jahrelangen Bemühungen der Bürgerinitiativen ist das Gesetz zur Reduzierung des Bahnlärms. Darin ist festgeschrieben, dass bis 2020 alle Güterwaggone nachgerüstet sein müssen. Bis 2016 lag die Quote bei 44 Prozent. Vorsorglich mahnte Georg Hollmann bei der Politik an, dass Verstöße konsequent sanktioniert werden müssten. Bis hin zu Fahrverboten. „Wir werden nicht ruhen, bis der Bahnlärm deutlich reduziert ist“, kündigte der Sprecher an. Es könne nicht sein, dass das hochtechnisierten Deutschland ausgerechnet beim Breitbandausbau und dem Bahnlärm anderen Ländern hinterherhinke. Trotz vorhandener technischer Möglichkeiten sei bislang nur punktuell, beispielsweise durch Lärmschutzwände, gegen den Bahnlärm vorgegangen. worden. „Lärm und Feinstaub zerstören unsere Natur- und Kulturlandschaft. Das Rheintal wird zum Frachtkorridor und Kollateralschäden werden billigend in Kauf genommen“, kritisierte Rolf Papen (BI Weißenthurm). Die Politik habe eine vernünftige Verkehrspolitik über Jahrzehnte verschlafen. Unverständlich sind für ihn die 350 Mio. Euro im Haushalt 2018 für den Ausbau der Rheintalschiene. Rolf Papen geht davon aus, dass der Güterverkehr um 40 Prozent steigen wird. Diese Zahlen bezeichnete er als Folterinstrumente. Schon jetzt gegen es Phasen, in denen in Weißenturm alle anderthalb Minuten ein Zug passiert. Rolf Papen sprach von einer Schädigung der heimischen Wirtschaft. Dies in Hinsicht auf Tourismus und das Eigentum der Menschen. Wenn Häuser angesichts der Lärmbelastung keine Käufer finden, stünde der Inhaber quasi enteignet dar. Rolf Papen ist sicher: Würden im Rheintal die gleichen Maßstäbe angelegt wie bei der Dieseldiskussion, dürften längst keine Züge mehr fahren. Fünf Forderungen stellen die Bürgerinitiativen: Den sofortigen Stopp einer weiteren Zunahme des Güterverkehrs im Mosel- und Mittelrheintal. Eine Geschwindigkeitsreduzierung in den Ortsdurchfahrten. Die unverzügliche Fortsetzung von Maßnahmen zur Bahnlärmreduzierung im unteren Mittelrheintal zwischen Koblenz und Bonn, im Rheingau und im Moseltal. Die Ertüchtigung von Ausweichtrassen und den Bau einer neuen Güterzugtrasse zur Entlastung des Mittelrhein- und Moseltals. Die Durchsetzung des Fahrverbots von lauten Güterzügen ab 2017 bis 2020 sowie eine Gesetzgebung, die klare Emissions- und Immissionsgrenzwerte als Vorsorgeanspruch für alle Bahnanlieger schafften, und zwar unter Einbeziehung der tatsächlichen Umweltbelastung. FF

Zahlreiche Demonstranten aus dem gesamten Mittelrheintal sowie dem Moseltal waren zur Großdemo angereist. Fotos: FF

Zahlreiche Demonstranten aus dem gesamten Mittelrheintal sowie dem Moseltal waren zur Großdemo angereist. Fotos: FF

Die „Trash Drumming Group“ sorgtenmit ihrem Beitrag zum Thema für Aufmerksamkeit.

Die „Trash Drumming Group“ sorgten mit ihrem Beitrag zum Thema für Aufmerksamkeit.

Mit einem Laubsauger demonstriert Franz Breitenbach (BI Bad Hönningen), was es bedeutet 100 Dezibel Lärm ausgesetzt zu sein.

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • KG: Gerechtigkeit muss sein. Aber Gerechtikkeit bedeutet aber nicht unbedingt, was viele Bürger wollen, nämlich die härtestmögliche Bestrafung des ehemaligen Landrats. Wenn der Klageerzwingungsantrag überhaupt...
  • Gerhard J. Mätze: Es ist schon unglaublich wie gerade auch in diesem Verfahren die Justizbehörden agierten. Ich bin im Wissen einer weiteren für mich schon unglaublichen Angelegenheit, in welcher sich die gleichen Stellen ebenso für mich haarsträubend bewegen.
  • Dieter Rolf Bersieck: Das hoffe ich auch, ich wünsche viel Erfolg und Gerechtigkeit
  • H. Schüller: Erst gestern gab es wieder einen Oberleitungsschaden an einem beschrankten Bahnübergang. Dergleichen kann ab 1. Dezember 2025 also auch an der Ahrtalbahn passieren. Um Bahnstromunfälle zu vermeiden...

Remagen fordert konkrete Lösungen vom Land

  • K. Schmidt: Den "sozialen" Medien nach gibt es in Remagen zur Bürgermeisterwahl wohl einen AfD-Kandidaten, bisher bekannt ist nur Herr Ingendahl als weiterer Kandidat. Ich glaube, das ist das erste Mal in der Region hier.
Sonderseite Gesundheitsexperten Bad Neuenahr-Ahrweiler
Anlagenmechaniker
Heimersheimer Weihnachtsmärktchen, 29. – 30.11.25
Anzeige Black Friday / Sonderpreis wie vereinbart
Rückseite
Black im Blick
Gegengeschäft
Imageanzeige
Empfohlene Artikel

Remagen. Nach der erfolgreichen und sehr gut besuchten Bürgersprechstunde in Remagens nördlichstem Ortsteil Rolandswerth lädt Bürgermeister Björn Ingendahl ein zu seiner nächsten Sprechstunde für Mittwoch, 17. Dezember 2025, von 17 bis 19 Uhr in das Dorfgemeinschaftshaus Bandorf, Einsfeldweg 11.

Weiterlesen

Weitere Artikel

VR Bank RheinAhrEifel und Raiffeisendruckerei

Traditionelle Jahresspende für den Neuwieder Hospizverein

Neuwied. Die VR Bank RheinAhrEifel eG und die Raiffeisendruckerei setzen ihre Tradition fort und überreichen ihre Jahresspende an den Neuwieder Hospiz e.V. Mit einer gemeinsamen Spende von insgesamt 6.000 Euro – jeweils 3.000 Euro von der VR Bank und der Raiffeisendruckerei – wird das Angebot für trauernde Kinder und Familien weiter ausgebaut und die Qualifizierung der ehrenamtlichen Fachkräfte gefördert.

Weiterlesen

Dauerauftrag 2025
Dauerauftrag
Wir helfen im Trauerfall
Wir helfen im Trauerfall
Imageanzeige
Daueranzeige
Bestellung Nr. 4300003040 - W100 - 606 // AZ Commodity Rheinschiene KW 35, 40, 44 und 48
Mülltonnenreinigung
Heimersheimer Weihnachtsmärktchen, 29. – 30.11.25
Heimersheimer Weihnachtsmärktchen, 29. – 30.11.25
Katharinenmarkt Polch
quartalsweise Abrechnung
Vorabrechnung, Nr. AF2025.000354.0, November 2025
Black im Blick
Schulsozialarbeit und Sozialarbeit Waldkita
Black im Blick
Black im Blick - Stellenanzeige
Lucia Markt in Rech