Politik | 06.10.2023

„Sollte ein KZ-Besuch verpflichtend sein?“ in BLICK aktuell 39/23

Plädoyer für den Besuch von Gedenkstätten

Der Besuch von Orten des Terrors und der Gewalt der NS-Zeit sollte im Schulunterricht systematisch vorbereitet werden. Hierzu gibt es für Geschichtsorte aus dieser Zeit im Kreis Ahrweiler eine Fülle an einschlägiger Literatur: Darstellungen zur Kreisgeschichte, Kapitel in Ortsgeschichten, aber auch Einzeldarstellungen, besonders zur Geschichte der Juden in der Region. Hinzu kommen noch viele Aufsätze im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler. Ähnliches gilt für die Aufarbeitung dieses Kapitels unser Geschichte in den umliegenden Kreisen.

In den ehemaligen Synagogen in Niederzissen und Ahrweiler wird das Schicksal der Juden im Brohltal und in der Kreisstadt bis hin zu deren Deportation und Vernichtung eindrucksvoll aufgezeigt. Das Zusammenleben mit der jüdischen Minderheit, ihre Entrechtung, Verfolgung und Ermordung wird dadurch konkreter als durch Fallbeispielen in Geschichtsbüchern, denn diese Menschen waren hier bei uns Mitschüler, Nachbarn und auch Freunde, bevor sie in die Emigration oder in den Tod getrieben wurden. Einzelschicksale von Opfern führen uns auch die inzwischen in zahlreichen Orten verlegten Stolpersteine vor Augen, so beispielweise in Sinzig, Remagen, Heimersheim, Bad Neuenahr und Ahrweiler.

Von der Nervenklinik in Andernach aus wurden in den 1940-er Jahren über 1500 Patienten aus der Psychiatrie und anderen Pflegeeinrichtungen für psychisch Kranke in der Rheinprovinz im Zuge des sogenannten „Euthansie-Programms“ in den Tod geschickt. Eine Gedenkstätte in Andernach erinnert an diese Verbrechen.

Im Ahrtal existierte 1944 in Dernau/Marienthal für kurze Zeit ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. In dieser Erinnerungsstätte oberhalb der Klosterruine Marienthal wird auf Schautafeln am Ort des Geschehens das Schicksal der KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter aufgearbeitet, die hier als „Arbeitssklaven“ eingesetzt waren. Die Gedenkstätte im Freien kann jederzeit besucht werden. Das sind nur einige Beispiele für Geschichtsorte in der Region, deren Besuch im Rahmen des Schulunterrichts oder auch privat nur empfohlen werden kann. Auf dem Gebiet von Rheinland-Pfalz bieten sich zudem Fahrten zum ehemaligen Konzentrationslager Hinzert im Hunsrück und auch zum ehemaligen KZ Osthofen an, wo vorbildliche Bildungsarbeit von der Landeszentreale für politische Bildung in RLP geleistet wird. An Originalschauplätzen des Terrors und der Gewalt werden dort Besucherinnen und Besucher unmittelbar mit Dokumenten, Gegenständen und mit Einzelschicksalen konfrontiert, die berühren und nachhaltig einen Eindruck von dem Unrecht und den Verbrechen des NS-Regimes vermitteln.

Im Programm einer mehrtägigen Klassenfahrt könnte dann auch eines der großen Konzentrations- und Vernichtungslager stehen, beispielsweise von Buchenwald, Dachau oder Auschwitz/Polen, wo auch Menschen aus dem Kreis Ahrweiler ermordet wurden. Im Unterricht über den Nationalsozialismus und seine Verbrechen wären solche Projekte sehr wünschenswert.

Allerdings sollte jede Schule entscheiden können, ob ein KZ-Besuch als Pflichtveranstaltung durchgeführt wird. Viele Schulen dürften dabei bereits rein organisatorisch, zeitlich und personell an ihre Grenzen stoßen. Deshalb sollten die genannten Möglichkeiten vor Ort und in unserer Umgebung im Rahmen des Unterrichts von möglichst vielen Schülerinnen und Schülern aller Altersstufen genutzt werden.

Leonhard Janta,

Bad Breisig

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