Gemeinderat Grafschaft beschäftigte sich mit interkommunalem Gewerbegebiet

ZF Friedrichshafen istin der Grafschaft willkommen

ZF Friedrichshafen ist in der Grafschaft willkommen

Das ZF-Werk in der Ahrweiler Max-Planck-Straße wurde von der Flut stark beschädigt. Foto: ROB

Grafschaft. Der Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler wünscht sich ein interkommunales Gewerbegebiet gemeinsam mit der Gemeinde Grafschaft in der Erweiterung des bestehenden Gewerbepark Gelsdorf. Denn dorthin soll künftig der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen sein bisheriges Werk Ahrweiler verlegen, das durch die Flutkatastrophe vom 14. Juli 2021 schwer beschädigt wurde und nun zum Teil im Überschwemmungsgebiet liegt. Das ZF-Werk Ahrweiler wird auf jeden Fall aufgegeben, die Frage ist jetzt nur, wo der künftige Standort sein wird. Auch der Grafschafter Gemeinderat beschäftigte sich in seiner jüngsten Sitzung mit dem Thema und bestätigte seinerseits den Willen zur Zusammenarbeit mit der Kreisstadt. Viel hängt allerdings von der Stellungnahme der ZF-Geschäftsführung ab, die sich auf Nachfrage von Bürgermeister Achim Juchem (CDU) noch nicht konkret zum möglichen Standort am Gewerbepark Gelsdorf geäußert hat. Allerdings müssen zuvor noch die Gelsdorfer Bürger von dem Projekt überzeugt werden, die bislang einer Erweiterung des Gewerbeparks Gelsdorf überaus skeptisch gegenüberstehen, wie eine von 780 Personen unterzeichnete Unterschriftenliste dokumentiert.

Immerhin geht es dabei um die Standortsicherung des Unternehmens mit seinen fast 300 Arbeitnehmern, von denen etwa 50 mit ihren Familien in der Grafschaft beheimatet sind. Die zur Diskussion stehende Erweiterungsfläche im Gewerbepark Gelsdorf befindet sich bereits seit Längerem im Bauleitplanverfahren, denn eigentlich sollte dort Grafschafter Unternehmen angesiedelt werden. Feste Zusagen an einzelne Unternehmen gebe es jedoch bislang noch nicht, bestätigte Juchem. Allerdings scheint klar, dass das Grafschafter Unternehmen Frutania, das bislang seinen Sitz im Innovationspark Rheinland bei Ringen hat, an dieser Stelle einen zweiten Standort für eine große Obstwaschanlage errichten möchte. Würde sich ZF zusätzlich dort ansiedeln, stünde die Gemeinde Grafschaft vor der Frage, ob und wo sie weitere Gewerbeflächen für die einheimischen Betriebe entwickeln könnte.

Klares Signal von ZF gefordert

Der Grafschafter Hauptausschuss hatte in seiner jüngsten Sitzung zunächst ein klares Signal von ZF gefordert, ob die angedachte Fläche in Gelsdorf überhaupt infrage komme. Auf Nachfrage habe Juchem von ZF die Antwort erhalten, die Werkleitung Ahrweiler könne derzeit noch keine Empfehlung an den Unternehmensvorstand geben, denn man sei noch nicht im Besitz aller notwendigen Angaben zu dem Grundstück. Angeblich habe ZF mit dem Anruf des Bürgermeisters erstmals inhaltliche Informationen erhalten, was Juchem wiederum überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Die verfügbaren Informationen seien längst über die Kreisstadt an ZF weitergeleitet worden, was auch dokumentiert worden sei. ZF wolle jedoch schon jetzt Informationen haben, die man angesichts des noch laufenden Bauleitplanverfahrens bislang noch gar nicht geben könne, denn die Planungen würden ja gerade erst konkretisiert. „Wir drehen uns im Kreis, denn keiner hat alle Fakten, die er benötigt, auf dem Tisch“, so Juchem.

So beschloss der Rat nach intensiver Diskussion auf Antrag der Fraktionen von CDU, SPD und FDP, man heiße das Unternehmen ZF Friedrichshafen willkommen und stehe auch weiterhin zu dem Angebot, die benötigte Fläche bereitzustellen. Die Gemeindeverwaltung soll alle notwendigen Informationen an ZF übermitteln, sobald sie vorliegen. Wenn es dann eine konkrete Entscheidung der ZF-Geschäftsführung gebe, wollen sich die Grafschafter Gremien erneut mit dem Thema befassen und dabei auch über interkommunale Gewerbeflächen für andere Unternehmen aus der Grafschaft und aus Bad Neuenahr-Ahrweiler reden.

ZF in der Grafschaft erwünscht

„Wir können derzeit einfach noch nicht mehr sagen, weil beispielsweise die Abwägungen noch fehlen“, erklärte der neue CDU-Fraktionsvorsitzende Marcel Werner und betonte, man werde mit dem Thema im höchsten Maße transparent umgehen. SPD-Fraktionschef Hubert Münch bestätigte ebenfalls, ZF sei erwünscht und man biete dem Unternehmen gerne die benötigte Fläche an. Was aber nicht auf Begeisterung stieß, war ein Brief aus dem Bad Neuenahrer Rathaus, der alle Grafschafter Ratsmitglieder vor der Sitzung erreicht hatte. Darin baten Bürgermeister Guido Orthen (CDU) gemeinsam mit den Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD, FWG und FDP den Grafschafter Rat „dringend um eine positive Entscheidung zum Standortangebot für das ZF-Werk.“ Udo Klein (SPD) zeigte sich konsterniert: „Orthen spricht davon, dass das Gefühl besteht, wir würden die Bemühungen einer Ansiedlung von ZF nicht nachhaltig unterstützen und an Bedingungen knüpfen. Dem widersprechen wir ausdrücklich.“ Seiner Meinung nach Grenze der Druck auf den Grafschafter Rat an Nötigung. Irritiert zeigte sich auch Wolfgang Reuß (FDP) und sprach von einem „einmaligen Damoklesschwert, das Orthen über uns hängen möchte.“

Gegen den mehrheitlich vom Gemeinderat gefassten Beschluss stimmten Grüne und FWG. Grünen-Sprecher Mathias Heeb hatte Verständnis für die Gelsdorfer Bürger, die sich generell gegen jede weitere Flächenversiegelungen im Gewerbepark wenden. „Wir sehen die Prioritäten im Bereich Klimaschutz und können uns keine weiteren Baustellen leisten.“ Julian Wuzél (FWG) vermisste zudem ein Umdenken in der Gesellschaft und forderte, der „Ressource Ackerfläche“ künftig eine größere Bedeutung beizumessen.