Gesprächs- und Selbsthilfegruppe „Rund ums Herz“
Achtjähriges Jubiläum gefeiert
Immer mehr Betroffene und deren Angehörige schätzen die Gespräche
Rhein-Sieg-Kreis. Es war am 6. Februar 2006, als sich herzkranke Teilnehmer und deren Angehörige zu einer Gruppe fanden, die sich inzwischen Gesprächs- und Selbsthilfegruppe „Rund ums Herz“ nennt und etabliert ist. Der Gedanke zu einer Gesprächs- und Selbsthilfegruppe (SHG), wie sie bis dato im Rhein-Sieg-Kreis nicht bestand, kam von dem Siegburger Kardiologen und Internisten Dr. Rami Rabahieh, der von der Existenz des ehrenamtlichen Beauftragten der Deutschen Herzstiftung e.V. Rainer Walterscheid wusste. Diese beiden entschlossen sich, den Gedanken einer Gesprächs- und Selbsthilfegruppe zu verwirklichen. Anfänglich traf man sich alle zwei Monate, aber schnell kamen die beiden Protagonisten zu dem Ergebnis, dass monatlich ein Treffen stattfinden sollte.
Zunächst waren die Gruppentreffen unterschiedlich belegt, aber ein harter Kern kristallisierte sich heraus, sodass die Gruppenstärke heute je nach Vortragsthema zwischen 15 und 30 Personen beträgt. Rainer Walterscheid übernahm die Gruppenleitung, im Laufe der Zeit kam Herbert Müller als Co-Leiter dazu. Sie präsentieren monatlich jeweils ein anderes Thema, wobei die das Herz betreffenden Themen vierteljährlich von Dr. Rami Rabahieh oder von seinen drei Kollegen Dr. Thomas Schmidt, Norbert Esser und Dr. Alexander Bitzen aus der Kardiologischen Facharztpraxis SiegburgMed als Referenten übernommen werden.
Üblicherweise trifft sich die Gruppe im Seminarraum der Apotheke Dr. Thomas Hardt im Ortsteil Mülldorf von Sankt Augustin, allerdings wurden auch Ausflüge zum Beispiel in die Siegburger Helios-Klinik oder die Siegburger Rettungswache unternommen. Organspende oder Informationen zur gesetzlichen Krankenversicherung standen in der Vergangenheit jeweils auf der Tagesordnung. Ernährungsberatung war ebenso ein Thema wie Pflegeversicherung und vieles mehr. In diesem Jahr stehen vier Kardiologengespräche an, Thema wird auch der Schlaganfall sein; ein Besuch in der Stroke Unit (Schlaganfallstation) des Krankenhauses in Sieglar ist terminiert.
„Wichtig ist“, so Walterscheid und Müller, „dass kein Zwang hinter der Gruppe steht. Jeder ist herzlich willkommen und man muss nicht erscheinen, wenn das Thema nicht zusagt oder sonstige Gründe dagegen sprechen. Wichtig ist, dass jeder das Recht hat, seine Fragen loszuwerden; beim Kardiologengespräch werden auch alle die Antworten gegeben, die vielleicht in der ärztlichen Praxis aus Zeitgründen nicht gestellt und somit auch nicht beantwortet werden können.“ Ausdrücklich weisen die drei Protagonisten darauf hin, dass diese Gruppengespräche in keinem Fall den Arztbesuch ersetzen.
Es stellt sich die Frage nach dem Grund für eine Gesprächs- und Selbsthilfegruppe. Laut Walterscheid wird die Gründung einer SHG, die übrigens ein Teil des Gesundheitssystems ist, in der Regel von zwei Motiven angetrieben: Erstens vom Leidensdruck, das heißt, die Betroffenen nehmen selber wahr, dass sie in eine schwierige Situation geraten sind, die ihr bisheriges Leben infrage stellt. Sie sind dann damit konfrontiert, dass sich vieles verändert hat. Sie stellen für sich fest, dass es nicht so weitergehen kann wie früher. Man sieht sich nach Hilfe um bei Freunden, Verwandten, Fachleuten oder in einer Gesprächs- oder Selbsthilfegruppe. Vielen fällt es schwer, besonders Männern, das eigene Leiden und die eigenen Probleme vor sich selber und dann vor anderen einzugestehen. Wenn aber einmal die Hürde zur Gruppe überwunden ist, kann man sich anderen gegenüber öffnen.
Zweitens spielt das Prinzip Hoffnung eine große Rolle. Das heißt, dass Betroffene die Hoffnung haben, dass etwas zu machen ist, im Unterschied zur Resignation, Aufgabe und Verzweiflung. Und sie haben die Hoffnung, selbst etwas zur Besserung der Beschwerden und zur Lösung des Problems beitragen zu können - im Unterschied zur Übergabe der Verantwortung an professionelle Hilfesysteme.
Betroffene berichten von einem anderen Umgang mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen, die durch die SHG zwar nicht geheilt, deren seelische und soziale Folgen aber erheblich gemildert werden können, oder dass durch gute Gespräche oder Informationen manche Beruhigungs- oder Schmerzmittel ersetzt oder weggelassen werden konnten, oder dass die Betroffenen in den Gruppen über diagnostische und therapeutische Möglichkeiten oftmals viel besser informiert werden. Zudem bilden die SGH neue „Netzwerke“; dies ist für die Gesellschaft, deren Zusammenhalt bröckelt und in der viele isoliert sind, von großer Bedeutung.
Jeweils am ersten Donnerstag eines Monats trifft sich die Selbsthilfegruppe „Rund ums Herz“ um 18.30 Uhr. Wer bisher keine Gelegenheit hatte, teilzunehmen, sich aber interessiert, kann den Themen- und Terminplan 2014 unter Tel. (0 22 42) 8 56 39 anfordern. Es entstehen keine Gruppenkosten. Weitere Informationen sind unter www.rundumsherz.info erhältlich.
