Hauptausschuss Swisttal beschäftigte sich mit den Ruhestätten
Die acht Friedhöfe der Gemeinde Swisttal sollen neu gestaltet werden
Baumbestattungen, anonyme Bestattungen und Urnenbestattungen werden ermöglicht

Swisttal. Die Bestattungskultur befindet sich schon seit einigen Jahren in einem ständigen Wandel, davon ist auch die Gemeinde Swisttal nicht verschont geblieben. Deshalb beschloss der Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss in seiner jüngsten Sitzung, sämtliche acht Friedhöfe der Gemeinde neu zu gestalten, um dem zunehmenden Wunsch nach alternativen Bestattungsformen nachzukommen. Zugleich soll das Bestattungswesen insgesamt preiswerter und die Friedhofsgebühren dadurch günstiger werden. Zu diesem Zweck soll unter anderem der Pflegeaufwand verringert und Flächen, die nicht mehr benötigt werden, eine andere Verwendung finden. Landschaftsarchitekten Anja Esser vom Rheinbacher Atelier Esser hatte sich die Friedhöfe angeschaut und ein Konzept erstellt, das bereits der Öffentlichkeit vorgestellt worden war. Die Anregungen der Bürger und der Kommunalpolitik waren mittlerweile eingearbeitet worden, so dass jetzt ein endgültiges Konzept verabschiedet werden konnte. Zwar habe man nicht alle Vorschläge umsetzen können, räumte Esser ein, dennoch sei nichts verloren gegangen. Joachim Güttes (BfS) hatte sich nämlich darüber gewundert, dass ein Großteil der Vorschläge seiner Fraktion unter den Tisch gefallen sei. Etwa der Wunsch, auf jedem Friedhof eine Sitzgelegenheit für schlechtes Wetter einzurichten. Doch da konnte Esser ihn beruhigen: Die Erfahrung habe sie gelehrt, dass dies nicht nötig sei, denn die meist älteren Friedhofsbesucher wüssten das Wetter sehr gut einzuschätzen und machten sich rechtzeitig auf den Heimweg.
Allee der Erinnerung
Künftig sollen beispielsweise in Heimerzheim auch Baumbestattungen an den bestehenden Bäumen ermöglicht werden, außerdem auch anonyme Bestattungen. Für die Urnenbestattung gibt es gleich mehrere Möglichkeiten: eine Urnenwand ebenso wie eine gestaltete Gemeinschaftsurnengrabstätte und ein Gemeinschaftsrasen mit Bodenplatte. Außerdem soll noch eine „Allee der Erinnerung“ mit bodengleichen Namenstafeln in Schräglage geschaffen werden. In Buschhoven will man die Friedhofskapelle in ein Kolumbarium umwandeln und die bestehende Urnenwand erweitern. Baumbestattungen soll es künftig auch in Ludendorf geben, darüber hinaus auch einen „Erinnerungsgarten“ und eine gestaltete Gemeinschaftsurnengrabstätte gleich daneben. Auf dem Straßfelder Friedhof sollen künftig anonyme Beerdigungen gestattet werden, für eine mögliche Baumbestattung müssten allerdings noch geeignete Bäume gepflanzt werden.
Familienbäume
Ollheims Ortsvorsteher Paul Bison hatte angeregt, Familienbäume für Baumbestattungen zur Verfügung zu stellen, was vom Ausschuss auch befürwortet wurde. Eine Sitzgelegenheit mit einer Gedenkstätte, an der Blumen und Kerzen aufgestellt werden können, soll ebenfalls errichtet werden. Außerdem sollen hier auch anonyme Bestattungen ermöglicht werden. Der Vorschlag von Monika Wolf-Umhauer (FDP), in einer Ecke des Ollheimer Gottesackers einen Tierfriedhof einzurichten, wurde rundweg abgelehnt. Man könne aber darüber nachdenken, irgendwo in der Gemeinde außerhalb der bestehenden Friedhöfe einen Tierfriedhof einzurichten, dass sei jedoch ein eigenständiges Thema, über das an anderer Stelle diskutiert werden müsse, so Bürgermeister Eckhard Maack.
Friedhofsfläche wird entwidmet
Unterschiedliche Meinungen gab es über die Frage, ob eine Teilfläche des Morenhovener Friedhofs entwidmet werden soll, um diese als Bauland zu verkaufen. Güttes antwortete mit einem klaren: „Nein!“, denn man brauche in der Gemeinde keine weiteren Bauflächen. Er schlug vor, stattdessen eine Grünfläche anzulegen und als Ruheraum zu begrünen, wie es die Einheimischen wünschten. Bürgermeister Eckhard Maack wandte ein, der Morenhovener Friedhof sei „überproportional groß“, sah es aber durchaus als denkbar an, nicht alle drei möglichen Bauplätze zu vermarkten. Allerdings gebe es bereits Interessenten für dieses Bauland aus Morenhoven selbst. Hanns Christian Wagner (CDU) konnte sich ebenfalls vorstellen, zumindest eines der drei Grundstücke nicht zu bebauen, bat aber darum, die kritische Haushaltssituation nicht aus den Augen zu verlieren. Auch Joachim Euler (SPD), Monika Wolf-Umhauer (FDP) und Sven Kraatz (Grüne) sprachen sich für eine Entwidmung aus, denn das biete die Gelegenheit, sich über die künftige Nutzung der Fläche intensiv Gedanken zu machen. So wurde einstimmig beschlossen, zunächst die Fläche nur zu entwidmen und anschließend noch einmal konkret zu überlegen, was man damit anfangen will. Abgesehen davon wurde festgelegt, dass auch auf dem Morenhovener Friedhof künftig Bestattungen und anonyme Bestattungen möglich sein sollen. Außerdem soll eine Urnenwand und ein Gemeinschaftsrasenfeld mit Bodenplatte geschaffen werden.
Ein klares "Nein!"
Einen Teil des Odendorfer Friedhofes wollte die Verwaltung ebenfalls entwidmen lassen und als Bauland verkaufen, doch da sagte der Ausschuss "Nein!". Stattdessen soll an der Stelle, an der einst die Friedhofshalle stand, ein überdachter Andachtsplatz gestaltet werden, schlug Wagner vor. Außerdem soll eine Ecke für Kindergräber, ein Gemeinschaftsrasenfeld mit Bodenplatte und Trauerstele sowie eine Gemeinschaftsurnengrabstätte geschaffen werden. Die Urnenwand am alten Standort soll erweitert und Baumbestattungen ermöglicht werden. Am Friedhof Miel schließlich sollen ebenfalls Baumbestattungen künftig möglich sein, außerdem will man einen Rundweg entlang der zum Dorfgemeinschaftshaus hin gelegenen Mauer anlegen. Der bisherige Nebeneingang vom Parkplatz des Dorfgemeinschaftshauses aus soll aufgeweitet und zum neuen Haupteingang werden, das hatte Güttes vorgeschlagen.