Bundestagswahl 2013 im Wahlkreis 98
Dr. Norbert Röttgen (CDU) verteidigt erneut das Direktmandat der Erststimmen
CDU auch bei den Zweitstimmen vorne - SPD holt sich mit 24,3 Prozent Platz zwei im Parteiengefüge zurück

Rhein-Sieg-Kreis. Der ehemalige Bundesumweltminister und bei der Landtagswahl gescheiterte Spitzenkandidat der nordrhein-westfälischen CDU, Dr. Norbert Röttgen, verteidigte das Direktmandat im Bundestags-Wahlkreis 98 mit der absoluten Mehrheit von 52,4 Prozent der Erststimmen. Damit konnte der in Meckenheim geborene Königswinterer sein Ergebnis von der Bundestagswahl 2009 um 2,1 Prozentpunkte steigern.
Er ließ damit seine härteste Konkurrentin Bettina Bähr-Losse (SPD) deutlich hinter sich. Sie erreichte 27,2 Prozent der Erststimmen und konnte damit das Ergebnis ihrer Vorgängerin Ulrike Merten aus 2009 um 2,5 Prozentpunkte verbessern. Freidemokrat Thorsten Knott konnte sein Ergebnis von 2009 nicht halten und stürzte um 6,9 Prozentpunkte ab auf 3,1 Prozent. Dr. Arndt Kuhn von den Grünen musste ebenfalls federn lassen und kam nach 8,8 Prozent in 2009 diesmal auf 7,2 Prozent. Andreas Danne von den Linken verbuchte 3,4 Prozent der Erststimmen, 1,2 Prozent weniger als bei der letzten Wahl. Als einer der Gewinner der Wahl fühlte sich AfD-Direktkandidat Vladimir Skoda, der immerhin auf 3,1 Prozent der Erststimmen kam.
Rückenwind und Solidaritätsbekundung
„Das ist ein schöner Rückenwind und eine Solidaritätsbekundung, die gut tut“, fand Norbert Röttgen. Schließlich hat er nun schon zum sechsten Mal in Folge seinen Wahlkreis direkt gewonnen. Erstaunlich fand er es auch, dass er noch mehr Erststimmen erringen konnte, obwohl es diesmal mehr Parteien gab.
So richtig platt war hingegen Bettina Bähr-Losse, die den Wahlkampf als sehr kräftezehrend empfand. Bis zu 14 Stunden sei sie täglich unterwegs gewesen, „und das kann man ruhig sehen.“ Die Anwältin hätte sich aber Vorwürfe gemacht, wenn sie nicht alles gegeben hätte. Außerdem habe sie „für jemanden, der zum ersten Mal angetreten ist, ein gutes Ergebnis erreicht.“ Der Wahlkampf insgesamt sei eine tolle Erfahrung gewesen, sie habe sich auch selbst besser kennengelernt und fühle sich „beschenkt“.
Für die Grünen insgesamt sei das Wahlergebnis eine herbe Niederlage, die viele Gründe hat, analysierte der Direktkandidat Dr. Arndt Kuhn. Einer der Fehler sei die Steuererhöhungsdebatte gewesen: „Wir haben gesagt, es betrifft nur zehn Prozent der Bürger, aber jeder Dritte hat geglaubt, es trifft auch ihn. Das wurde ganz schlecht vermittelt.“ Geärgert hatte ihn auch die Vielzahl der Wahlplakate: „Bei zehn verschiedenen Themen wusste hinterher keiner mehr, was wir eigentlich wollen.“ Außerdem habe die Partei durch den angekündigten „Veggie-Day“ den Stempel der „Verbotspartei“ aufgedrückt bekommen.
Betrübte Mienen herrschten derweil bei den Liberalen. Thorsten Knott hatte mit diesem niederschmetternden Ergebnis nicht gerechnet. „Das ist ein schwarzer Tag für die FDP, und wir müssen uns fragen, ob wir die richtigen Leute in der Führung haben. Die Damen und Herren an der Spitze können es jedenfalls nicht.“ Er zeigte sich aber auch überzeugt, dass die liberale Idee nicht untergehen werde.
Für den Anfang sehr gut
„Blendend“ fühlte sich demgegenüber Andreas Danne, Linke-Kandidat aus Königswinter: Er sei erst spät in den Wahlkampf eingestiegen, „und dann noch in einem schwierigen Wahlkreis“. Jetzt sieht er seine Zukunft in der Kommunalpolitik. „Für den Anfang sehr gut“, fand AfD-Kandidat Vladimir Skoda sein Abschneiden. Er lud sein Team gestern noch zum Wahlhelferabend. Den Erfolg seiner Partei begründete er damit, dass man die einzige Partei sei, die wirklich eine andere Meinung zu einem wesentlichen Problem habe, nämlich der Eurokrise.
Im Wahlkreis 98, der den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis sowie die Städte Sankt Augustin, Königswinter und Bad Honnef umfasst, bleibt die CDU mit 45,3 Prozent der Zweitstimmen stärkste Partei und kann sich über einen Zugewinn von 8,1 Prozentpunkten freuen. Ihr stärkstes Ergebnis holten die Christdemokraten in der Gemeinde Swisttal mit 49,0 Prozent und in der Stadt Meckenheim mit 48,0 Prozent, am schlechtesten schnitten sie in Königswinter mit 43,5 Prozent und in Bad Honnef mit 43,6 Prozent ab.
SPD erholt sich leicht
Nach dem Desaster der vorigen Bundestagswahl holte sich die SPD immerhin Platz zwei im Wahlkreis 98 von der FDP zurück. Allerdings ist ihr Ergebnis von 24,3 Prozent auch nicht wesentlich besser als das von 2009 mit 20,8 Prozent. Positiv heraus stach das Ergebnis in Sankt Augustin mit 26,6 Prozent und in Bad Honnef mit 24,4 Prozent.
Auf wenig Gegenliebe stießen die Sozialdemokraten in der Gemeinde Wachtberg mit 22,6 Prozent und in den Gemeinden Alfter und Swisttal sowie der Stadt Meckenheim mit jeweils 23,4 Prozent.
Einen Zwischenfall mussten die Freidemokraten hinnehmen, die 2009 noch die großen Gewinner der Bundestagswahl waren. Nach damals 21,8 Prozent machten diesmal nur 8,3 Prozent der Wähler ihr Kreuzchen bei der FDP, sie blieben damit aber immerhin über der Fünfprozenthürde.
Das beste Ergebnis fuhren die Liberalen in Wachtberg 10,3 Prozent ein sowie in Bad Honnef mit 9,6 Prozent. Das schlechteste Ergebnis verzeichneten die Liberalen in Sankt Augustin mit 7,1 Prozent und in der Gemeinde Swisttal mit 7,7 Prozent.
Grüne sind nicht mehr zweistellig
Nicht mehr zweistellig fanden sich auch die Grünen wieder, die nach 10,6 Prozent bei der Wahl 2009 diesmal auf 8,7 Prozent der Zweitstimmen kamen. Sie holten sich damit Platz drei im Parteiengefüge. Als „Hochburg“ der Grünen erwies sich dabei die Gemeinde Alfter mit 10,8 Prozent bei einem Verlust von 2,4 Prozentpunkten. Zweistellig war man auch noch in Königswinter mit 10,0 Prozent. Weniger Zustimmung gab es dagegen für die Kurtaxe in der Gemeinde Swisttal mit 6,8 Prozent und in der Stadt Meckenheim mit 7,2 Prozent.
Die Linke muss ebenfalls leichte Verluste hinnehmen, sie kam auf 4,6 Prozent. Die Partei von Gregor Gysi und Sahra Wagenknecht hatte ihre Stärke in der Stadt St. Augustin mit 5,3 Prozent und in Bornheim mit 5,0 Prozent, die schlechten Ergebnisse gab es in der Gemeinde Wachtberg mit 3,3 Prozent und in der Gemeinde Swisttal mit 3,7 Prozent.
Die „Piratenpartei“ konnte ihr Ergebnis immerhin um 0,4 Prozentpunkte auf 1,9 Prozent steigern, bleibt aber nach wie vor recht bedeutungslos in der Region. Etwas anders sieht es aus bei der „Alternative für Deutschland“ (AfD), die bei ihrem ersten Auftritt kurz nach der Parteigründung auf beachtliche 4,5 Prozent der Zweitstimmen kam. Alle anderen „sonstigen“ Parteien blieben unter der Einprozentmarke.
