Box-Union Weißenthurm e. V. maß sich mit Boxern aus der Region

Kuriose Boxnacht in Bendorf

Kuriose Boxnacht in Bendorf

Alex Dergunov mit seinen Trainern Serge Wunder und Michael Hoffmann (v. li.)Foto: privat

Bendorf. Diese Veranstaltung hatte es in sich: In der Bendorfer Karl-Fries-Halle trafen Boxer aus dem Rheinland, aus Nordrhein-Westfalen und Hessen aufeinander, um sich im Ring zu messen. Wegen der großen Resonanz wurde kurzfristig ein zweiter Ring aufgebaut, da man sonst nur die Hälfte der möglichen Begegnungen hätte zeigen können. An diesem Boxabend konnte man tatsächlich so manches erleben: Boxer, die eher an Kneipenschläger erinnerten, stehende Ovationen für einen ausgeknockten Boxer, W“der nach langen Minuten endlich wieder auf die Beine kam und einen Sportler, der inmitten eines sehr guten, ausgeglichenen Kampfes den Ring verließ und nicht mehr zurückkehrte… aber auch technisch saubere, spannende Kämpfe gut ausgebildeter Athleten und ein Publikum, das wie kein anderes emotional mitging und die Sportler lautstark unterstützte.

Auch die Weißenthurmer Box-Union durfte natürlich nicht fehlen. Leider musste Rheinlandmeister Mehmet Can Uzun wegen einer Erkältung kurzfristig absagen. Er möchte aber am kommenden Wochenende beim Turnier in Altenkirchen wieder fit sein und nach berufsbedingt längerer Ringpause wieder zeigen, was er kann. Seine Vereinskameraden konnten ihn jedoch würdig vertreten.

Als erster Weißenthurmer stieg an diesem Abend Alexander Dergunov ins Seilgeviert. Der frühere Judoka trainiert schon etwas länger bei den Boxern, entschied sich aber erst kürzlich dazu, Wettkämpfe zu bestreiten. So gab er in Bendorf sein Debüt. Sein Gegner war Meris Seyfic aus Rumelange (Luxemburg), laut Kampfpass ebenfalls Boxanfänger ohne Wettkampferfahrung. Danach sah es aber bereits in der ersten Runde nicht aus. Seyfic machte von Beginn an Druck, zeigte schnelle, anspruchsvolle Kombinationen, die man normalerweise nur von erfahrenen Athleten erwarten darf. Dergunov hielt dagegen, traf gelegentlich und zeigte vor allem eine stabile Deckung, sodass er die Runde gut überstand. Seyfic wurde jedoch auch in der zweiten Runde nicht müde, drehte sogar weiter auf, sodass dem Neuling Dergunov nichts anderes übrig blieb, als in der Defensive zu bleiben und die anprasselnden Schläge mit guter Deckung abzufangen, was ihm gelang. Trainer Serge Wunder und sein heutiger Assistenztrainer Michael Hoffmann gaben den Kampf nach kurzer Besprechung zu Beginn der dritten Runde auf. „Es hat keinen Sinn, Alex noch einmal reinzuschicken. Er kann den Kampf nicht mehr gewinnen und das Risiko, dass er doch noch schwere Treffer einstecken muss, wollen wir nicht eingehen. Da geht die Gesundheit der Sportler vor“, so Wunder. Und Hoffmann ergänzt: „Der Luxemburger boxt nicht wie ein Anfänger. Wir vermuten, dass er bereits zahlreiche Kämpfe bestritten hat, die nicht im Kampfpass eingetragen wurden.“ So sah es auch das Kampfgericht, dass sich eine Überprüfung des Sachverhalts vorbehält. Inwieweit das Konsequenzen für den Luxemburger Boxer und seinen Trainer haben wird, bleibt abzuwarten. Dergunov selbst blieb indes gelassen und möchte am kommenden Wochenende beim Turnier in Altenkirchen erneut antreten – diesmal hoffentlich gegen einen echten Anfänger.

Als zweiter Weißenthurmer stieg im vorletzten Kampf des Abends Samy Pörschke in den Ring. Es war sein insgesamt vierter Kampf und er hatte sich gegen Lokalmatador Basybuyuk einiges vorgenommen. Man wusste, dass er schwer haben würde, denn der Bendorfer hatte die Halle hinter sich und so trat Pörschke nicht nur gegen einen Boxer, sondern zusätzlich gegen eine Wand aus Anfeuerungsrufen an. Er blieb jedoch locker und auf seine Aufgabe konzentriert und überzeugte in der ersten Runde mit anspruchsvollen Kombinationen und gutem Auge. So ließ er manchen Angriff seines Gegners ins Leere laufen, verpasste jedoch mitunter die Chance, schnelle Konter zu setzen. Insgesamt wirkte diese Runde recht ausgeglichen und sauber und machte daher Lust auf mehr. Dieses Mehr sollte es aber leider nicht geben. Denn der Supervisor am Ring sah sich gezwungen, den Bendorfer Boxer zu disqualifizieren, da er sich nicht, wie in den Wettkampfbestimmungen vorgeschrieben, vor dem Kampf rasiert hatte und ein Bärtchen trug.

Das Bendorfer Publikum zeigte sich zunächst verwirrt und dann maximal verärgert. Als Pörschke der Sieg zugesprochen wurde, musste er einige Häme und Schmährufe hinnehmen, was sicher unsportlich, aber der emotional aufgeladenen Situation geschuldet war. So war es absolut richtig, dass einer der Kampfrichter die Boxer und ihre Trainer gleich zu sich rief und die Wogen glättete. Boxer und Trainer reichten sich die Hände und so konnten sich auch die Zuschauer wieder beruhigen. Hier zeigten sich Fairness und wahrer Sportsgeist. Und nach der sehr ansehnlichen ersten Runde darf man sicher hoffen, dass beide Boxer erneut aufeinander treffen und zu Ende bringen, was sie heute angefangen haben.

So endete eine nervenaufreibende und spannende Boxnacht.