Jahreshauptversammlung beim SC Rhein Ahr Sinzig

Vereinsschiff ist aus ärgsterSeenot gerettet

Vereinsschiff ist aus ärgster
Seenot gerettet

Die neue Besatzung auf der Brücke des SC Sinzig (v.l.): Kassierer Bruno Decker, Vize Fabian Fabritius, Vorsitzende Silvia Mühl und Jugendleiter Dirk Kassube. Foto: -BL-

Sinzig. Das schlingernde Vereinsschiff des einstigen Renommierklubs der Fußballer des SC Rhein Ahr Sinzig ist aus ärgster Seenot gerettet. Bei der jüngsten Jahreshauptversammlung im Haus der offenen Tür (HoT) fanden sich nach langen und intensiven Diskussionen neue Vorstandsmitglieder und auch neue Beisitzer. Damit ist beim Klub aber längst noch nicht Friede, Freude, Eierkuchen angesagt.

In Bedrängnis gekommen waren Verein und Vorstand durch den Rücktritt des Kassierers Gerold Schreyer (gesundheitliche Gründe) und des bisherigen Jugendleiters René Beyreuther (berufliche Gründe). Immerhin, mit Bruno Decker als neuem Kassierer, Dirk Kassube als neuem Jugendleiter und, etwas überraschend, Fabian Fabritius als neuem stellvertretendem Vorsitzenden, konnten wichtige Posten neu besetzt werden. Zudem wurden mit Emin Er, Pascal Horey, Niklas Saess und dem Vereinsurgestein Antonio Almeida auch gleich vier neue Beisitzer gewählt. Damit ist die Krise, und auch das drohende Vereins-Aus, zunächst einmal abgewendet.

Doch trotz der positiven Ergebnisse zeigte die Jahreshauptversammlung auch auf, dass im Verein noch einiges im Argen liegt. Zum eigentlichen Zeitpunkt der Versammlung waren nur zehn Mitglieder anwesend. Am Ende waren es dann 15 stimmberechtigte Mitglieder. Aber der einstige Vorzeigeverein im Kreis Ahrweiler, und auch im ganzen Fußballverband Rheinland, hat immer noch 334 Mitglieder.

Das Interesse der Vereinsmitglieder selbst am Verein ist gering. Zu wenig engagierte Mitstreiter, zu wenig Geld, Probleme bei den Fahrten der Jugendmannschaften, eine starke Fluktuation bei deren Trainern und auch gewisse Probleme mit der Selbstwahrnehmung sind so massive strukturelle Probleme im Verein. Die Vorsitzende Silvia Mühl begrüßte diejenigen, die dann doch noch gekommen waren mit einer gewissen Selbstironie. „Ich bin ja nicht so oft auf dem Fußballplatz - mein Name ist Silvia Mühl, und ich bin Eure Vereinsvorsitzende“, hieß es da kurz und knapp.

Immerhin es gab noch einen weiteren Lichtblick, der scheidende Kassierer Gerold Schreyer hatte sein Versprechen wahr gemacht und die roten Zahlen in der Vereinsbilanz getilgt.

Dennoch geht der Blick im Verein viel zu oft nostalgisch verklärt zurück in die sechziger Jahre, als der SC Rainer Sinzig fußballerisch eine ganz große Nummer war. Oder aber zurück in die jüngeren Jahrzehnte, als der Verein durch hausgemachte Probleme in arge Bedrängnis gebracht wurde. Der scheidende Jugendleiter René Beyreuther brachte dies mit drastischen Worten auf den Punkt: „Was beim SG Rein-Ahr Sinzig geschieht, interessiert in der Stadt doch keinen Menschen“, wobei die tatsächliche Wortwahl Beyreuthers deutlich mehr mit Kraftausdrücken gespickt war.

Aber in der Anmerkung am Rande liegt sehr viel Wahrheit. Denn die einst enge Bindung der Fußballer an die Bürger der Stadt und, vor allen Dingen, an deren Geschäftswelt ist längst wirklich nur noch nostalgische Vergangenheit. An dieser Selbstwahrnehmung wird man beim einstigen Renommierclub intensiv zu arbeiten haben. Und auch viele andere Strukturprobleme sind, trotz der erfolgreichen Neuwahlen, längst noch nicht vom Tisch. Denn ein neuer Schriftführer oder eine neue Schriftführerin wurde am Freitag im HoT noch nicht gefunden, und auch die mit viel Vorschusslorbeeren gestartete Jugendspielgemeinschaft mit Lokalkonkurrent Inter Sinzig ist längst aufgekündigt und Geschichte. „Weniger reden, mehr schaffen“, dies sollte wohl eher der Leitspruch für die erfolgreiche Zukunft des Vereins sein.

Immerhin, der Verein befindet sich zumindest vorläufig in relativ sicherem Fahrwasser. Aber in der Versammlung wurde auch deutlich, dass man schon ein wenig Bammel vor der nächsten Jahreshauptversammlung im März oder April des Jahres 2020 hat. Denn dann stehen noch einmal komplette Neuwahlen für den Vorstand an - und damit eine ganze Menge Klärungsbedarf.