Kritische Baugebiete sollen aus dem Flächennutzungsplan herausgenommen werden
Bürgermeister Theo Hüffel macht Kompromissvorschlag
Oberhalb von Berkum, zwischen Einkaufszentrum und FGAN, soll ein neues Baugebiet ausgewiesen werden
Wachtberg. Seit fünf Jahren arbeitet der Wachtberger Gemeinderat an einer Neufassung des Flächennutzungsplanes für das Drachenfelser Ländchen. Während man sich im Großen und Ganzen darüber einig ist, die Gemeinde mit einer moderaten Entwicklung von Bauflächen voranzubringen und dabei vor allem die Siedlungsschwerpunkte weiter zu stärken, entzündete sich politischer Streit und der Unmut von Bürgern, vor allem an kleineren Einzelflächen, deren Zukunft man unterschiedlich beurteilte.
Es gab eine Reihe von Diskussionen, Gutachten, Leserbriefen und Ortsterminen, bei denen oft kontroverse Meinungen ausgetragen wurden. Doch nun glaubt Bürgermeister Theo Hüffel, mit einem umfassenden Kompromissvorschlag den „gordischen Knoten“ lösen und vielleicht doch noch eine einmütige Beschlussfassung erreichen zu können.
Bürger wehrten sich gegen Pläne
An Stellungnahmen von Bürgern mangelte es indessen nicht. Zuletzt übergaben im vergangenen Dezember zahlreiche Bürger aus Villiprott Hüffel eine Liste mit rund 600 Unterschriften, mit denen sie sich gegen die geplante Ausweisung von Bauland am nordöstlichen Ortsrand wehren. Auch in anderen Ortschaften stellten Einwohnergruppen, aber auch politische Gruppierungen außerhalb und innerhalb von Parteien die Vorgehensweise bei der Änderung des Flächennutzungsplanes infrage.
Die die kontrovers geführte Diskussion über einzelne Plangebiete mag dazu beigetragen haben, dass der Bürgermeister einen eigenen Vorschlag, den er selbst als Kompromisslinie bezeichnet, vorgelegt hat. Er plädiert dafür, man solle sich darauf provozieren, welche Entwicklung für die Gemeinde vernünftig sei. Ziel müsse es demnach sein, die Gemeinde behutsam weiterzuentwickeln. Auf diesem Wege sei auch die Einbindung der Bürger, der Landwirtschaft und der Naturschutzverbände wichtig. Außerdem wolle er nicht, dass die Ortskerne sterben, daher sei eine Innenverdichtung einer Neubesiedlung von Außenflächen vorzuziehen.
Aus für die Dorfstraße in Villiprott
So unterbreitet Hüffel folgende Vorschläge für einige besonders umstrittenen Flächen. Die heiß umstrittene Dorfstraße in Villiprott soll demnach nicht zu potenziellem Bauland weiterentwickelt werden. Mittlerweile ist die CDU, die dieses Vorhaben nachdrücklich lanciert hatte, ebenfalls davon abgerückt. Zwar habe die Bezirksregierung keine grundsätzlichen Bedenken vorgebracht, doch bilde die Straße einen schönen Abschluss der Ortslage, so Hüffel. An dieser Stelle würde eine Siedlungserweiterung in die freie Landschaft erfolgen, die so nicht wünschenswert sei. Die Bebauungsmöglichkeit sei im Verhältnis zum Flächenpotenzial relativ gering, zudem entstehe in Villiprott zurzeit ein großes Wohngebiet an der Burgstraße. Außerdem könne man den Verlust von Bauland an anderer Stelle kompensieren, beispielsweise mit der Ausweisung eines weiteren, 2,7 Hektar großen Baugebietes am Erlenmaarweg oberhalb von Berkum zwischen der FGAN und dem Einkaufszentrum, rund um den Baubetriebshof der Gemeinde.
Ortsrand von Ließem soll außen vor bleiben
Der nordöstliche Ortsrand von Ließem soll ebenfalls außen vor bleiben. Hier habe die Höhere Landschaftsbehörde die Bedenken geäußert, eine Bebauung könnte das Landschaftsbild beeinträchtigen, weil dort derzeit ein vergleichsweise kleiner Ort Abgrenzung gebe. Außerdem lägen Teile der Flächen im Landschaftsschutzgebiet, eine Aufhebung des Schutzes könne nach Auskunft der Bezirksregierung derzeit nicht in Aussicht gestellt werden. Zumal eine dort stehende alte Eiche in jedem Fall erhalten werden müssen. Dafür sollen die 1,22 Hektar am Südrand des Ortes zu Bauerwartungsland umgewidmet werden. Allerdings soll der dichte Gehölzbestand möglichst erhalten bleiben und künftig die Funktion einer Ortsrandeingrünung übernehmen.
Förderprojekt „Jung kauft Alt“
Unter dem Namen „Jung kauft Alt“ schlägt Bürgermeister Hüffel darüber hinaus ein Förderprojekt vor, das sich an die bevorzugte Zielgruppe der jungen Familien mit Kindern richtet. Diese sollen in leerstehenden Altbauten in den Innenbereichen der größeren Wachtberger Ortsteile gelockt werden. Damit wäre das wichtige Ziel „Innenverdichtung vor Außenverdichtung“ mit relativ bescheidenen kommunalen Finanzmitteln besser erreichbar, da die bereits vorhandene Wohnsubstanz in den Ortschaften besser genutzt und zugleich auf Dauer erhalten werden könnte. Der Vorschlag, der in Steinhagen bereits umgesetzt wird, zielt auf junge Wachtberger ebenso wie auf junge zuziehende Familien mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren. Neben einer einmaligen Förderung zur Erstellung von Altbaugutachten von höchstens 1.500 Euro soll es eine laufende Förderung für die Dauer von fünf Jahren geben, die sich nach der Zahl der Kinder unter 18 Jahren besteht. Auch hier beträgt die Höchstförderung 1.500 Euro pro Jahr.
