Die Woche im Garten
Eine Kolumne von Ulrich Junker
Wachtberg.Anfang September, man kann das noch Spätsommer nennen oder schon Frühherbst, aber jedenfalls erwartet man davon stabiles Hochdruckwetter.
Es ist ja kein Zufall, dass die großen Veranstaltungen unter freiem Himmel, wie die Wachtberger Kulturwochen, das Meckenheimer Altstadtfest, die Muffenale, das Pecher Brunnenfest gerade jetzt stattfinden. Aber bisher ist es in diesem Jahr bei uns weder stabil noch Hochdruck, sondern zu viel Regen und nachts schon Temperaturen unter zehn Grad. Der Feldsalat-Samen ist gar nicht aufgegangen. Normale Tomaten zu ziehen, gibt ja auch in anderen Jahren nicht mehr viel Sinn; aber Cocktail-Tomaten überdacht reifen zu lassen, macht noch Spaß, und eine Sorte bleibt sogar gelb, wenn sie schon reif ist. Daneben stehen Peperoni in Töpfen, die auch bei uns von ganz kleinen runden bis zu ganz langen Früchten eine große Vielfalt erreicht haben.
Etwas früher als sonst hat auch die Herbstbepflanzung begonnen, weil der viele Regen Petunien und fleißige Lieschen vorzeitig ruiniert hat. Es werden ja schöne, großblütige Stiefmütterchen angeboten, die bei etwas Schutz und Pflege bis zu den Eisheiligen durchhalten. Wer Primeln durch den Sommer gebracht hat, kann auch schon wieder die ersten Blüten entdecken. Der Klassiker der Herbstblüten, die Chrysanthemen, sind in großer Vielfalt da, aber damit läutet man wirklich den Herbst ein, womit mancher doch etwas zögert.
Die Königin des Spätsommers ist aber die Dahlie. Inzwischen ist ja wohl jede aufgeblüht, und es gibt eine solche Vielfalt, dass es eigentlich verwundert, wenn sie denselben Namen tragen: von der kleinen Mignon über die Halskrause und die Pompon, bis zur großblütigen, strahlenden Schmuckdahlie, die sogar einen Stützpfahl braucht. An Dahlien sieht man sehr gut, ob sie nahrhaften Boden bekommen haben, und bei großen Knollen ist es sogar von Vorteil, wenn man sie vor dem Auspflanzen teilt. Bei uns stehen einige im zwölften Jahr.
Für den Winterschutz gibt es verschiedene Methoden, wir graben die Knollen aus und setzen sie in etwas feuchte Sandeimer, unbedingt nach Sorten getrennt und beschriftet.
Wer schon Platz frei hat, kann gewiss auch mit Tulpen- und Narzissenzwiebeln, Krokus und Zwergiris schon beginnen, aber wo die Beete noch besetzt sind, hat das noch Zeit bis November.
Die Auflösung des letzten literarischen Gartenrätsels war Friedrich Hölderlin, und heute beginnen wir mit der langen Reihe schöner deutscher Herbstgedichte mit: Von wem stammt „Im Nebel ruhet noch die Welt, noch träumen Wald und Wiesen ...“?
U.J.
