Adendorfer Töpferwochenende im neuen Gewand erreichte seine Ziele
Es geht zurück zu den Wurzeln
Verein Adendorfer Gewerbetreibender freut sich über den Erfolg, Besucher wurden selbst zu Töpfern
Adendorf. Nur noch fünf Töpferbetriebe halten die Fahne hoch im Töpferort Adendorf, deshalb entschied sich der Verein Adendorfer Gewerbetreibender (VAG), nach fast vier Jahrzehnten die Adendorfer Töpfertage neu aufzustellen. „Sie waren mittlerweile in einen Straßenfestcharakter abgerutscht und hatten den eigentlichen Sinn verloren“, erläuterte Töpfermeister Paul Günther zum Hintergrund. Jetzt wollte man „zurück zu den Wurzeln“ und das schöne Töpferhandwerk in all seiner Vielfalt und handwerklichen Ausprägung den Besuchern nahe bringen. So glänzte das erste Töpferwochenende in der Abwesenheit sämtlicher „Jahrmarktsattraktionen“ wie Kinderkarussell, Fressbude, Glühweinstand oder Trödeltisch. Dafür lag das Heft des Handelns diesmal beim Publikum selbst. „Bei uns kann der Besucher, ob alt oder jung, selbst aktiv zum Töpfer werden“, erläuterte Günter, der federführend bei der Organisation des Töpferwochenendes war. So hatte man in den einzelnen Werkstätten die Gelegenheit, unter fachkundiger Anleitung höchstpersönlich an der Drehscheibe aus einem Lehmklumpen ein Müslischälchen zu erschaffen, durfte sich künstlerisch an der farblichen Verschönerung vorgefertigter Rohware versuchen oder ein möglichst originelles Lochmuster in eine Tonkugel stechen.
Für die heimische Vitrine
Die fertigen Produkte konnte man dann anschließend zum Brennen dalassen und in einigen Wochen als fertiges „Keramikkunstwerk“ abholen, um es in die heimische Vitrine zu stellen. „Vor allem den Kindern machte das unheimlich viel Spaß, denn sie konnten ihrer Kreativität freien Lauf lassen“, war auch Töpfermeister Peter Hansen erfreut über den großen Zuspruch, den die Veranstaltung trotz praktisch nicht vorhandenen Rahmenprogramms gefunden hatte. So gab es lediglich bei Paul Günther neben seinem längst stillgelegten historischen Kasseler Langofen von 1920 eine Bilddokumentation über den 2005 von den Adendorfer Töpfern erbauten „kleinen Bruder“ dieses Brennofens auf dem Dorfplatz. Dazu wurde die Historie der Töpfertage dargestellt.
Die Renaissance des Brottopfes
Doch natürlich hatten die Töpfer ihre bereits hergestellte Ware appetitlich dekoriert, sodass zahlreiche Besucher veritable Erinnerungsstücke mit nach Hause nehmen konnten. Und das waren nicht nur die altbekannten Kaffeebecher und Blumentöpfe, vielmehr gehen auch die Töpfer mit der Zeit und entwickeln immer neue Produkte wie Lichtobjekte und lebensechte Tierskulpturen. Aber auch die Nachfrage nach Sonderanfertigungen wie Tassen, Teller und Krüge mit Wappen oder Emblemen füllen mittlerweile ihre Auftragsbücher. „Außerdem erlebt etwa der klassische Brottopf derzeit eine Renaissance in modernem Design, passend zu den heutigen Küchen und den gestiegenen Ansprüchen des Publikums an Qualität, Funktionalität und Ästhetik der Produkte“, wusste Günther. Auch Töpfermeister Bernd-Ulrich Giertz sieht das Hauptziel der Veranstaltung erreicht, den Besuchern diese Vielfalt des Töpferberufes näherzubringen. „Es kommen vielleicht nicht mehr ganz so viele Leute wie zu Zeiten der Töpfertage - dafür sind es aber Leute, die sich wirklich für unser Handwerk und die Produkte unseres Schaffens interessieren.“
